4. August 2008

Toma mit "Götz von Berlichingen" in Linz

Der siebenbürgische Theaterregisseur Ioan Cristian Toma (1953 in Kronstadt geboren) inszeniert ab Mitte September am Linzer Theater Phönix Johann Wolfgang von Goethes Schauspiel „Götz von Berlichingen“. Wieder Goethe, wieder ein Klassiker. Vergangenes Jahr erst hatte der gebürtige Kronstädter bei den Sommerfestspielen Perchtoldsdorf (nahe Wien) den „Faust“ in Szene gesetzt. Jetzt folgt der „Götz“.
Das revolutionäre Schauspiel des jungen Goethe markiert den Beginn des „Sturm und Drang“. Nationaler Stoff, freie Form und geschichtsbewusst-lebensvolles Ethos ließen es zum Vorbild einer ganzen Generation werden. Im Mittelpunkt steht der kaisertreue Reichsritter Götz von Berlichingen, der sich gegen Verrat, Lüge, Knechtssinn und höfische Unterdrückung auflehnt: ein selbsternannter „Robin Hood“ im Kampf um Freiheit und Gerechtigkeit.

Goethe schildert den Untergang eines großen Individuums und zeigt zugleich die Zeit des Umbruchs – von einem liberalen Kaiserreich zur Willkürherrschaft der Landesfürsten und der Kirche. Die Welt verändert sich. Götz, der nicht bereit ist, diese Veränderung zu akzeptieren, geht schließlich an ihr zugrunde.

Wie Toma gegenüber der Siebenbürgischen Zeitung erklärte, will er in seiner Inszenierung auch zeigen, dass neben diesem naiven, heldenhaften Kampf, der sich in der Titelfigur verdichtet, sehr differenzierte Charaktere ins Spiel kommen, wie z. B. Weißlingen als Jugendfreund und Gegenspieler von Götz, ein untreuer und verräterischer Charakter, mit dem sich der Dichterfürst identifizierte. In „Dichtung und Wahrheit“ offenbart Goethe sinngemäß, dass er in dieser Figur eigene Sünden verarbeitet hat. Als stärkste Figur sieht der Regisseur freilich die femme fatale Adelheid, die in ihrer skrupellosen Intelligenz an Richard III. erinnert. Wie überhaupt das gesamte Drama von Shakespeare beseelt ist.

Die Rollen sind durchgängig mit Schauspielern des Hausensembles besetzt. Für die Kostüme zeichnet die Schäßburgerin Bonnie Tillemann verantwortlich. Das Theater Phoenix steht in dem Ruf, aufregendes experimentelles Theater zu bieten. Der Spielzeit 2008/2009 kommt besondere Bedeutung zu, mündet sie doch in das Kulturhauptstadtjahr (2009) in der Donaustadt Linz.

Premiere des „Götz von Berlichingen“ ist am 11. September um 19.30 Uhr im Theater Phönix, Wiener Straße 25, 4020 Linz. Weitere Vorstellungen (Saal) folgen am 13., 14., 17., 18. 20., 21., 24., 25., 26., 28. September, 1.-12., 14.-19., 21.-26., 28.-31. Oktober, 1., 2. November, jeweils um 19.30 Uhr, Karten und Infos unter Telefon: (00 43) (0) 7 32 66 65 00, Webseite: www.theater-phoenix.at.

CS

Schlagwörter: Theater, Österreich

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