24. Mai 2018

NRW-Ministerpräsident Armin Laschet verspricht stärkere Förderung der Kulturarbeit

Wort gehalten. Im Vorjahr hatte der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, Armin Laschet, seine Teilnahme am Heimattag 2018 in Dinkelsbühl zugesagt. Nun also sprach der Ministerpräsident des Patenlandes unseres Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland bei der Kundgebung am Pfingstsonntag zu den Tausenden Heimattagsbesuchern, die zuvor, bei wechselhaftem und regnerischem Wetter, Augenzeugen des prächtigen Trachtenumzugs geworden waren. An die von seiner Vorrednerin, der Bundesvorsitzenden Herta Daniel, geäußerten Unterstützungswünsche anknüpfend, kündigte Laschet eine stärkere Förderung der landsmannschaftlichen Kulturarbeit an. „Diese Kultur, die Sie pflegen, braucht unser Land, weil es Heimat gibt“, bekräftigte der CDU-Politiker. Im Folgenden lesen Sie die Ansprache des Ministerpräsidenten im Wortlaut.
Sehr geehrte Frau Daniel, Exzellenz, sehr geehrter Herr Botschafter, Herr Landtagspräsident, lieber Herr Fabritius, Herr Landrat, Herr Oberbürgermeister dieser wunderschönen Stadt Dinkelsbühl, lieber Herr Dr. Cosoroabă, vielen Dank für das geistliche Geleitwort an diesem Pfingstsonntag. Liebe Freunde der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen hier in Dinkelsbühl 2018. Es ist lange her, habe ich gehört, dass ein Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, dem Land, das seit 1957 die Patenschaft übernommen hat, hier in Dinkelsbühl gewesen ist. Deshalb freue ich mich, dass ich die Ehre habe, heute hier zu sein. Und ich sage dazu, dass darf nicht wieder zwanzig Jahre dauern, ehe der nächste Ministerpräsident herkommt. Ich bin stolz darauf, dass wir diese Partnerschaft haben, die 1957 noch in der Gründungszeit der Bundesrepublik Deutschland entstanden ist. Aber eigentlich geht die Verbindung der Rheinländer zu den Siebenbürger Sachsen 800 Jahre zurück. Denn viele derer, die ausgewandert sind, nach Siebenbürgen, nahmen aus der alten Rheinprovinz, aus dem luxemburgisch geprägten Land links des Rheines, und am Dialekt kann man das manchmal heute noch erkennen – Luxemburger würden Sie heute verstehen, Rheinländer tun als ob sie Sie verstünden. Diese enge Verbindung, die über so viele Jahre bestanden hat, die muss man immer wieder in Erinnerung rufen. Mich hat das beeindruckt heute bei diesem Umzug, wie viele junge Leute da mitgehen, wie viele Ortsgruppen sich erst vor wenigen Jahren, vor drei, vier, fünf, zehn Jahren gegründet haben, das zeigt, diese Erinnerung ist lebendig, die wird bleiben. Diese Kultur, die Sie pflegen, braucht unser Land, weil es Heimat gibt, und das ist das Wichtige.
Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin ...
Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet spricht bei der Kundgebung vor der Schranne. Foto: Christian Schoger
Aber als die Siebenbürger Sachsen dann in den 50er Jahren auch nach Nordrhein-Westfalen kamen, war das auch nicht immer einfach. Viele haben hart gearbeitet, auch im Bergbau, in der Stahlindustrie, haben unser Land wieder mit aufgebaut. Und das war nicht so, dass nach dem Zweiten Weltkrieg, als die Vertriebenen kamen, alle sie mit offenem Herzen empfangen haben. Viele haben auch, obwohl sie deutsche Wurzeln haben, damals Ablehnung empfunden und auch persönlich erfahren. Deshalb ist es gut, dass das, was in Jahrzehnten aufgebaut worden ist, heute viele Nachfahren derer, die damals gesagt haben, warum kommt ihr hier alle her, wissen, wie Sie unser Land bereichert haben. Deutschland wäre ärmer ohne die Vertriebenen, die unser Land mit aufgebaut haben. Und weil das so ist, haben wir überlegt, wie kann man – in Bayern ist das ja eine gepflegte Tradition – auch in den anderen deutschen Ländern, auch in Nordrhein-Westfalen diese Tradition auch den jungen Leuten weitergeben. Wir haben seit Anfang des Jahres einen Landesbeauftragten geschaffen für die Heimatvertriebenen, Aussiedler und Spätaussiedler, das ist Heiko Hendriks, der arbeitet eng mit Bernd Fabritius zusammen. Im Juni wird unser Beirat für Vertriebene und Flüchtlinge in Drabenderhöhe tagen, auch als Signal an diese größte Gemeinschaft der Siebenbürger Sachsen außerhalb von Rumänien. Und im kommenden Jahr wird unser Landesbeauftragter nach Siebenbürgen reisen. Unser neuer Heimatpreis in unserem neuen Heimatministerium geht auch an Projekte, die unsere Verbundenheit mit den Siebenbürger Sachsen und unserem zweiten Land, den Oberschlesiern, stärken werden. Also, Frau Vorsitzende, Ihre leicht geäußerte Bitte, aus dem Bekenntnis auch finanzielle Förderung erwachsen zu lassen, dem stellen wir uns und wir werden Wege finden, wie wir diese Kulturarbeit noch besser fördern als in der Vergangenheit.

