11. Dezember 2009

Harmonie in Heilbronn

Mit einer eindrucksvollen Festveranstaltung hat die Landesgruppe Baden-Württemberg des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland am 28. November in Heilbronn ihr 60-jähriges Bestehen gefeiert. „Die herrlichen Trachten und die Klänge der Musik an diesem Jubiläumsnachmittag vermitteln uns, wie bewusst die Siebenbürger Sachsen aus und mit ihrer Tradition leben.“, schwärmte der baden-württembergische Innenminister Heribert Rech in seiner Festansprache. Über 800 Festgäste und rund 500 Aktive erlebten bzw. gestalteten im Theodor-Heuss-Saal des Heilbronner Kongresszentrums Harmonie ein gehaltvolles, kurzweiliges Programm. Alle Generationen waren vertreten, auffallend stark die Jugend, die in den Musik- und Tanzdarbietungen sowie einer Trachtenpräsentation, in Organisation und Moderation der Veranstaltung vielfältige Akzente setzte. Diese Leistung hat der Landesvorsitzende Alfred Mrass nicht nur im Rahmen seiner abschließenden Danksagung ausdrücklich gewürdigt.
Schon in seiner Begrüßung der Saalgäste hob der Vorsitzende der Landesgruppe Baden-Württemberg, Alfred Mrass, die starke Präsenz der Jugend hervor und kündigte an, dass an diesem Nachmittag gar mehr Kinder in sächsischer Tracht tanzen würden als Jugendliche. „Bekenntnis zu Kultur und Tradition“ betitelte die Lokalzeitung Heilbronner Stimme ihren Veranstaltungsbericht ganz im Geiste des Mottos, das der Landesvorsitzende der Veranstaltung vorangestellt hatte: „Das Morgen kann nur blühen, wenn es im Gestern wurzelt und im Heute wächst.“
Lebendige Kulturarbeit und Brauchtumspflege in ...
Lebendige Kulturarbeit und Brauchtumspflege in Heilbronn präsentiert: 60 Paare der Vereinigten siebenbürgisch-sächsischen Kindertanzgruppen Baden-Württemberg (Landesjugendleitung SJD Baden-Württemberg, Astrid Kelp). Foto: Hans-Werner Schuster
Der Leitspruch der Jugendorganisation: „Modern sein, ohne mit der Tradition zu brechen“ gelte für den gesamten Verband, so Mrass. Programmatisch bekräftigte der 64-jährige Hermannstädter, seit 1998 amtierender Landesvorsitzender: „Wir werden unsere Tätigkeit auf Landesebene und Kreisgruppenebene weiterhin am Notwendigen ausrichten, wir wollen weiterhin zum Wohle der Gesamtgesellschaft in der Bundesrepublik und, soweit es geht, auch in der alten Heimat beitragen.“

Steht an der Spitze einer erfolgreichen ...
Steht an der Spitze einer erfolgreichen Landesgruppe: Alfred Mrass. Foto: Christian Schoger
Unter den zahlreichen Ehrengästen, Vertreter aus Politik, Kirche und Verbänden, begrüßte der Landesvorsitzende namentlich den Innenminister des Landes Baden-Württemberg, Heribert Rech, die Erste Bürgermeisterin der gastgebenden Stadt Heilbronn, Margarete Krug, als Mitglieder des Landtages Baden-Württemberg Johanna Lichy und Dr. Bernhard Lasotta, den Landesvorsitzenden des Bundes der Vertriebenen (BdV) aus Baden Württemberg, Arnold Tölg, seitens der Diakonie Heilbronn Richard Siemiatkowski-Werner, den Vorsitzenden der Landesgruppe Baden-Württemberg der Landsmannschaft der Banater Schwaben, Josef Prunkl. Den Verband der Siebenbürger Sachsen repräsentierten allen voran deren Ehrenvorsitzender Dr. Wolfgang Bonfert, die stellvertretenden Bundesvorsitzenden Doris Hutter und Rainer Lehni, Mrass‘ Amtsvorgänger Michael Trein, die Landesvorsitzenden Helga Seeger (Hamburg), Volkmar Gerger (Niedersachsen), Ortwin Gunne (Rheinland-Pfalz/Saarland), Ingwelde Juchum-Klamer (Hessen), Herta Daniel (Bayern), die Stellvertretende Landesvorsitzende Heidrun Trein (Berlin/Neue Bundesländer) sowie die stellvertretende Landesvorsitzende und Vorsitzende der Kreisgruppe Heilbronn, Christa Andree. Das Hilfskomitee der Siebenbürger Sachsen und evangelischen Banater Schwaben war durch dessen Vorsitzenden Dekan i.R. Hermann Schuller vertreten. Nach seiner Begrüßung übergab Alfred Mrass das Wort an die beiden Moderatoren des Nachmittages, Ines Wenzel, stellvertretende Vorsitzende und Kulturreferentin der Kreisgruppe Heilbronn, und Helge Krempels, Vorsitzender der Kreisgruppe Ludwigsburg, die gemeinsam durch das Programm führten.

