4. Mai 2009

Ausgewogene Informationsquelle über Rumänien

Am 4. Februar wurde am Institut für Osteuropäische Geschichte der Universität Wien das 2008 im renommierten Böhlau-Verlag erschienene Buch „Rumänien. Geschichte und Geographie“ der beiden Autoren Dr. Kurt Scharr (Geograph, Uni Innsbruck) und Univ.-Prof. Dr. Rudolf Gräf (Historiker, Prorektor der Uni Klausenburg) präsentiert.
In seinen einführenden Worten präsentierte Univ.-Prof. Dr. Oliver Schmitt (Historiker, Uni Wien) die thematische Gliederung des Buches sowie die methodologische Vorgangsweise der Autoren, die Geschichte „erklären und nicht erzählen wollen“.

Das vorliegende Sachbuch versucht in Themenblöcken erstmals in knapper und übersichtlicher Weise, abseits nationalistischer Denkstrukturen, die Geographie sowie die Vielfalt des Landes in seiner historischen Entwicklung nachzuzeichnen und somit einen Verständnisansatz für die komplexe Realität der Gegenwart dieses ebenso heterogenen wie kulturlandschaftlich spannenden Mosaiks bereit zu stellen. Ausgehend von der scheinbar erfüllten Idee des Nationalstaates nach 1918 über dessen Abgleiten in den Totalitarismus am Ende der 1930er Jahre und den mit der Wende von 1989 eingeleiteten Aufbruch in die Demokratie als Einstieg in die Thematik, bietet der Band in der Folge zwei Zugänge auf maßstäblich verschiedenen Ebenen. Die kleinere Ebene der historischen Regionen widmet sich den prägenden Ereignissen ihres Entstehens. Ereignisse, die aber auch das alltägliche Bewusstsein der Bevölkerung bis heute prägen. Die genetische Betrachtung des Gesamtraumes hingegen wendet sich dem Verlauf vom protostaatlichen Herrschaftsraum zum jungen europäischen Territorialstaat der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu.

Eine abschließende Analyse der Kirchen Rumäniens in all ihrer Vielfalt und ihrer Geschichte konturiert diese Annäherung über die Differenziertheit regionaler Identitäten neuerlich und spannt somit den Bogen zu den historischen Regionen in der Erkenntnis und dem Wunsch, die Einheit Rumäniens letztlich in seiner Vielfalt wahrzunehmen und verstehen zu lernen, wobei ethnische Gruppen und Konfessionen ebenfalls berücksichtigt wurden.

Geschichte als Einheit und Vielfalt, nicht chronologisch und auf relativ kleinem Raum dargestellt, soll den Laien wie den Fachmann ansprechen, vor allem jedoch mit Rumänien-bezogenen Klischees aufräumen. Weil in westlichen Medien der Naturraum Rumäniens mit all seiner Vielfalt kaum bekannt ist, erweist sich diese Neuerscheinung mit ihren ausgewogenen Informationen zur Geschichte oder Geographie dieses Raumes in seiner ganzheitlichen Darstellung als willkommene Informationsquelle. In seinem Schlusswort betonte Univ.-Prof. Dr. Michael Metzeltin, Vorstand des Instituts für Romanistik der Universität Wien, dass dieses mit „Zuneigung seitens der Autoren“ verfasste Buch Probleme aufzeigt, über die man nachdenken/sprechen sollte, dass es gleichzeitig aber auch Rumänien als einen ganz normalen europäischen Nationalstaat darstellt.

Hans Dama



Kurt Scharr, Rudolf Gräf: „Rumänien. Geschichte und Geographie“, Wien 2008, 261 Seiten, 4 Karten, 18,5 x 12 cm, Broschur. Preis:€ 19,90 Euro. ISBN: 978-3-8252-3020-3.

Schlagwörter: Rumänien, Buchpräsentation, Geschichte

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