15. Oktober 2009
Ausstellung „Die Schulen der Siebenbürger Sachsen“ in Erlangen
„Wissen Sie, was auf dem Grabstein eines Lehrers steht?“, fragt ein kluger Schüler seinen siebenbürgischen Lehrer vor einem halben Jahrhundert. – „Leider nicht, aber Du wirst es uns gleich sagen“. – „Ein Herz und eine Hand haben aufgehört zu schlagen“. Mit diesem heiteren Dialog begann am 18. September die Ansprache von Michael Schneider, bis vor kurzem Leiter des Schulmuseums Nürnberg, Landsmann aus Scholten und Ersteller der qualitativ hochwertigen Ausstellung „Die Schulen der Siebenbürger Sachsen“, bei deren feierlicher Eröffnung im Erlanger Museumswinkel.
Die musikalische Eröffnung des Abends hatten zuvor Sofia Fuss, Saxofon, und Roland Ziegler, Akkordeon, jugendhaft frisch und Katharina und Johann Gärtner mit vertrautem siebenbürgischem Gesang bestritten. Inge Alzner, die charmante Kreisverbandsvorsitzende, hatte ihr eine freundliche Begrüßung der zahlreichen Anwesenden – besonders unserer Ehrengäste Landrat Eberhard Irlinger, CSU-Stadträtin Gerlinde Stowasser, Dr. Matthias Rösch vom Lehrstuhl für Allgemeine Erziehungswissenschaft I am Department Pädagogik der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und Leiter des Schulmuseums, Doris Hutter, Stellvertretende Bundesvorsitzende, Horst Göbbel, Vorsitzender des Hauses der Heimat Nürnberg – folgen lassen. Sie dankte Dr. Dieter Rossmeissl, Kulturreferent der Stadt Erlangen und Vorsitzender des Vereins „Freunde und Förderer des Schulmuseums Nürnberg e.V.“, der mitentscheidend war für das Zustandekommen dieser Ausstellung in Erlangen, und hob hervor, dass zum 60-jährigen Bestehen der Nachbarschaft Erlangen eine Premiere angesagt sei: „Erstmals wird in Erlangen etwas gezeigt, das jeder von uns zwar kennt, aber so wie an diesem Tag vermutlich noch nie erlebt hat, die Ausstellung der Extraklasse ‚Die Schulen der Siebenbürger Sachsen‘.“ Sie fuhr fort: „Ihre zahlreiche Teilnahme zeigt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind, denn unser Verband ist eine Gemeinschaft, in der wir gute Freunde und Bekannte treffen, eine Gemeinschaft, aus der wir Kraft schöpfen auch als bestens integrierte Bürger dieses Landes.“
Landrat Eberhard Irlinger, ein dezidierter Freund und Förderer auch der Aussiedler, sieht in den Schulen auch Stätten der Begegnung und der Kultur. Von ihnen ginge auch Vereinsleben, das landsmannschaftliche aus. „Bildung ist das Beste, was man jungen Menschen mitgeben kann. „Meine Siebenbürger Sachsen, die auch im Landkreisleben gut integriert sind, haben dies offensichtlich sehr früh erkannt“, betonte er in seinem bemerkenswerten Grußwort.
Die Eröffnung der Ausstellung nahm in einem inhaltlich und rhetorisch hochklassigen Vortrag Michael Schneider vor. Vom enormen Wert von Erziehung, Schule, Bildung ausgehend vertiefte er einzelne Aspekte der siebenbürgisch-sächsischen Schulen, die erstmals in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts urkundlich belegt und um 1500 bereits in 85 % der siebenbürgisch-sächsischen Orte nachweisbar sind. Ihre Glanzzeit hatten sie in der zweiten Hälfte des 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Nationalsozialismus und Sozialismus läuteten das Ende des siebenbürgisch-sächsischen Schulwesens ein, nicht aber das Ende des deutschsprachigen Schulwesens in Rumänien.
Zur Qualität dieser Bildungseinrichtungen erläuterte der Vortragende, es spreche viel für ein hohes qualitatives Niveau dieser Schulen. Prof. Dr. Andrei Marga, langjähriger Rektor der Universität Klausenburg und ehemaliger rumänischer Kultusminister, sagte 2007 auf einer Fachtagung, „das Schulwesen der Siebenbürger Sachsen sei einzigartig gewesen und Siebenbürgen habe den Weg zur Zivilisation und Kultur Europas vorrangig über die siebenbürgisch-sächsische Welt gefunden“. Auch die Kinder in ländlichen Gebieten erhielten eine gediegene Grundbildung in Volks- und Fortbildungsschule.
