31. Januar 2007

Symbolträchtiger Setzling in Sächsisch-Reen

Was für die Hermannstädter der Junge Wald, für die Schäßburger die Villa Franka und für die Kronstädter die Schulerau, ist für die Reener der Ziegenwald auf der Huja mit der uralten Eiche vor dem „stampich Baschken“. Niemand kennt ihr Alter. Sie war schon immer da. Um den knorrigen Stamm zu umfassen, den schon Zementimplantate, wie alte Zahnplomben, zieren, bedarf es der Arme von drei bis vier Erwachsenen.
Der Baum war Treffpunkt für uns Kinder, Stelldichein für verliebte Paare und stets Rastplatz auf dem Weg zu den Obst- und Weingärten. Die einst mächtig ausladende Krone hat in den letzten 25 Jahren stark gelitten: Zwei Drittel des oberen Teils fielen den Stürmen zum Opfer und die verbliebenen zwei Äste ragen zum Himmel wie die ausgestreckten Arme eines Betenden. Wigant Weltzer schrieb einmal ,,Sie (die Eiche) erinnert mich in dem heutigen Zustand an die Zerrissenheit unseres - in alle Winde verstreuten – Volksstammes...“.

Die uralte Eiche vor dem
Die uralte Eiche vor dem "stampich Baschken" ist jedem Reener ein Begriff.

Helga Dronzek-Keller aus Moline in Illinois (USA) hegte den Wunsch, zum Andenken an ihre Eltern Minchen und Traugott Keller (ein Reener Urgestein) und an ihren zu früh verstorbenen Bruder Helmut an dieser Stelle eine neue Eiche pflanzen zu lassen. Wir wollten ihren Wunsch erfüllen: Unsere fünf Enkelsöhne planten Opas 80. Geburtstag unter der alten Eiche, von der er ihnen so viel erzählt hat, zu begehen. Im Vorfeld der Reise dorthin baten wir unsere Freunde in Reen, uns ein Eichenbäumchen zu besorgen. Leider war es dann kein Bäumchen, sondern ca. 50 cm hohe Setzlinge, die wir am 3. Oktober 2006 dort vorfanden. Die Begeisterung war trotzdem groß und mit viel Elan und Spaß pflanzten wir mit Hilfe unserer - neuen - rumänischen Freunde neun Setzlinge in unmittelbarer Nähe der alten Eiche. Leider war der evangelische Pfarrer László-Zoran Kézdi dienstlich in Hermannstadt unterwegs, aber unsere Freunde, die Familie des Rechtanwaltes Pop Leon, baten den orthodoxen Preot Gherman Dumitru, der dann auch einen Gedenkgottesdienst unter der alten Eiche hielt. Wenn auch nur e i n Setzling gedeiht, so möge die junge Eiche einst ein Pfeiler der Brücke zwischen alter und neuer Heimat werden!

E. Ph.

Schlagwörter: deutsch-rumänische Beziehungen, Erinnerungen

Bewerten:

1 Bewertung: +

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.