15. Juli 2008
Das Wunder von Gundelsheim
Gundelsheim am Neckar – Am 22. Juni war Tag der offenen Tür im Heimathaus Siebenbürgen. Über 1 000 Besucher aus dem In- und Ausland strömten in das landschaftlich reizvoll gelegene Schloss Horneck in Gundelsheim. Diese bemerkenswerte öffentliche Resonanz erklärt sich aus der Tatsache, dass es sich um die erste Gesamtdarstellung aller Einrichtungen auf Schloss Horneck handelte.
Die ehemalige Deutschordensburg beherbergt neben dem vom Hilfsverein der Siebenbürger Sachsen „Johannes Honterus“ getragenen siebenbürgisch-sächsischen Alten- und Pflegeheim auch Kultureinrichtungen der Siebenbürger Sachsen wie das Siebenbürgen-Institut mit Bibliothek und Archiv sowie das Siebenbürgische Museum. So mag das breite Publikumsinteresse ein nicht unwesentlicher Gradmesser sein für die öffentlich zugesprochene Bedeutung und Attraktivität all dieser Einrichtungen.
Ob die Siebenbürger Sachsen bei ihrer Einwanderung in den Karpatenbogen mit offenen Armen empfangen wurden, ist nicht überliefert. Vielmehr, dass sie zusammen mit den Völkerschaften der Gegend hartnäckig ihre Heimat aufgebaut, gegen Zerstörer verteidigt haben und gastfreundlich zu Gönnern und Leidensgenossen waren. Mit offenen Herzen und offenem Geist empfingen diese Siebenbürger Sachsen dann durch ihren eigenen Reformator Johannes Honterus Druckerei, Glaubensbekenntnis, Schul- und Kirchenordnung. Als dann 1945 und später so manchen das Schicksal der Entwurzelung ereilte, öffnete sich für viele unserer Landsleute ein unverhofftes Tor zu einer neuen Heimat, zu einer neuen Existenz. Der 1960 gegründete und sich auf Honterus berufende Hilfsverein der Siebenbürger Sachsen „Johannes Honterus“ setzte sich zum Ziel, leidgeprüfte, kranke, alte, einsame und pflegebedürftige Menschen zu unterstützen und sie in den schwierigen Augenblicken ihres Lebens zu begleiten. Heute, fast 50 Jahre nach der Gründung des Altenheimes „Heimathaus Siebenbürgen“, nimmt der inzwischen über 700 Mitglieder umfassende Hilfsverein diese Aufgabe mit unvermindertem Verantwortungsbewusstsein wahr. Bewohner, Mitarbeiter, Vereinsmitglieder öffnen Tore, Herzen und auch Türen all denen, die Hilfe brauchen und mitgestalten wollen. Der Tag der offenen Tür im Heimathaus Siebenbürgen war die erste Gesamtdarstellung aller Einrichtungen auf Schloss Horneck und zugleich Einladung an die Gundelsheimer Bürger, das Wahrzeichen der Stadt, die Institution Heimathaus, genauer kennen zu lernen und auch als festen Bestandteil ihres öffentlichen Lebens zu betrachten und zu nutzen. Die Predigt des ersten gemeinsamen Gottesdienstes der Stadt- und Heimbewohner in der Geschichte Gundelsheims war dann von Pfarrer Helmut Wolf auf drei wichtige Wortsäulen gestellt worden: Gebet und Fürbitte, Treue zu Gott und zu universellen Werten und Vertrauen. Die Anteilnahme am Schicksal des Nächsten aus tiefster, eigener Überzeugung wird hier vor Ort tagtäglich gelebt in dem gegenseitigen Zuspruch und der gegenseitigen Unterstützung unter den Bewohnern, im verantwortungsvollen und beherzten Wirken der Mitarbeiter und der ehrenamtlichen Helfer. Entgegenkommen und Hilfsbereitschaft machen nicht an den Grenzen unserer siebenbürgischen Gemeinschaft Halt. Dieser Tag der offenen Tür hat es verdeutlicht, dass der Hilfsverein, das Heimathaus und die Stadt