4. März 2007

Ludwig Hesshaimer, Philatelieförderer und Künstler

Der aus einer alteingesessenen Kronstädter Familie stammende Ludwig Hesshaimer wurde 1872 geboren und kam als Fünfjähriger erstmals mit Briefmarken in Berührung. Dies geschah in Triest, wohin er durch die berufliche Laufbahn seines Vaters gelangt war. Wolfgang Maaßen, Autor der Biografie „Ludwig Hesshaimer. Licht und Schatten, Liebe und Leidenschaft für Kunst und Philatelie“, schreibt in seinem Buch, das die vielfältigen Facetten des Wirkens und Schaffens des Briefmarkenzeichners, Philatelieförderers und Künstlers kundig beleuchtet: „Ihn interessierten die Bilder, nicht der Geldwert – eine Motivation, der er ebenfalls lebenslang treu blieb. Ihn faszinierte die Kunst der kleinen Form, die Kleinstgrafik.“ (S. 18) Dieses Interesse, ja Zuneigung, für Briefmarken und Kunst sollte das weitere Leben von Ludwig Hesshaimer maßgeblich prägen.
Erst einmal rückte für den jungen Hesshaimer die militärische Laufbahn in den Vordergrund, die ihn zurück auf den Balkan führte. Den Ersten Weltkrieg erlebt er von Anbeginn: „Als Ludwig Hesshaimer mit Genehmigung seines Vorgesetzten, Rittmeister Ditfurth, im Sommer 1914 beim anstehenden Besuche des Kaiser-Nachfolgers Erzherzog Franz Ferdinand diesem eine Mappe von zehn seiner bosnischen Radierungen in Sarajewo überreichen sollte, ahnte er noch nichts. Er stand am 28. Juni mit seinen Kadettenschülern in Reih und Glied, in Sichtweite Seiner Exzellenz des Landeschef-Feldzeugmeister Potiorek, in Erwartung, dem Fürsten gegenüberzutreten und sein Geschenk zu überreichen. Aber Schüsse eines serbischen Schützen bereiteten diesem Vorhaben ein jähes Ende. In der Panik der Situation eilte Hesshaimer dem in einer Blutlache liegenden Thronfolger und seiner Gemahlin noch zur Hilfe, aber es war zu spät; er konnte nur noch helfen, die beiden Sterbenden aus dem Wagen zu tragen.“ (S. 27)

Der Neuanfang im Nachkriegs-Österreich fällt schwer. Kunst und Philatelie bleiben weiterhin Wegmarken seines Lebens. Sein sehnlicher Wunsch, dass ein Entwurf von ihm von der Österreichischen Post als Briefmarke herausgegeben wird, geht nicht in Erfüllung. In Island, Kolumbien und Liechtenstein erblicken seine Zeichnungen die Briefmarken-Welt. Parallel dazu ist er sehr aktiv als Gründer und Funktionär von Briefmarkenvereinen, er organisiert Ausstellungen und versucht, eine Brücke zwischen deutschen und österreichischen Sammlern zu schlagen. Damit beginnt auch seine Gratwanderung, die Maaßen ab dem siebten Kapitel („Der deutsche Hesshaimer: Idealist, Träumer, Illusionist“) sehr ausgewogen darstellt. Er gerät in den Sog des Nationalsozialismus, ohne sich aktiv an der Parteiarbeit zu beteiligen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg steht Ludwig Hesshaimer noch schlechter da als nach dem Ersten. Er verlebt einsame Jahre in Wien, muss seine Briefmarkensammlung verkaufen und geht 1950 nach Brasilien, wo inzwischen seine Tochter lebte. Er konnte dort seinen 80. Geburtstag feiern, eine bescheidene Ausstellung zeigt aus diesem Anlass eine Retrospektive seines künstlerischen Schaffens. Hesshaimer starb 1956. Sein Grab im brasilianischen Rezende wird behütet von einem schmiedeeisernen Kreuz mit dem Wappen Siebenbürgens, gefertigt von einem siebenbürgischen Künstler, der damals in Rio de Janeiro lebte.

Es bereitet besonderen Genuss, in diesem Buch (Großformat, hochwertige Aufmachung mit Schutzumschlag und Gold-Prägung auf Titel und Buchrücken, 404 teils großformatige Farbabbildungen auf 150 gr. hochwertigem Bilderdruckpapier, durchgehend farbig illustriert, gefällige Schrift) zu blättern und zu lesen.

Uwe Konst



Wolfgang Maaßen: „Ludwig Hesshaimer. Licht und Schatten, Liebe und Leidenschaft für Kunst und Philatelie“. Phil*Creativ Verlag, Schwalmtal, 2006 [Sonderband der Reihe: Chronik der deutschen Philatelie], 184 Seiten, ISBN: 978-3-932198-71-7, Preis: 75 Euro. Das Buch ist im Buchhandel erhältlich oder direkt beim Verlag Phil*Creativ, Vogelsrather Weg 27, 41366 Schwalmtal, Telefon: (0 21 63) 3 07 77, Fax: (0 21 63) 3 00 03, E-Mail: faktura@phil-kreativ.de, Internet: www.phil-shop.de.

Schlagwörter: Rezension, Persönlichkeiten

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