6. Juni 2007

Dr. Fritz Frank: Aufgaben für die Zukunft

Bei der Eröffnung des Heimattages 2007 der Siebenbürger Sachsen hat Konsulent Dr. Fritz Frank in einer brillanten Rede den weltweiten Zusammenhalt der Siebenbürger Sachsen bekräftigt und auf die speziellen Verbindungen zwischen den Landsleuten in Österreich und Nordrhein-Westfalen hingewiesen. Die Siebenbürger Sachsen seien im Karpatenbogen Träger einer hohen Kultur und Brückenbauer zu anderen Kulturen und Völkern gewesen. Für die Zukunft stelle sich die Aufgabe, den Menschen guten Willens in Rumänien „bei dem ihnen bevorstehenden und uns bekannten schweren Weg in eine geordnete Zukunft beizustehen“.
Ihnen allen entbiete ich, einer alten Übung und einem guten Brauch folgend, im Namen der Siebenbürger Sachsen aus Österreich ein herzliches „Grüß Gott“! Es ist ein Gruß in Verbundenheit vom kleinen Bruder an den großen Bruder, den ich zum ersten Mal fast auf den Tag genau vor 30 Jahren zu diesem Anlass aus Österreich überbrachte, mit der Berufung darauf, dass wir Siebenbürger Sachsen eine Einheit bilden, nicht nur durch die gleiche historische Vergangenheit oder die gemeinsam und aktiv gestaltete Gegenwart, sondern auch durch die gemeinsame Sorge und Verantwortung für die kulturelle und geistige Zukunft unserer Gemeinschaft.

Dr. Fritz Frank während seiner Grußbotschaft bei der Eröffnungsveranstaltung in Dinkelsbühl. Foto: Josef Balazs
Dr. Fritz Frank während seiner Grußbotschaft bei der Eröffnungsveranstaltung in Dinkelsbühl. Foto: Josef Balazs
Es hat sich seit dem 29. Mai 1977 daran nichts geändert und doch ist so vieles anders geworden.

Das Bewusstsein der Einheit der Siebenbürger Sachsen war vor 30 Jahren in Deutschland, Österreich, Rumänien und Übersee durchaus nicht selbstverständlich. Es hat eines langen Weges und vieler Arbeit bedurft, bis wir heute – dankbar über das Erreichte – unsere Grüße vom Heimattreffen in Dinkelsbühl im Geiste der Zusammengehörigkeit nicht nur an die siebenbürgisch-sächsischen Landsleute in aller Welt, sondern auch an einen großen Kreis ihrer Freunde in Politik, Wirtschaft und Geistesleben ihrer heutigen Aufenthaltsländer richten können. So bitte ich um ihre Zustimmung, dass heute und von hier, im Geist der europäischen Gegenwart und im Blick auf eine europäische Zukunft von dieser Stelle auch ein Gruß der Siebenbürger Sachsen an die Regierung von Rumänien gehen soll, und an die rumänischen und ungarischen Mitbürger in unserem Heimatland, mit denen wir durch Jahrhunderte zusammen gelebt – und gelitten – haben.

Auch heuer sind wir Siebenbürger Sachsen aus Österreich am Heimattag in Dinkelsbühl nicht nur durch aktive Teilnahme und die Mitwirkung unserer Gruppen vertreten, sondern mit ihm auch durch einen seiner Leitgedanken besonders verbunden. Wenn wir an das Jubiläum der 50-jährigen Patenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen für die Siebenbürger Sachsen denken und dieses festlich begehen, so erinnern wir uns, dass es in den Jahren 1953/54 zum großen Teil nordsiebenbürgische Bauern- und Handwerkerfamlien aus Österreich waren, die, als ihnen eine geschlossene Ansiedlung in Österreich verwehrt wurde, in die Braunkohlegebiete nach Herten-Langenbochum, Oberhausen-Osterfeld und nach Setterich bei Aachen übersiedelten und dort ansässig wurden. Seither bestehen enge Beziehungen zwischen den Sachsen aus Nordrhein-Westfalen und ihren in Österreich verbliebenen Anverwandten und seither ist Dinkelsbühl, in der Mitte zwischen Rhein und Donau gelegen, auch eine Stätte der Begegnung der getrennten Sippen.

Das alles ist nur einer der inhaltlichen Aspekte unseres Heimattages. Doch es ist noch viel mehr drin in diesen wunderbaren Tagen. Der Heimattag hat uns durch die Jahrzehnte zu einer bedeutenden weltweiten Gemeinschaft werden lassen und stets einen gedanklichen und inhaltlichen Überbau geboten. Ich erwähne nur die hier sichtbare Brauchtumspflege, das Aufleben und Auftreten der Heimatortgemeinschaften, das Bekenntnis zur Volkskunst, zum gehobenen künstlerischen Schaffen und zur Wissenschaft und vieles mehr. Nach so einem Heimattag empfinden wir irgendwie: Was ein Siebenbürger Sachse tut, geht uns alle an. Mit dieser berechtigten Erkenntnis, meine Damen und Herren, liebe Landsleute, ist aber auch gesagt, was er unterlässt, das geht uns auch alle an. Und dieser Gedanke ist höchst aktuell: Waren die Siebenbürger Sachsen im Karpatenbogen Träger einer hohen Kultur und Brückenbauer zu anderen Kulturen und Völkern, wird dies heute von ihnen in den Zusammenhängen der Europäischen Union in großer Dimension ganz besonders gefordert. Wir, als Gemeinschaft der Siebenbürger Sachsen in der ganzen Welt, sind heute besonders aufgerufen, uns dieser Aufgabe für die Zukunft zu stellen. Jetzt, da Rumänien uns geflüchteten und vertriebenen Sachsen im Weg in die Freiheit nachgefolgt ist, liegt es nun an uns, den Menschen guten Willens in Siebenbürgen/in Rumänien/ bei dem ihnen bevorstehenden und uns bekannten schweren Weg in eine geordnete Zukunft beizustehen. Wir sollten dies tun, mit unserer Heimatliebe, mit unserer traditionellen Kraft und mit unserer europäischen, deutschen, österreichischen, kanadischen oder amerikanischen Erfahrung. Und mit festem Gottvertrauen, das auch zu unserer Kultur gehört.

Dr. Fritz Frank

Schlagwörter: Heimattag, Österreich, deutsch-rumänische Beziehungen, EU-Beitritt

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