21. November 2008

Nürnberg: Tor zur Freiheit für die Siebenbürger Sachsen

Im Jahre 1952 meinte Ludwig Grote, der damalige Direktor des Germanischen Nationalmuseums von Nürnberg, für die Siebenbürger Sachsen habe sich der Inbegriff für Deutschland immer mit der alten Reichsstadt Nürnberg verbunden. Nürnberg sei für sie jederzeit die eigentliche Hauptstadt Deutschlands und sein geistiger Mittelpunkt gewesen. Grote konnte damals noch nicht voraussehen, dass schon nach einem Jahrzehnt Nürnberg für die Deutschen aus Rumänien auch das Tor zur Freiheit werden sollte. Diesen beiden Aspekten widmet sich die Broschüre „Nürnberg und Siebenbürgen“ von Dr. Michael Kroner und Horst Göbbel, die hier kurz vorgestellt werden soll.
Es handelt sich dabei um eine Neuauflage des vor 15 Jahren von der Kreisgruppe Nürnberg-Fürth-Erlangen der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen herausgegeben gleichnamigen Heftes. Die Broschüre, die längst vergriffen, ist nun vom Haus der Heimat Nürnberg in einer erweiterten und aktualisierten Aufmachung herausgegeben worden, dies vor allem angesichts der Tatsache, dass sich mittlerweile eine Partnerschaft zwischen Nürnberg und Kronstadt anbahnt und die Veränderungen der letzten 15 Jahre zu berücksichtigen sind.

Der erste Teil des Heftes, verfasst von Dr. Michael Kroner, beschäftigt sich mit den seit Jahrhunderten bestehenden Beziehungen zwischen Nürnberg und Siebenbürgen. Dazu gehörten vor allem die Handelsbeziehungen, dann Nürnberger Bürger, die sich in Siebenbürgen niederließen (angefangen vom legendären Hermann, der angeblich der Gründer Hermannstadts war, Peter Haller, Söhne von Veit Stoß u.a.) sowie Nürnberger Geschlechter, die aus dem Siebenbürger Raum stammten (der Vater von Albrecht Dürer, der Harnischmacher Valentin Siebenbürger, die Familien Groland und Schürstab u.a.). In Nürnberg wurden sodann zahlreiche Schriften und Karten über Südosteuropa, vor allem über den Kampf gegen die Türken, über die Gräueltaten Draculas, aber auch von und über die Siebenbürger Sachsen, wie die Chronik von Johannes Tröster, gedruckt. Auf dem Gebiete der Architektur und sonstiger Kunst lässt sich eine Ausstrahlung von Nürnberg nach Südosten feststellen.

Namhafte siebenbürgisch-sächsische Persönlichkeiten, Institutionen und Gymnasien gehörten zu den Mitbegründern des Germanischen Nationalmuseums von Nürnberg und gehörten ihm bis 1944 als Mitglieder und Mitarbeiter an. Als gesamtdeutsche Kulturanstalt besitzt das Museum einen reichen Fundus an siebenbürgischen Objekten, von dem ein Teil ausgestellt ist. Das bezeugt ein übriges Mal die enge Verbundenheit der siebenbürgisch-sächsischen zur deutschen Kultur.

Der zweite Teil der Broschüre von Horst Göbbel wurde wesentlich erweitert und aktualisiert, wobei Nürnberg als Tor zur Freiheit für die sächsischen Aussiedler und deren Eingliederung im Nürnberger Raum präsentiert wird. In der Nürnberger Durchgangsstelle für Aussiedler sind in den Jahren 1950 bis 1993 etwa 400 000 Deutsche aus Rumänien aufgenommen worden, davon verblieben rund 20 000 Sachsen in und den Ortschaften um Nürnberg. Da sich die Broschüre nicht nur an Rumäniendeutsche, sondern auch an sonstige Bundesbürger wendet, geht der Verfasser auch auf die Motive ein, die die Aussiedlung bewirkt haben, sowie die Probleme, die sich bei der politischen und gesellschaftlichen Eingliederung der Aussiedler „vom unmündigen Untertan zum mündigen Bürger“ ergaben. Das wird konkret am Beispiel der heute im Nürnberger Raum lebenden Sachsen dargestellt, die in einem Verband zusammengeschlossen sind, der als Sprecher der Siebenbürger Sachsen auftritt, die Tätigkeit zahlreicher Formationen koordiniert, die sich um die Pflege des Kulturerbes, der gesellschaftlichen Eingliederung und nicht zuletzt um gesellige, unterhaltsame Veranstaltungen und Begegnungen und den gemeinschaftlichen Zusammenhalt bemühen. Horst Göbbel fragt aber auch: „Siebenbürger Sachsen in Nürnberg – wie lange noch?“

Mittlerweile gibt es in Nürnberg auch eine nicht zu übersehende rumänische Gemeinschaft, die über einen Deutsch-Rumänischen Kulturverein verfügt und in der hier angesiedelten orthodoxen Mitropolie einen geistigen Mittelpunkt besitzt. Auf diesen Aspekt geht die Broschüre ebenfalls ein.

Zahlreiche alte historische Bilder sowie aktuelle Aufnahmen ergänzen und beleben den Text.

Michael Kroner, Horst Göbbel: „Nürnberg und Siebenbürgen. Jahrhundertealte Beziehungen vom legendären Hermann bis in die Gegenwart“, Verlag Haus der Heimat, Nürnberg 2008, 80 Seiten, zu bestellen zum Preis von 5 Euro im Haus der Heimat, Imbuschstraße 1, 90473 Nürnberg, Telefon: (09 11) 8 00 26 38, E-Mail: hausderheimat-nuernberg [ät] t-online.de.

Schlagwörter: Neuerscheinung, Nürnberg, Geschichte, Integration

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