3. Mai 2013

Das Felldorfer Phönix-Projekt

Die evangelische Kirche in Felldorf galt bis vor kurzem als hoffnungsloser Fall und war dem Verfall preisgegeben. Durch großes persönliches Engagement wurde in den letzten Jahren jedoch die Rettung in Angriff genommen werden – mit einem erstaunlichen Ergebnis. Georg Fritsch, einer der Initiatoren, vergleicht diese Entwicklung mit Phönix, dem mythischen Vogel, der verbrannte und aus seiner Asche neu erstand.
Die evangelische Kirchenburg, die zwischen dem 15. und 17. Jahrhundert gebaut wurde, wurde traditionell von der örtlichen Gemeinde instandgehalten, bis die Ereignisse des Zweiten Weltkrieges einen ersten tiefen Einschnitt mit sich brachten: Felldorf war einer der Orte an der Grenze zu Nordsiebenbürgen, deren deutsche Bewohner im Sommer 1944 innerhalb kürzester Zeit ihre Höfe verlassen mussten. Nur wenige kehrten später zurück.

Dennoch wurde das Gotteshaus auch nach dem Krieg von der evangelischen Gemeinde genutzt. Größere Reparaturen erfolgten zuletzt 1972. In der Folgezeit verursachten Erdbewegungen schwere Schäden an dem renovierten Bauwerk. Berichte aus den Jahren 1980 und 1996 stellen „große Schäden an der ganzen Kirchenburg“ fest. Das Gewölbe im Kirchenschiff stürzte ein und die Gottesdienste mussten fortan im Pfarrhaus gehalten werden. Im Turm verblieben zwei Glocken, eine davon aus dem Jahr 1496.
Der Zustand der Kirche von Felldorf im Sommer ...
Der Zustand der Kirche von Felldorf im Sommer 2006. Foto: Archiv Leitstelle Kirchenburgen
Der sich verschlechternde Zustand der Kirche stellte eine zunehmende Gefahr dar. Kinder spielten immer wieder in der Ruine. Der Kirchenbezirk Schäßburg und die Landeskirche hatten auf Grund vieler anderer Herausforderungen keine Mittel für Reparaturen. Zäune und Schilder, mit denen der Burghof abgesichert werden sollte, verschwanden immer wieder.

Ein Glücksfall war der in Österreich geborene Georg Fritsch, der sich in den letzten Jahren immer mehr für seine Vorfahren aus Felldorf interessierte. Nach Besuchen vor Ort entstand sein Wunsch, etwas für die Kirche zu tun. Anfang 2010 wandte er sich daher an die „Leitstelle Kirchenburgen“ der Landeskirche in Hermannstadt. Gemeinsam wurden die Möglichkeiten besprochen und der Verbleib des Inventars recherchiert. Hoffnung machte die technische Einschätzung des Statikers Bodor Csaba, wonach die Kirche zwar erhebliche Bauschäden aufweise, ihre Grundstruktur jedoch nicht vor dem unmittelbaren Zusammenbruch stünde. Es konnte also noch etwas getan werden.

Zunächst war es jedoch schwierig, eine Finanzierung für die Notrettung zu finden. Die von der Leitstelle gesammelten Spenden steckten bereits in anderen dringenden Projekten. Projektleiter Philipp Harfmann erinnert sich: „Wir sind mit Herrn Fritsch alle denkbaren Varianten durchgegangen, aber es passte zunächst nichts für Felldorf. EU-Mittel konnten zu dem Zeitpunkt nicht beantragt werden und Förderungen von Stiftungen standen nicht in Aussicht. Die letzte Hoffnung lag bei ihm selbst, dass es ihm gelingen wird, Unterstützung bei ehemaligen Felldorfern oder anderen Geldgebern zu finden.“
Teile des historischen Dachstuhls über dem ...
Teile des historischen Dachstuhls über dem Kirchenschiff und des neu erbauten über dem Chor der Kirche im Herbst 2012. Foto: Georg Fritsch
Und diese Hoffnung erfüllte sich. Ein glücklicher Umstand war das gleichzeitige Interesse des Neumarkter Restaurators Lorand Kiss für die Kirche und die darin noch vorhandenen, aber stark bedrohten Fresken. Fritsch und Kiss besprachen mit dem Bezirks- und dem Landeskonsistorium Möglichkeiten zur Rettung der Anlage. Die unermüdliche Suche nach Spenden war schließlich erfolgreich, so dass im Herbst 2011 erste Notmaßnahmen an Kirche, Schule und Friedhof durchgeführt werden konnten.

Die Arbeiten wurden von Kiss’ Restauratorenverein ARCUS aus Neumarkt a.M. unterstützt. Der Zufall wollte es, dass ein Vereinsmitglied ebenfalls aus Felldorf stammt und sich dem Ort daher besonders verbunden fühlt. Mit weiteren Spenden und Stiftungsmitteln konnte im Herbst 2012 der Wiederaufbau des Kirchendachs in Angriff genommen werden. Reparaturen erfolgten auch am Glockenturm, der Torbastei und dem Pfarrhaus.

Harfmann freut sich über die große Ausstrahlung des Vorhabens, denn es zeigt, „was alles mit gutem Willen und viel Engagement möglich ist“. Die nötigsten Maßnahmen sind durchgeführt, doch als größeres Projekt soll in Felldorf ein Ausbildungszentrum für Restauratoren aufgebaut werden. Fritsch, Kiss und der ARCUS-Verein sind daher auf weitere Hilfe und Unterstützung angewiesen. Informationen erhalten Sie bei der Leitstelle Kirchenburgen, E-Mail: info[ät]kirchenburgen.org.

Peter Binder

Schlagwörter: Siebenbürgen, Kirchenrenovierung, Felldorf

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Neueste Kommentare

  • 05.05.2013, 10:13 Uhr von siebenschläfer: Was in Felldorf geschehen ist, ist fast unvorstellbar. Noch im Sommer 2011 sagte mir eine ... [weiter]
  • 05.05.2013, 00:36 Uhr von kranich: Einfach mit mir Kontakt aufnehmen... [weiter]
  • 04.05.2013, 19:16 Uhr von orbo: Klingt interessant, kranich. Wo kann man mehr darüber lesen? [weiter]

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