Gundelsheim mit ihren Bürgern ihre gegenseitigen Beziehungen auf eine solide Vertrauensbasis gesetzt haben. Die sinnreichen Worte der Predigt wurden vom Fürther Chor einfühlsam umrahmt. Im Anschluss an den Gottesdienst begrüßte Berndt Schütz im Namen des Vorstands des Hilfsvereins Gundelsheims Bürgermeisterin Heike Schokatz, den Vorsitzenden der Landesgruppe Baden-Württemberg, Alfred Mrass, sowie Vertreter von Firmen und Institutionen. Der Einladung waren weit über 1 000 Besucher aus Gundelsheim und den Teilorten, Gäste aus dem In- und Ausland, ja sogar Touristen aus Japan gefolgt. Den feierlichen Auftakt unterstrich das „,Karpaten‘ – Tanz- und Unterhaltungsorchester Heilbronn“ in einem beschwingten Platzkonzert auf der Dachterrasse. Zu Kaffee und „schlossgebackener“ Hanklich genossen viele Besucher die Neckaraussicht sowie die beiden Auftritte der Siebenbürgischen Jugendtanzgruppe Heilbronn und der Siebenbürgisch-Sächsischen Kindergruppe Heilbronn. Die Hitze und den Durst bekämpfte man mit leckerem Holundersekt aus eigener Produktion.
Der Tag der offenen Tür hat durch das angebotene Programm Einblick in alle Tätigkeitsfelder des Alten- und Pflegeheims gewährt. Die Gäste wurden auf Wunsch durch das Schloss, den Wohntrakt, in dem vorwiegend rüstige Bewohner leben, sowie durch die in den 90er Jahren sanierten und modernisierten Räume der Pflegestation geführt. Im Gespräch mit dem Fachpersonal, aber auch mit den gastfreundlichen Bewohnern erfuhren die Besucher manches aus dem Heimalltag, über die Tagesstruktur, die ganzheitliche Grund- und Behandlungspflege, Betreuung und Begleitung, Aktivierung und die vielen Veranstaltungen kultureller und freizeitgestaltender Art. Dazu Informationen zu weiteren Dienstleistungen, zu Heimanmeldung, -einzug, -aufenthalt und dessen Finanzierung, oder darüber, wie die 110 Bewohner und 50 Angestellten das Dasein im Schloss gestalten.
Die aufschlussreichen Führungen durch das Museum ermöglichten Einblicke in das Alltagsleben der Siebenbürger Sachsen, in die Wohnkultur, in das Schul- und Gemeinschaftswesen. Vierzig zwischen 100 und 600 Jahre alte Exponate sind derzeit in der Sonderausstellung „Kirchenraum im Wandel“ ausgestellt. In diesem ideellen Kirchenraum mit Portal und Tür, Dach und Decke, Balken und Kassetten, Kanzel, Taufbecken und Altar präsentiert sich Gottes Haus im Schnittpunkt von Transzendenz und Bodenständigkeit, im Schnittpunkt von Himmel und Erde, immer den Menschen, der den Raum ausfüllt und heiligt, im Blickpunkt behaltend (siehe Besprechung in dieser Zeitung).
Die Besucher waren auch von den Arbeiten siebenbürgischer Künstler begeistert. Gemälde Grafiken und Zeichnungen schmücken die Flure und Gemeinschaftsräume des Alten- und Pflegeheimes – eine beeindruckende Bildergalerie, die ebenfalls Heimat vermittelt. Im Festsaal tagte am gleichen Sonntag der Verein „Heimatgemeinschaft der Deutschen aus Hermannstadt“ anlässlich des 25-jährigen Gründungsjubiläums des Hermannstädter Heimatboten. Der Verein wurde in Heilbronn von ausgewanderten Hermannstädtern unter dem Motto „Heimatliches sammeln und bewahren“ gegründet. Inzwischen unterstützt er notleidende Deutsche in Hermannstadt, das Siebenbürgische Museum und die Bibliothek in Gundelsheim und fördert allgemein die Verbreitung siebenbürgischen Kulturgutes in Deutschland.
