22. Mai 2008

Zum Tod von Veterinärrat Dr. Otto Styhler

Fast auf den Tag genau ein Jahr nach dem Tod seiner Ehegattin ist Veterinärrat Dr. Otto Styhler am 28. April nach einem schweren, aber erfüllten Leben im Alter von 90 Jahren in Eferding gestorben. Er wurde unter großer An­teil­nahme am evangelischen Friedhof der Stadt zur ewigen Ruhe gebettet.
Mit ihm ist nicht nur ein profilierter Siebenbürger Sachse von uns gegangen, sondern auch ein Angehö­riger jener Generation unseres Volkes, die von den ge­schichtlichen Geschehnissen ihrer Zeit in unserer engeren und auch weiteren Heimat in hohem Maß geprüft und geprägt wurde.

Der am 21. Juni 1918 zum Ende des Ersten Weltkrieges in Frauendorf als Sohn eines Lehrers geborene Otto Styhler besuchte die Volksschule in Hermannstadt und wechselte dann auf das Gymnasium in Mediasch, wo er u.a. auch als Schüler des Erfinders der Welt­raumrakete, Prof. Hermann Oberth, 1937 maturierte. In Rumänien zum Militärdienst eingerückt, wurde Otto 1941 als Offizier in die deutsche Wehrmacht überstellt. Im Dezember 1944 heiratete er die in einem deutschen Feld­lazarett eingesetzte, aus Kronstadt stammende Rot-Kreuz-Schwester Meta Tittes und erlebte mit ihr das Kriegsende in Prag, von wo sich das junge Ehepaar durch Flucht nach Wien rettete. Die Eindrücke aus dieser Zeit haben die Ehe­leute bis ins hohe Alter begleitet und ihre soziale und karitative Lebenseinstellung geprägt.

In Wien begann für die Styhlers der für viele sächsischen Jungakademiker jener Generation für die Nachkriegsjahre typische (Über-)Le­bens­kampf um das tägliche Brot und um die Zukunft. Durch Gelegenheitsarbeiten finanzierte das Paar das tierärztliche Studium des Gatten, das dieser in Rekordzeit 1950 abschloss und im gleichen Jahr eine Tierarztpraxis in Oberösterreich eröffnete. In Eferding schufen sich Otto und Meta eine neue Heimat mit hoher beruflicher und gesellschaftlicher Akzeptanz und Anerkennung. Der geordnete Lebensabend im eigenen Heim wurde 2007 durch den Tod der Ehegattin jäh beendet.

Der hohe Leistungsanspruch in der Familie Styhler hat eine Fortsetzung: Der 1948 in Wien geborene Sohn ist als Oberarzt im Schwer­punktspital Linz als Unfallchirurg tätig, wobei er sich auf das Gebiet schwer Brandverletzter spezialisiert und zum weltweiten Ruf dieses Hauses auf dem Gebiet der Verbrennungs­chi­rurgie beigetragen hat.

Es ist viel Schicksalhaftes und Beispielhaftes im Leben unseres verstorbenen Freundes. Wir bleiben ihm dankbar, dass er die Prägungen aus unserer alten Heimat, Glaubensfestigkeit, Fa­miliensinn, Fleiß, Schaffensfreude und Nächs­ten­liebe in so starkem Maße bewahrt und in seinem Leben umgesetzt hat.

Dr. Fritz Frank

Schlagwörter: Österreich, Nachruf

Bewerten:

1 Bewertung: ++

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.