Vital-zupackendes gestalterisches Temperament, materialhafte Präsenz rhythmisch strukturierter Bildkonstrukte und silhouettenhafte Komprimierung kompakter Farbflächen bei ­ungebrochener haptischer Farbenfreude sind wichtige Attribute in der Entwicklung des 1923 im siebenbürgischen Bistritz geborenen Graphikers Heinz Schunn. Sie bilden in der Gundelsheimer Übersicht den Ausgangspunkt, von dem aus die immer wieder neu angegangenen Landschaftsbeobachtungen – wir nannten sie „Landschaftsreflexionen“ – über vier Jahrzehnte hinweg abgelesen werden können. Naturalistisches, penibles Abkonterfeien ist ihm fremd, genauso wie das Sichversenken in lyrische Stimmungskulissen. Naturvorgänge werden als Ganzes erfasst, durch expressiv-großzügige Gestaltungsgestik in den Rhythmus von Farbe und Form umgestaltet. Die Zeichenelemente und die breit aufgetragenen Farbflächen haben viel von ihrem deskriptiven Charakter verloren, die leuchtenden, starken, doch niemals trivialen oder rein plakativen Farben vermitteln ein Gefühl von Energie und Lust am koloristischen Dasein des Natürlichen. Für den vielgereisten Künstler sind sowohl der farbengetränkte Süden als auch der skandinavische Norden mit seinem gefilterten, nuancenreichen Licht ebenso facettenreiche Ausgangspunkte für lokalkoloritträchtige, leben­dige Bilder.

Heinz Schunn hat 2009 dem Gundelsheimer Museum ein rund 250 Blätter umfassendes Konvolut graphischer Werke – Holzschnitte, Serigraphien, Lithographien und Monotypien – geschenkt. Die aktuelle Ausstellung des Museums zeigt eine Auswahl von 34 landschaftsgraphischen Werken in unterschiedlichen Techniken.

Marius J. Tataru