Die Sonntagsgäste konnten sich von Stadtführern den Felsenkeller, ehemalige Lagerstätte für Bier und später Zufluchtsstätte für die ausgebombten Stadtbewohner, zeigen lassen. Manchem älteren Gundelsheimer liefen längst vergangene, aber nicht verwundene Schreckens- bilder der letzten Monate vor dem inneren Auge ab. Die jüngeren Besucher staunten bei Fackelschein und angenehmer Kühle über winzige Stalaktiten und Stalagmiten. Die Turmbesteiger konnten sich von den extremen Wohnbedingungen ehemaliger Bediensteten unter dem Dachgiebel und dem kargen Dasein der Turmwärter im Wachraum des Burgfrieds überzeugen.
Gar nicht karg ging es unter dem großen, Schatten spendenden Festzelt im Burggraben zu. Zu Mici und Grillfleisch, Bratwurst und Weinsteinkraut passte das kalt gezapfte Bier hervorragend. Der Schmaus, der selbst höhere Mächte in Frankreich zur Teilnahme an diesem Tag der offenen Tür verleitet hätte, wurde dann mit delikatem Baumstriezel abgerundet.
Dass der Tag der offenen Tür für alle ein Erfolg war, ist unbestritten auch ein Verdienst der ehrenamtlichen Helfer und aller Mitglieder der auftretenden Kulturgruppen. Ob an den beiden großen Grillständen, beim Baumstriezelbacken, beim Getränkeverkauf im Ausschankfass des Gundelsheimer Carneval-Vereins oder an den beiden Kassen, ob im Terrassenkiosk oder bei den Führungen, alle ehrenamtlichen und freiwilligen Helfer haben den unerwartet großen Gästeansturm bravourös gemeistert. Neben den erwähnten Gruppen traten auf der Pflegestation und im Schlossgraben der „Liederkranz der Siebenbürger Sachsen Heilbronn“ und die aus Stuttgart angereiste „Siebenbürgische Blaskapelle“ mit Bravour auf.
Dieser Sonntag ermutigt uns zu glauben, dass immer wieder und täglich Wunder möglich sind. Ob für einen Heimbewohner, der abends in Sehnsucht einschlief, und morgens von einer freundlichen Stimme geweckt wurde, oder für einen Gast, der sich an einem Regentag ins Museum zurückzieht und dort gesprächige Zeitzeugen aus dem Altenheim antrifft, oder für einen müden Mitarbeiter, der kurz vor Dienst- schluss ein herzliches Dankeschön von einem Angehörigen gesagt bekommt. So klein Wunder sein mögen, so große Wirkung können sie entfalten. Der Tag der offenen Tür auf Schloss Horneck hat das Predigtwort unterstrichen: „Wenn wir einander achten, einander ertragen und tragen, einander annehmen trotz verschiedener Herkunft und Prägung“, ist uns der zuversichtliche Blick in die gemeinsame Zukunft gewiss.
