26. Juni 2009

Herausragender Chronist der Landespolitik: Der Journalist Edwin Konnerth wurde 90

Der gebürtige Hermannstädter war ein Mann der ersten Stunde. Er hat die Anfänge des Lan­des Baden-Württemberg als Berichterstatter begleitet und beschrieben – am 2. Juni wurde er in Stuttgart 90 Jahre alt. Zahlreiche Ehrungen, wie das Bundesverdienstkreuz erster Klasse oder die Silbermedaille des baden-württembergischen Landtags, hat er von politischer oder journalistischer Seite erfahren.
Edwin Konnerth ist trotz seiner Erfolge, Ehrungen und Kontakte zu höchsten politischen Kreisen ein stets bescheidener und zurückhaltender Bürger geblieben, berichten seine Kolle­gen und Freunde. Er hat seine Fähigkeiten und sein Wissen immer in den Dienst der Sache ge­stellt. Im Lauf der Jahre hat er mehr als 10 000 Zeitungsartikel geschrieben, hat die landespolitischen Entwicklungen verfolgt, war in seinem Tun schlicht Chronist einer Epoche. „Er war ein kritischer Betrachter, den man zu den journalistischen Gründungsvätern Baden-Württem­bergs zählen darf“, würdigte ihn die Südwest Presse im Juni 1984, als er in Ruhestand ging.

Obwohl sein Weg nicht geradlinig verlief – aber welcher Weg verläuft schon so – war er sich seiner Anlagen und Begabungen immer bewusst und hat sie verantwortungsvoll eingesetzt. Dabei bediente er sich durchaus auch unkonventioneller Methoden. Die Gründung des Südweststaates Baden-Württemberg erlebte er in einem Baum­wipfel sitzend hautnah mit. Als sich am 2. Au­gust 1948 die Landesvertreter von Württem­berg-Baden, Württemberg-Hohenzollern und Südbaden in Hohenneuffen zu Beratungen über die zukünftige politische Gliederung trafen, war Konnerth dabei. Er berichtet: „Als wir hinter der Burg waren, hörte ich die sonore Stimme von Theodor Heuss hoch oben aus dem Fenster dringen. Und da ein hoher Baum davor stand, bin ich hinaufgeklettert, bis fast in die Krone, und habe das Wesentliche notiert.“
Edwin Konnerth im Gespräch mit einem Besucher im ...
Edwin Konnerth im Gespräch mit einem Besucher im Januar 2009. Foto: Konrad Klein
Auch in den Jahren danach gelang es ihm, das „Wesentliche zu notieren“. Er entwickelte ein Gespür dafür, wie und wo Politik gemacht wird und wie sie aus journalistischer Sicht am besten begleitet und wiedergegeben werden kann. Er kannte alle wichtigen Politiker in Stutt­gart und darüber hinaus, angefangen von Maier, Kiesinger, Filbinger bis hin zu Späth und Teufel, Ministerpräsidenten wie auch Parlamentarier und Beamte. Er reiste mit ihnen durch die Welt.

Edwin Konnerth wurde 1919 in Hermannstadt als Sohn eines Apothekers geboren, absolvierte das Brukenthal-Gymnasium, sollte Pharmazie studieren, fand aber schon früh Gefallen an der journalistischen Arbeit. Diese führte ihn zu einem Volontariat nach Stuttgart, in politisch brisanten Zeiten während des 2. Weltkriegs war er Korrespondent in Bukarest. Nach dem Krieg ließ er sich mit seiner Familie wieder in Stuttgart nieder und vertrat seitdem u.a. die Badische Zeitung Freiburg in der Landeshauptstadt. Ab 1952 war er Mitarbeiter der Frankfurter Allge­meinen. Bis zu seinem Ruhestand im Jahr 1984 leitete er die Stuttgarter Redaktion der Südwest Presse Ulm, bei der er über 30 Jahre lang tätig war. Auch danach blieb er als freier Mitarbeiter aktiv und berichtete u.a. im Staatsanzeiger. Zudem war er Mitbegründer und Alterspräsi­dent der Landespressekonferenz. Als Vorstands­mitglied gehörte er 1964 zu den Initiatoren des Landespresseballs.

Sein unstillbares Engagement für die Interes­sen seines Berufsstandes und seines Bundeslan­des führte dazu, dass er 1984 vom Bundes­präsidenten das Bundesverdienstkreuz erster Klasse verliehen bekam.

Die Südwest Presse berücksichtigte einst in einer Würdigung, dass Edwin Konnerth über die starke Einbindung in die Belange der Lan­despolitik Baden-Württembergs hinweg den Ak­zent seiner Heimat Siebenbürgen allerdings nie verloren hat.

J. S.

Schlagwörter: Jubiläum, Journalismus

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