16. Juni 2006

Festakt im Parlament in Wien: Verantwortung für Heimatvertriebene und Heimatverbliebene

Im Rahmen eines Festaktes im Parlament am 31. Mai d.J erstatteten die Vertriebenensprecher der politischen Parteien Österreichs, Norbert Kapeller (ÖVP), Werner Kummerer (SPÖ), Anton Wattaul (BZÖ), Barbara Rosenkranz (FPÖ) und Terezija Stoisitz (Grüne) einen Leistungsbericht über ihre Aktivitäten.
Die Veranstaltung erhielt ein besonderes Gewicht durch die Tatsache, dass der Präsident des österreichischen Nationalrates, Dr. Andreas Khol, in seiner Eröffnungsansprache sich im Namen der Volksvertretung deutlich zu den „heimatvertriebenen und heimatverbliebenen Altösterreichern deutscher Muttersprache“ bekannte und ankündigte, dass die „historische Verantwortung“ Österreichs für diese Menschen und deren Kulturwerte auch in der Präambel der in Arbeit befindlichen neuen Verfassung der Republik Österreich verankert werden wird. Der Bundesvorsitzende des Bundesverbandes der volksdeutschen Landsmannschaften Österreichs (VLÖ), Rudolf Reimann, bedankte sich für diese Initiative des österreichischen Nationalrates und bezog sich auf die großen politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Leistungen vieler Persönlichkeiten aus dem böhmisch-mährisch-schlesischen, dem donauländischen und pannonisch-siebenbürgischen Raum für Österreich.

Die Arbeitsgruppe der Vertriebenensprecher hatte im Gedenkjahr der Vertreibung 2005 und Anfang 2006 in offiziellen Reisen Ungarn, Kroatien, Serbien, die Slowakei, Rumänien und Tschechien besucht, sich in Gesprächen mit Politikern und Vertretern der deutschen Minderheit über die jeweiligen Gegebenheiten informiert und stellte nun vor den Abordnungen der deutschen Minderheitenorganisationen aus den ehemaligen Kronländern der Donaumonarchie und den Spitzen der im VLÖ zusammengefassten Landsmannschaften in einer eindrucksvollen Präsentation die Eindrücke ihrer Reise und Schlussfolgerungen daraus vor. Diese gipfelten in einer Grundsatzerklärung aller Parlamentsparteien, in welcher:

1. die Schaffung einer internationalen Arbeitsgruppe aus Abgeordneten von Tschechien, Slowakei, Ungarn, Slowenien, Kroatien, Serbien, Rumänien, Deutschland und Österreich zur Aufarbeitung offener Fragen auf parlamentarischer Ebene,

2. die Gewährung der Minderheitenrechte autochthoner Volksgruppen in allen teilnehmenden Staaten und

3. die Installierung eines Fachreferates in den ehemaligen Kronländern für die Förderung der Kultur der deutschsprachigen Minderheiten, der deutschen Sprache und der altösterreichischen Geschichte sowie für die Entwicklung des Austausches von Lehrkräften, Publikationen und kommunalen Kooperationen gefordert wird.

Die Deutschen In Rumänien waren bei der Veranstaltung durch den Bürgermeister von Mediasch, Dipl.-Ing. Daniel Thellmann, vertreten, darüber hinaus nahmen seitens der Siebenbürger Sachsen Bundesobmannstellvertreter Ministerialrat a.D. Mag. Ludwig Niestelberger, die Obmannschaft des Wiener Vereins und eine starke, von Konsulent Hans Waretzi geleitete Delegation von Trachtenträgern aus Oberösterreich teil. Den Abgeordneten und Präsident Khol überreichten sie als Dank für deren Einstellung und Mühewaltung den Bildband „Siebenbürgen im Flug“.
Die eindrucksvolle Festveranstaltung wurde vom Chor „Nachtigall“ der deutschen Landsleute aus Kaschau-Kosice/Slowakei musikalisch umrahmt und endete mit einem von der Parlamentsdelegation gegebenen Empfang, der noch zu manchem vertiefenden Gedankenaustausch Gelegenheit bot.

F. F.

(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 10 vom 20. Juni 2006, Seite 21)

Schlagwörter: Österreich, Politik, Vertriebene und Aussiedler

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