Ob die Siebenbürger Sachsen bei ihrer Einwanderung in den Karpatenbogen mit offenen Armen empfangen wurden, ist nicht überliefert. Vielmehr, dass sie zusammen mit den Völkerschaften der Gegend hartnäckig ihre Heimat aufgebaut, gegen Zerstörer verteidigt haben und gastfreundlich zu Gönnern und Leidensgenossen waren. Mit offenen Herzen und offenem Geist empfingen diese Siebenbürger Sachsen dann durch ihren eigenen Reformator Johannes Honterus Druckerei, Glaubensbekenntnis, Schul- und Kirchenordnung. Als dann 1945 und später so manchen das Schicksal der Entwurzelung ereilte, öffnete sich für viele unserer Landsleute ein unverhofftes Tor zu einer neuen Heimat, zu einer neuen Existenz. Der 1960 gegründete und sich auf Honterus berufende Hilfsverein der Siebenbürger Sachsen „Johannes Honterus“ setzte sich zum Ziel, leidgeprüfte, kranke, alte, einsame und pflegebedürftige Menschen zu unterstützen und sie in den schwierigen Augenblicken ihres Lebens zu begleiten. Heute, fast 50 Jahre nach der Gründung des Altenheimes „Heimathaus Siebenbürgen“, nimmt der inzwischen über 700 Mitglieder umfassende Hilfsverein diese Aufgabe mit unvermindertem Verantwortungsbewusstsein wahr. Bewohner, Mitarbeiter, Vereinsmitglieder öffnen Tore, Herzen und auch Türen all denen, die Hilfe brauchen und mitgestalten wollen. Der Tag der offenen Tür im Heimathaus Siebenbürgen war die erste Gesamtdarstellung aller Einrichtungen auf Schloss Horneck und zugleich Einladung an die Gundelsheimer Bürger, das Wahrzeichen der Stadt, die Institution Heimathaus, genauer kennen zu lernen und auch als festen Bestandteil ihres öffentlichen Lebens zu betrachten und zu nutzen. Die Predigt des ersten gemeinsamen Gottesdienstes der Stadt- und Heimbewohner in der Geschichte Gundelsheims war dann von Pfarrer Helmut Wolf auf drei wichtige Wortsäulen gestellt worden: Gebet und Fürbitte, Treue zu Gott und zu universellen Werten und Vertrauen. Die Anteilnahme am Schicksal des Nächsten aus tiefster, eigener Überzeugung wird hier vor Ort tagtäglich gelebt in dem gegenseitigen Zuspruch und der gegenseitigen Unterstützung unter den Bewohnern, im verantwortungsvollen und beherzten Wirken der Mitarbeiter und der ehrenamtlichen Helfer. Entgegenkommen und Hilfsbereitschaft machen nicht an den Grenzen unserer siebenbürgischen Gemeinschaft Halt. Dieser Tag der offenen Tür hat es verdeutlicht, dass der Hilfsverein, das Heimathaus und die Stadt Gundelsheim mit ihren Bürgern ihre gegenseitigen Beziehungen auf eine solide Vertrauensbasis gesetzt haben. Die sinnreichen Worte der Predigt wurden vom Fürther Chor einfühlsam umrahmt. Im Anschluss an den Gottesdienst begrüßte Berndt Schütz im Namen des Vorstands des Hilfsvereins Gundelsheims Bürgermeisterin Heike Schokatz, den Vorsitzenden der Landesgruppe Baden-Württemberg, Alfred Mrass, sowie Vertreter von Firmen und Institutionen. Der Einladung waren weit über 1 000 Besucher aus Gundelsheim und den Teilorten, Gäste aus dem In- und Ausland, ja sogar Touristen aus Japan gefolgt. Den feierlichen Auftakt unterstrich das „,Karpaten‘ – Tanz- und Unterhaltungsorchester Heilbronn“ in einem beschwingten Platzkonzert auf der Dachterrasse. Zu Kaffee und „schlossgebackener“ Hanklich genossen viele Besucher die Neckaraussicht sowie die beiden Auftritte der Siebenbürgischen Jugendtanzgruppe Heilbronn und der Siebenbürgisch-Sächsischen Kindergruppe Heilbronn. Die Hitze und den Durst bekämpfte man mit leckerem Holundersekt aus eigener Produktion.
