1. Oktober 2006

Siebenbürgische Kantorei "en tours" im Südwesten Frankreichs

Die Siebenbürgische Kantorei unter der Leitung von Ilse Maria Reich pflegt eine schöne Tradition: In regelmäßigen Abständen findet eine der alljährlich zwei geplanten Chorrüstzeiten im Rahmen einer Urlaubsreise mit Auftritten im jeweiligen Urlaubsland statt.
Die romanische Kirche Saint-Pardoux nahe Mareuil wurde im 12. Jahrhundert gebaut. In der sonnenverwöhnten Gegend um Périgueux (Südwest-Frankreich) spendet der beeindruckende, durch einen Freundeskreis in Stand gehaltene Steinbau nicht nur angenehme Kühle. Das Kirchenschiff bietet auch eine ausgezeichnete Akustik. Wie geschaffen für die Siebenbürgische Kantorei, die in der Nähe Urlaub machte und am 6. September dort ihr erstes Konzert unter dem Titel „Choeurs et Musique Instrumentale de Transylvanie“ gab. Erstaunlich viele Zuhörer waren in die 1,5 km außerhalb von Mareuil gelegene Kirche gekommen und lauschten gebannt dem Vortrag der 24 Sänger und der Solistin Anca Iarosevici (Viola da Gamba), die, wie Wieland Graef und dessen Mitorganisator Serge Codet in ihrer zweisprachigen Begrüßung ankündigten, Musik aus sechs Jahrhunderten vorführten.

Auftritt der Siebenbürgischen Kantorei in der Kirche St. Pardoux (Frankreich). Foto: Doris Hutter
Auftritt der Siebenbürgischen Kantorei in der Kirche St. Pardoux (Frankreich). Foto: Doris Hutter

Wuchtig begann der Chor mit einer lateinischen Kantate von Hans Leo Hassler, vierstimmig und sicher erklangen in deutscher Sprache J. S. Bachs „Jauchzet, lobet, lobet, jauchzet“, Josef G. Rheinbergers „Missa brevis in G“ und Mendelssohn-Bartholdys „Zum Abendsegen“ sowie auf Französisch u. a. „Calme des Nuits“ von Camille Saint-Saëns und auf Rumänisch u. a. das Vaterunser von Felicia Donceanu. Werke siebenbürgischer Komponisten waren selbstverständlich auch zu hören. Überzeugend klangen Franz Xaver Dresslers „Siehe, das ist mein Knecht“ und Horst Gehanns „Nun wollen wir singen das Abendlied“. Wenn Ilse Maria Reich am Cembalo begleitete, führte Christian Reich den Dirigentenstab.
Gefühlvoll und virtuos boten, abwechselnd zum Chor, Anca Iarosevici an der Viola da Gamba (Tenor), begleitet von Ilse Maria Reich am Cembalo u. a. Werke von Georg Friedrich Händel, J. S. Bach, Caix d’ Hervelois und die „Rumänische Suite“ von Felicia Donceanu. Die in Bukarest lebende Anca Iarosevici absolvierte 1974 das Konservatorium „Ciprian Porumbescu“ am Cello und ist Mitglied im Quartett „Studioul de Muzică Veche București“, wobei sie Viola da Gamba (Sopran, Alt und Tenor) spielt.
Das Publikum zollte den Künstlern immer wieder begeistert Applaus. So auch am 8. September, als das Konzert im Temple d’Angouleme bei der reformierten Gemeinde wiederholt wurde. Die Kirche war gut besetzt und die Begrüßung in Französisch übernahm Frau Dietrich. Nach dem Auftritt gab es Fragen zu Siebenbürgen und zu in Frankreich weniger bekannten Komponisten. Sehr dankbar zeigten sich die Gemeindemitglieder auch am Sonntag, als die Kantorei den Gottesdienst mitgestaltete.
In der Freizeit wurden mehrere historische Sehenswürdigkeiten zwischen Bordeaux und Sarlat erkundet: Man bewunderte die Höhlenmalereien von Villars, die Kathedrale St. Front in Perigueux, das mittelalterliche Städtchen Sarlat und Frankreichs ältesten Glockenturm in Brantôme. In Bordeaux stehen der höchste steinerne Turm Frankreichs, der Michaelsturm (114 m), und die großartige Kathedrale St. André (UNESCO-Weltkulturerbe, auf dem Pilgerweg nach Santiago de Compostela). Das Baden im Atlantik rundete den abwechslungsreichen und geschichtsträchtigen Aufenthalt in Frankreich ab.

Doris Hutter


Schlagwörter: Konzert, Chor

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