Schneider würdigte das bemerkenswert hohe Berufsethos vieler Lehrerinnen und Lehrer, die sich nicht dem Staat oder irgendeiner Obrigkeit verpflichtet fühlten, sondern allein dem Gemeinwesen im engeren Sinne, den Schülern und Eltern. Außerdem hätten die Siebenbürger Sachsen mit ihren demokratisch gewählten Schülervertretern (Coeten) eine frühe Form der Schülermitbestimmung im besten Sinne des Wortes geschaffen. An den siebenbürgisch-sächsischen Schulen sei es richtig europäisch zugegangen. Sie seien zumindest bis zum Einzug des nationalsozialistischen Geistes offen für alle und in hohem Maße tolerant gewesen. Nicht zuletzt habe die „Schule im Gepäck“ die Integration der siebenbürgisch-sächsischen Flüchtlinge und Aussiedler in die österreichische und in die bundesdeutsche Gesellschaft wesentlich erleichtert. Michael Schneider fasste zusammen: „Die siebenbürgisch-sächsischen Schulen sind ein Mosaiksteinchen deutschsprachiger europäischer Kultur. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.“
Inge Alzner würdigte Michael Schneider und seinen hervorragenden Einführungsvortrag, dankte allen Beteiligten – Stadt Erlangen, Schulmuseum, Kulturreferentin Brigitte Krempels, Michael Ohler, Nachbarschaft Erlangen (besonders Paula Röder, Hans Imrich) – und wünschte der Ausstellung von ganzem Herzen viel Erfolg. Die aussagekräftigen Schautafeln, der Sekt, das wohlschmeckende breite Sortiment an siebenbürgischem Gebäck, die zahlreichen Anwesenden unterschiedlichen Alters, die anregenden Gespräche machten den Erlanger Ausstellungsabend zum großen Genuss.
Landrat Eberhard Irlinger, ein dezidierter Freund und Förderer auch der Aussiedler, sieht in den Schulen auch Stätten der Begegnung und der Kultur. Von ihnen ginge auch Vereinsleben, das landsmannschaftliche aus. „Bildung ist das Beste, was man jungen Menschen mitgeben kann. „Meine Siebenbürger Sachsen, die auch im Landkreisleben gut integriert sind, haben dies offensichtlich sehr früh erkannt“, betonte er in seinem bemerkenswerten Grußwort.
Die Eröffnung der Ausstellung nahm in einem inhaltlich und rhetorisch hochklassigen Vortrag Michael Schneider vor. Vom enormen Wert von Erziehung, Schule, Bildung ausgehend vertiefte er einzelne Aspekte der siebenbürgisch-sächsischen Schulen, die erstmals in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts urkundlich belegt und um 1500 bereits in 85 % der siebenbürgisch-sächsischen Orte nachweisbar sind. Ihre Glanzzeit hatten sie in der zweiten Hälfte des 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Nationalsozialismus und Sozialismus läuteten das Ende des siebenbürgisch-sächsischen Schulwesens ein, nicht aber das Ende des deutschsprachigen Schulwesens in Rumänien.
Zur Qualität dieser Bildungseinrichtungen erläuterte der Vortragende, es spreche viel für ein hohes qualitatives Niveau dieser Schulen. Prof. Dr. Andrei Marga, langjähriger Rektor der Universität Klausenburg und ehemaliger rumänischer Kultusminister, sagte 2007 auf einer Fachtagung, „das Schulwesen der Siebenbürger Sachsen sei einzigartig gewesen und Siebenbürgen habe den Weg zur Zivilisation und Kultur Europas vorrangig über die siebenbürgisch-sächsische Welt gefunden“. Auch die Kinder in ländlichen Gebieten erhielten eine gediegene Grundbildung in Volks- und Fortbildungsschule.
Schneider würdigte das bemerkenswert hohe Berufsethos vieler Lehrerinnen und Lehrer, die sich nicht dem Staat oder irgendeiner Obrigkeit verpflichtet fühlten, sondern allein dem Gemeinwesen im engeren Sinne, den Schülern und Eltern. Außerdem hätten die Siebenbürger Sachsen mit ihren demokratisch gewählten Schülervertretern (Coeten) eine frühe Form der Schülermitbestimmung im besten Sinne des Wortes geschaffen. An den siebenbürgisch-sächsischen Schulen sei es richtig europäisch zugegangen. Sie seien zumindest bis zum Einzug des nationalsozialistischen Geistes offen für alle und in hohem Maße tolerant gewesen. Nicht zuletzt habe die „Schule im Gepäck“ die Integration der siebenbürgisch-sächsischen Flüchtlinge und Aussiedler in die österreichische und in die bundesdeutsche Gesellschaft wesentlich erleichtert. Michael Schneider fasste zusammen: „Die siebenbürgisch-sächsischen Schulen sind ein Mosaiksteinchen deutschsprachiger europäischer Kultur. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.“
Inge Alzner würdigte Michael Schneider und seinen hervorragenden Einführungsvortrag, dankte allen Beteiligten – Stadt Erlangen, Schulmuseum, Kulturreferentin Brigitte Krempels, Michael Ohler, Nachbarschaft Erlangen (besonders Paula Röder, Hans Imrich) – und wünschte der Ausstellung von ganzem Herzen viel Erfolg. Die aussagekräftigen Schautafeln, der Sekt, das wohlschmeckende breite Sortiment an siebenbürgischem Gebäck, die zahlreichen Anwesenden unterschiedlichen Alters, die anregenden Gespräche machten den Erlanger Ausstellungsabend zum großen Genuss.
Horst Göbbel
Schlagwörter: Ausstellung, Schulgeschichte, Bayern
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