Der Tag der offenen Tür hat durch das angebotene Programm Einblick in alle Tätigkeitsfelder des Alten- und Pflegeheims gewährt. Die Gäste wurden auf Wunsch durch das Schloss, den Wohntrakt, in dem vorwiegend rüstige Bewohner leben, sowie durch die in den 90er Jahren sanierten und modernisierten Räume der Pflegestation geführt. Im Gespräch mit dem Fachpersonal, aber auch mit den gastfreundlichen Bewohnern erfuhren die Besucher manches aus dem Heimalltag, über die Tagesstruktur, die ganzheitliche Grund- und Behandlungspflege, Betreuung und Begleitung, Aktivierung und die vielen Veranstaltungen kultureller und freizeitgestaltender Art. Dazu Informationen zu weiteren Dienstleistungen, zu Heimanmeldung, -einzug, -aufenthalt und dessen Finanzierung, oder darüber, wie die 110 Bewohner und 50 Angestellten das Dasein im Schloss gestalten.
Sozialer und kultureller Dienstleister
Die Bilderpräsentation „Begegnung Jung – Alt“ und der Klanggarten der Schule für musikalische Früherziehung machten aufmerksam auf das Zusammenleben zwischen der ältesten und der jüngsten Generation auch außerhalb familiärer Strukturen. Der siebenbürgisch-sächsische Charakter des Heimathauses, die vielfältigen Veranstaltungsangebote, die abwechslungsreiche und schmackhafte Kost, haben schon seit langer Zeit Neugierde geweckt und können jetzt von allen Interessenten in Anspruch genommen werden. Das Heimathaus Siebenbürgen, bisher vorwiegend als wichtiger Arbeitgeber in Gundelsheim betrachtet, hat sich nunmehr auch als bedeutender sozialer, gesellschaftlicher und kultureller Dienstleister etabliert. Dieser Tag bot auch Anlass, die wertvolle Arbeit der öffentlich zugänglichen Instituts-Bibliothek kennen zu lernen, seltene Bücher zu sehen. Die Sammlungen des Siebenbürgen-Instituts gelten heute als eine Art Nationalbibliothek und -archiv, da hier sämtliche Schriftzeugnisse über Geschichte, Gesellschaft, Kultur gesammelt, erschlossen und ausgewertet werden. Hier laufen die Fäden eines weit gespannten Netzwerkes von Studenten, Doktoranden, Wissenschaftlern, Heimatkundlern aus Deutschland und der ganzen Welt zusammen. Hier werden zahlreiche Bücher herausgegeben und Tagungen organisiert. Man durfte Räume betreten, die normalerweise der Öffentlichkeit nicht zugänglich sind. Die Bibliothek ist mit über 73 000 bibliographischen Einheiten die größte Sammlung außerhalb Siebenbürgens, darunter viele alte Drucke, über 700 Titel von Zeitschriften und Zeitungen, eine Kartensammlung, mehrere Nachlässe. Der Bibliothek ist ein Archiv angeschlossen mit umfangreichen Beständen zur Zeitgeschichte, der sie- benbürgischen Orts- und Familiengeschichte. Dazu gehört ein Künstlerarchiv, ein Musikarchiv, ein Foto-, Film- und Schallarchiv, eine Sammlung alter Ansichtskarten und Stiche.Die aufschlussreichen Führungen durch das Museum ermöglichten Einblicke in das Alltagsleben der Siebenbürger Sachsen, in die Wohnkultur, in das Schul- und Gemeinschaftswesen. Vierzig zwischen 100 und 600 Jahre alte Exponate sind derzeit in der Sonderausstellung „Kirchenraum im Wandel“ ausgestellt. In diesem ideellen Kirchenraum mit Portal und Tür, Dach und Decke, Balken und Kassetten, Kanzel, Taufbecken und Altar präsentiert sich Gottes Haus im Schnittpunkt von Transzendenz und Bodenständigkeit, im Schnittpunkt von Himmel und Erde, immer den Menschen, der den Raum ausfüllt und heiligt, im Blickpunkt behaltend (siehe Besprechung in dieser Zeitung).