Es gibt vieles, was man von den Siebenbürger Sachsen lernen kann. Sie haben in der Bundesrepublik Deutschland eine zweite Heimat gefunden, sie sind ein Vorbild für gelungene Integration, sie haben die eigenen Wurzeln bewahrt, und in Rumänien selbst leben sie mit vielen Völkern zusammen. „Siebenbürgen, grüne Wiege einer bunten Völkerschar“, heißt es im Siebenbürgenlied, das wir gleich gemeinsam singen werden. Und dies klar zu machen, auch mit dem Erlebnis des Jahres 2017, über das wir im Geistlichen Wort eben gehört haben, dass man dort das Kulturgut pflegt und hier Brücken baut in diesem Europa, dass das nach 1989, einem echten Pfingstwunder, möglich geworden ist, dass Mauern gefallen sind, der Kommunismus ein Ende hatte, Unterdrückung der Kultur ein Ende hatte und man jetzt quasi zwei Heimaten hat und beiden auch treu sein kann, das leben die Siebenbürgen in ganz besonderer Weise vor. Auch dafür meinen Dank.

Ich weiß, dass Peter Maffay öfter mal hier war, er ist ein guter Freund von mir, war in der letzten Woche nochmal da. Und es vergeht kein Gespräch mit ihm, dass er nicht in wenigen Minuten über Siebenbürgen, über Radeln, wo er seine Burg hat, und vieles andere spricht. Ich glaube, wir brauchen solche Botschafter, die auch den Menschen, die vielleicht gar nichts mehr damit anfangen können, erklärt, was eigentlich diese Traditionspflege ist und warum man das macht. Und deshalb danke ich auch der Stadt Dinkelsbühl, dass sie Jahr für Jahr zehntausende Menschen hier aufnimmt als Gäste, als gute Gastgeber, und damit weit nach Deutschland hinein ausstrahlt, dass hier in Dinkelsbühl auch das Herz der Siebenbürger Sachsen schlägt, jedenfalls in den Pfingsttagen.

Ich bin froh, dass viele Landeskinder, dass viele Nordrhein-Westfalen jedes Jahr nach Dinkelsbühl fahren. Ich habe gestern Abend schon viele getroffen. Ich wünsche uns allen, das nicht nur in Dinkelsbühl, dass nicht nur am Pfingsttag, sondern das ganze Jahr über diese Tradition auch sichtbar wird in all den Ortsgruppen und Kreisgruppen in all den deutschen Ländern. Denn gerade in einer Zeit, wo Menschen Orientierung suchen, wie heute, wo alles schneller wird, und Digitalisierung, Globalisierung manche Menschen ängstigt, da ist es gut zu wissen, wo man herkommt, welche Kultur man hat, welche Werte man gelebt hat und unter welchen Bedrängnissen man diese Kultur auch aufrechterhalten hat. Wenn das im Kommunismus gelungen ist, es aufrecht zu erhalten, dann wird uns das heute erst recht gelingen, dass wir diese Kultur weiter pflegen. Also, etwas mehr von diesem Selbstvertrauen, von diesem Mut auch im Wettbewerb der Kulturen! Andere sind auch laut und werben für ihre Kultur. Wir sollten auch wieder stärker über unsere reden, wir sollten übrigens auch an diesem Pfingsttag mal öfter sagen: Das Beste, was man der Welt anbieten kann, ist die Botschaft des Christentums, das, was Christen leben, Nächstenliebe, Respekt vor dem anderen, davon braucht unsere Welt mehr! Gottes Segen für Ihre Arbeit! Alles Gute!

Schlagwörter: Heimattag 2018, Armin Laschet, Ministerpräsident, Nordrhein-Westfalen, Kundgebung, Kulturarbeit, Vertriebene und Aussiedler, Patenschaft, Jugend

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