24. September 2009

Nachbarschaft Mattigtal in Siebenbürgen unterwegs

Auf den Spuren der Eltern und Großeltern – Wir sitzen voller Erwartung in einem mit 56 Personen besetzten und mit Gepäck und Hilfsgütern bis ins letzte Eck angefüllten Reisebus auf dem Weg nach Rumänien. Wir, das ist eine Gruppe von Siebenbürgern und Banatern, deren Nachkommen und achtzehn an Land und Kultur Interessierte.
Nach einer Tagesfahrt vorbei an Wien, Budapest, Debrecen erreichen wir am Abend Sathmar. Am nächsten Tag fahren wir durch die Laubwälder der Maramuresch und werfen Blicke über den Grenzfluss Theiß in die Ukraine. In Sapinta besichtigen wir den „Lustigen Friedhof“; hier geben die Grabtafeln ausführlich Auskunft über das Leben der Verstorbenen. Weiter geht es nach Oberwischau ins deutsche Viertel. Bei einer Zipser Familie wurde ein Mittagessen für uns vorbereitet. Nach einem Rundgang durch das deutsche Stadtviertel machen wir uns auf den Weg durch die Nösner Berge nach Mettersdorf. Wir besichtigen die ehemalige evangelische, jetzt orthodoxe Kirche. Dort feiern wir eine kurze Andacht. Hinter der Ikonenwand ist der evangelische Altar erhalten geblieben. Nach dem Aufstieg auf den ehemaligen Speckturm gibt es als Belohnung eine wundervolle Aussicht und mancher erkennt das Haus seiner Vorfahren.

Von Bistritz fahren wir in südlicher Richtung, besuchen die evangelische romanische Mönchsdorfer Kirche und fahren durch Sächsisch-Regen. Kurz vor Schäßburg sehen wir aus der Ferne den Kirchturm von Felldorf. Nach der Besichtigung von Schäßburg fahren wir über Reps durch den Geisterwald ins Burzenland. In der „Schwarzen Kirche“ in Kronstadt bewundern wir die größte Orgel Siebenbürgens und die größte Sammlung mittelalterlicher orientalischer Teppiche. Um uns einen besseren Überblick von der Stadt zu verschaffen, fahren wir mit der Kabinenseilbahn auf die Zinne.

Ein weiteres Ziel ist Tartlau (UNESCO Weltkulturerbe), eine Wehrburg mit ehemaligen Speckkammern und Fluchträumen für jedes Haus im Ort. Über Honigberg und Brenndorf kommen wir nach Petersberg, ein typisches Burzenländer Dorf. Wir sehen die Kirche, in der Frau Schleßmann (geb. Nösner) konfirmiert und das Ehepaar Schleßmann getraut wurde. Wir werden im Pfarrgemeindesaal bewirtet und singen Lieder mit noch dort lebenden Sachsen. Der nächste Tag führt uns auf Gebirgsstraßen in den mondänen Luftkurort Sinaia zum Schloss Pelesch, einst Sommerresidenz der Königsfamilie.
Die Reisegruppe vor der Evangelischen Akademie in ...
Die Reisegruppe vor der Evangelischen Akademie in Neppendorf. Foto: Johanna Schleßmann.
Es folgt Hermannstadt. Von den rund 170 000 Einwohnern sind heute weniger als 2 000 Deutsche, dennoch hat Hermannstadt mit Klaus Johannis einen deutschen Bürgermeister. Sehenswert ist hier vieles: das Alte Rathaus, ev. Stadtpfarrkirche, Lügenbrücke, Brukenthal-Museum, Brukenthal-Gymnasium, der Große Ring etc. Ein weiterer Ausflug führt uns über Stolzenburg, Reußen (schiefer Turm), Marktschelken (Geburtsort von Johanna Schleßmann), Frauendorf, Kleinkopisch in die sächsische Weinbauerngemeinde Wurmloch. Auch diese Kirche zählt zum UNESCO Weltkulturerbe. Nach Großprobstdorf halten wir in Mediasch. In Hetzeldorf besuchen wir das Altenheim, wo ein Großteil der mitgebrachten Güter entladen wird. Die als erste in das UNESCO Weltkulturerbe aufgenommene Kirchenburg Siebenbürgens befindet sich am früheren Bischofssitz in Birthälm. Dann wird bei der Kirche von Scharosch gehalten.

Am letzten Besuchstag der Reise fahren wir durch die Landlerdörfer nach Mühlbach. Bei Broos verlassen wir Siebenbürgen und kommen nach Deva und Lugosch ins Banat. Hier ist unser Ziel Liebling, wo wir schon sehnsüchtig erwartet werden. Es läutet für uns die Kirchenglocke. Nach der Besichtigung der Kirche und einer Kaffeejause bleibt Zeit für Gespräche und Besuche bei noch dort lebenden Schwaben. Nach einer Rundfahrt durch das Zentrum von Arad machen wir uns auf den Heimweg. Bei Nadlak verlassen wir Rumänien, fahren vorbei an Szeged und Budapest und sind am frühen Abend wohlbehalten zurück am Ausgangspunkt.

In diesen neun Tagen haben wir ca. 3 300 Kilometer im Bus zurückgelegt und sind etliche Kilometer bei unseren Besichtigungen gegangen. Wir hatten anstrengende, aber auch sehr interessante und heiße Tage. Wir konnten uns von der herzlichen Gastfreundschaft überzeugen. Auch unter den Teilnehmern herrschte eine sehr gute Gemeinschaft. Die Reise war sehr gut vorbereitet, bei Verständigungsschwierigkeiten stand uns Frau Schleßmann stets hilfreich zur Seite. Vor allem hatten wir mit Herrn Pfarrer Schleßmann einen Reiseleiter, der uns die Reise mit Erzählungen, Gedichten und Liedern, teilweise im jeweiligen Dialekt, zu einem unvergesslichen Erlebnis gemacht hat.

Andrea Winkler

Schlagwörter: Österreich, Reisebericht, Siebenbürgen und Rumänien

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