19. Juli 2008

Friedrich Teutsch: Versöhnungswerk aktueller denn je

Aus Anlass des 75. Todesjahres von Friedrich Teutsch (1852-1933), dem Namensgeber des Kul­tur- und Begegnungszentrums der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien, wurde bis zum 18. Juli eine Ausstellung über dessen Leben und Wirken als Lehrer, Pfarrer, Bischof und Historiker gezeigt. Fassbar gemacht werden sollte dabei auch der Mensch Friedrich Teutsch, der hinter der zum Mythos gewordenen Persönlichkeit gestanden habe, sagte Dr. Irmgard Sedler, Leiterin der städtischen Museen in Kornwestheim und Vorsitzende des Trägervereins des Siebenbürgi­schen Museums in Gundelsheim, bei der Ausstellungseröffnung am 27. Juni im Teutsch-Haus.
Die siebenbürgisch-sächsische Gemeinschaft befinde sich erneut an einem Scheideweg, beton­te Dr. Sedler. Deshalb sei die Ausstellung nicht nur aus Anlass des Jubiläums eingerichtet worden, sondern sie sollte auch Aufschluss geben über eine Persönlichkeit, historische und sinnstiftende Tatsachen und eine Zeit, in der Neues gesucht und gefunden worden sei.

Als Novum zeigt die Ausstellung unter anderem bisher unbe­kannte Fotos aus Teutschs privatem und öffentlichem Leben. Unter den ausgestellten Expona­ten befinden sich das Gästebuch der Familie Teutsch, eine Sammlung von unveröffentlichten Gedichten, die den Sachsenbischof als einfühlsa­men Naturlyriker zeigt, aufschlussreiche Briefe aus der siebenbürgischen Diaspora in Amerika oder von General August von Mackensen, der Militärgouverneur von Rumänien war, eine Fo­todokumentation des Trauerzuges und vieles mehr. Die Schau bietet einen Überblick über das Wirken Friedrich Teutschs als Direktor des Her­mannstädter Lehrerseminars, als Pfarrer in Großscheuern und in Hermannstadt sowie als Sachsenbischof (1906-1932), der als Entschei­dungsträger vielseitig gesellschaftlich und sozial engagiert war sowie als Historiker für gegenseitigen Respekt und Versöhnung gewirkt hat.
Bischof Friedrich Teutsch beim Besuch der ...
Bischof Friedrich Teutsch beim Besuch der evangelischen Gemeinde in Jassy, 11. Mai 1924. Fotoarchiv der Evangelische Kirche A.B. in Rumänien
Mit dieser Ausstellung setzt das Siebenbürgi­sche Museum die bewährte Zusammenarbeit mit den Hermannstädter Einrichtungen fort. Wie die Allgemeine Deutsche Zeitung für Rumänien (ADZ) berichtet, war aus Anlass des 75. Todes­jahres von Friedrich Teutsch bereits im Februar das Buch „Blätter vergangener Tage“ vorgestellt worden. Darin haben Pfarrer i. R. Dr. Gerhard Schullerus und Dr. Wolfram G. Theilemann, der Leiter des Teutsch-Hauses, Fundstücke aus dem Nachlass von Teutsch zusammengetragen.

Auf die komplexe Persönlichkeit des Sachsen­bischofs, der für das Selbstverständnis der siebenbürgisch-sächsischen Gemeinschaft im 20. Jahrhundert entscheidend gewirkt hat, ging Dr. Gerhard Schullerus in seinem Vortrag ein. Der Redner stellte Teutsch vom historischen Kontext ausgehend vor, der die Zeit vom österreichisch-ungarischen Ausgleich zum Ersten Weltkrieg umfasste, und schilderte sein vielseitiges Wirken in der Zeit des mannigfachen Umbruchs, berich­tet Hannelore Baier in der ADZ.

Vorbereitet wurde die bereits in Deutschland gezeigte Ausstellung von Dr. Irmgard Sedler und dem Siebenbürgischen Museum Gundelsheim. In Hermannstadt wurde die Schau ergänzt durch Materialien aus dem Zentralarchiv der Evan­gelischen Kirche. Das Material wurde mit dem Ziel ausgewählt „das Erbe eines Vollenders“ zu präsentieren, erklärte Archivarin Monica Vlaicu bei der Vernissage. Die gut besuchte Feier im Teutsch-Haus wurde von Erika Klemm (Flöte) musikalisch umrahmt.

S. B.

Link:

Bischof in der Gegenwart – Geschichtsschreiber für die Zukunft, Siebenbürgische Zeitung Online vom 14. Februar 2008

Schlagwörter: Ausstellung, Siebenbürgisches Museum, Hermannstadt, Kirche und Heimat

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