10. Juni 2014

Rumänischer Dokumentarfilm über Freikauf im Fokus

Bukarest – Der in ausgewählten Sequenzen am 23. Mai in einer Veranstaltung des Bukarester Goethe-Instituts vorgestellte rumänische Dokumentarfilm „Pașaport de Germania“ untersucht anhand von Interviews mit Politikern, Unterhändlern und Ausgewanderten den Freikauf der Rumäniendeutschen zur Zeit Ceaușescus.
In einer Rundtischdiskussion mit dem Leiter des Goethe-Instituts München, Bruno Gross, seinerzeit ebenfalls aus Siebenbürgen ausgewandert, und dem rumänischen Soziologen Vintilă Mihăilescu standen die Macher des Films, der Produzent Alexandru Solomon und der Regisseur Răzvan Georgescu, dem Publikum Rede und Antwort.

Thematisiert wurde vor allem der moralische Aspekt der Freikäufe: der Fluss deutscher Steuergelder an ein Unrechtsregime bzw. die Securitate; die Frage nach wirtschaftlichen Interessen Deutschlands versus humanitäre Gründe; die Problematik der Auswahl der Freizukaufenden, auf die von deutscher Seite kein Einfluss bestand; die tabuisierten erforderlichen Bestechungszahlungen der Ausreisewilligen, teils in verbotenen Valuta und unter lebenslanger Schweigepflicht gefordert, um die begehrten Papiere zu bekommen, was zu Misstrauen und Entzweiung unter den Rumäniendeutschen führte; aber auch die bewusste Inkaufnahme der Zerstörung einer jahrhundertealten Kultur.

Auch historische Hintergründe – etwa die bereits vorangegangene Dezimierung der Rumäniendeutschen auf nahezu die Hälfte 1945, durch Deportationen nach Russland und die Rückkehr nach Deutschland mit der deutschen Armee, sowie die Rolle der Sachsen als – plötzlich fehlender – identitätsbildender Teil ethnisch-rumänischer Siebenbürger, aber auch das Rückkehr-Phänomen ehemals Ausgewanderter wurde erörtert.

NM

Schlagwörter: Freikauf, Kommunismus

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