Die Besucher waren auch von den Arbeiten siebenbürgischer Künstler begeistert. Gemälde Grafiken und Zeichnungen schmücken die Flure und Gemeinschaftsräume des Alten- und Pflegeheimes – eine beeindruckende Bildergalerie, die ebenfalls Heimat vermittelt. Im Festsaal tagte am gleichen Sonntag der Verein „Heimatgemeinschaft der Deutschen aus Hermannstadt“ anlässlich des 25-jährigen Gründungsjubiläums des Hermannstädter Heimatboten. Der Verein wurde in Heilbronn von ausgewanderten Hermannstädtern unter dem Motto „Heimatliches sammeln und bewahren“ gegründet. Inzwischen unterstützt er notleidende Deutsche in Hermannstadt, das Siebenbürgische Museum und die Bibliothek in Gundelsheim und fördert allgemein die Verbreitung siebenbürgischen Kulturgutes in Deutschland.
Die Sonntagsgäste konnten sich von Stadtführern den Felsenkeller, ehemalige Lagerstätte für Bier und später Zufluchtsstätte für die ausgebombten Stadtbewohner, zeigen lassen. Manchem älteren Gundelsheimer liefen längst vergangene, aber nicht verwundene Schreckens- bilder der letzten Monate vor dem inneren Auge ab. Die jüngeren Besucher staunten bei Fackelschein und angenehmer Kühle über winzige Stalaktiten und Stalagmiten. Die Turmbesteiger konnten sich von den extremen Wohnbedingungen ehemaliger Bediensteten unter dem Dachgiebel und dem kargen Dasein der Turmwärter im Wachraum des Burgfrieds überzeugen.
Gar nicht karg ging es unter dem großen, Schatten spendenden Festzelt im Burggraben zu. Zu Mici und Grillfleisch, Bratwurst und Weinsteinkraut passte das kalt gezapfte Bier hervorragend. Der Schmaus, der selbst höhere Mächte in Frankreich zur Teilnahme an diesem Tag der offenen Tür verleitet hätte, wurde dann mit delikatem Baumstriezel abgerundet.
Dass der Tag der offenen Tür für alle ein Erfolg war, ist unbestritten auch ein Verdienst der ehrenamtlichen Helfer und aller Mitglieder der auftretenden Kulturgruppen. Ob an den beiden großen Grillständen, beim Baumstriezelbacken, beim Getränkeverkauf im Ausschankfass des Gundelsheimer Carneval-Vereins oder an den beiden Kassen, ob im Terrassenkiosk oder bei den Führungen, alle ehrenamtlichen und freiwilligen Helfer haben den unerwartet großen Gästeansturm bravourös gemeistert. Neben den erwähnten Gruppen traten auf der Pflegestation und im Schlossgraben der „Liederkranz der Siebenbürger Sachsen Heilbronn“ und die aus Stuttgart angereiste „Siebenbürgische Blaskapelle“ mit Bravour auf.
Dieser Sonntag ermutigt uns zu glauben, dass immer wieder und täglich Wunder möglich sind. Ob für einen Heimbewohner, der abends in Sehnsucht einschlief, und morgens von einer freundlichen Stimme geweckt wurde, oder für einen Gast, der sich an einem Regentag ins Museum zurückzieht und dort gesprächige Zeitzeugen aus dem Altenheim antrifft, oder für einen müden Mitarbeiter, der kurz vor Dienst- schluss ein herzliches Dankeschön von einem Angehörigen gesagt bekommt. So klein Wunder sein mögen, so große Wirkung können sie entfalten. Der Tag der offenen Tür auf Schloss Horneck hat das Predigtwort unterstrichen: „Wenn wir einander achten, einander ertragen und tragen, einander annehmen trotz verschiedener Herkunft und Prägung“, ist uns der zuversichtliche Blick in die gemeinsame Zukunft gewiss.
Gerlinde E. Schuller, Gerhard Schmidt
Schlagwörter: Altenheim, Gundelsheim, Siebenbürgen-Institut, Siebenbürgisches Museum, Schloss Horneck
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