Kultur- und Jugendarbeit gewürdigt

Nach einem musikalischen Intermezzo der von Hans-Otto Mantsch geleiteten Vereinigten siebenbürgisch-sächsischen Blaskapellen Baden-Württemberg folgten Grußworte. Die Erste Bürgermeisterin der Stadt Heilbronn, Margarete Krug, hieß die Festgäste herzlich willkommen „in Heilbronns guter Stube“ und gratulierte der Landesgruppe auch im Namen von Oberbürgermeister Helmut Himmelsbach zu ihrem 60-jährigen Bestehen. Die Landesgruppe wie auch die Kreisgruppe Heilbronn seien „aktive Multiplikatoren der siebenbürgischen Kultur in der neuen Heimat“, „umgekehrt auch Mittler bundesdeutscher Lebensart in Rumänien“. Die Kreisgruppe Heilbronn habe sich zur größten Kreisgruppe im Land entwickelt und sei in ihrer Aktivität „unschlagbar“.

Erste Bürgermeisterin der Stadt Heilbronn: ...
Erste Bürgermeisterin der Stadt Heilbronn: Margarete Krug. Foto: Christian Schoger
Krug dankte der Kreisgruppenvorsitzenden Christa Andree herzlich „für ihr großes Engagement“. Die in Heilbronn lebenden Siebenbürger Sachsen seien „ein Beispiel dafür, wie gut Integration gelingen kann, ohne die eigene Kultur aufzugeben“, betonte die Erste Bürgermeisterin der Stadt.

Dr. Wolfgang Bonfert übermittelte die Glückwünsche des Bundesvorsitzenden Dr. Bernd Fabritius, der sich zeitgleich in Siebenbürgen aufhielt anlässlich einer nordrhein-westfälischen Delegationsreise unter der Leitung von Landtagspräsidentin Regina van Dinther (siehe SbZ-Bericht:"Delegationsreise des Patenlandes NRW nach Rumänien"). Der Ehrenvorsitzende betonte, dass die nach Bayern zweitgrößte Landesgruppe Baden-Württemberg „immer eine besonders aktive Gemeinschaft“ gewesen sei, „die über ihre geografischen Grenzen zwischen Lörrach und Mannheim/Heidelberg oder Karlsruhe und Ulm hinaus zum Wohle der Siebenbürger Sachsen und ihres Verbandes gewirkt“ habe vermittels ihrer „kulturellen und sozialen Leistungen“.

Grußwort des Ehrenvorsitzenden Dr. Wolfgang ...
Grußwort des Ehrenvorsitzenden Dr. Wolfgang Bonfert. Foto: Christian Schoger
Dr. Bonfert verwies beispielhaft auf das Wirken der vielfältigen Kulturgruppen, aber auch auf die hervorragende Jugendarbeit der Landesgruppe. Besonders bemerkenswert sei der 1960 erfolgte Erwerb und Ausbau des Schlosses Horneck in Gundelsheim. Dessen Trägerverein, der von Mitgliedern der Landesgruppe Baden-Württemberg gegründete Hilfsverein Johannes Honterus, habe das Schloss „in hervorragender Weise mit Unterstützung der Landesgruppe, des baden-württembergischen Ministeriums des Innern und des Patenlandes der Siebenbürger Sachsen in Nordrhein-Westfalen zu einer Lebensabendstätte für unsere alten Landsleute gestaltet“. Darüber hinaus habe sich Gundelsheim „zu einem siebenbürgisch-sächsischen Kulturzentrum entwickelt“ mit Museum, Bibliothek und Archiv, dem Siebenbürgen-Institut, Arbeitskreis für Siebenbürgische Landeskunde und dem Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturrat. Der Ehrenvorsitzende unseres Verbandes würdigte das in den vergangenen 60 Jahren ehrenamtlich geleistete persönliche Engagement zahlreicher Frauen, Männer und Jugendlicher in den Nachbarschaften, Kreisgruppen wie auch im Rahmen der Landesgruppe.

Innenminister Rech: Förderung für Gundelsheim bleibt auf gutem Niveau

60 Jahre Verband der Siebenbürger Sachsen sei „ein Grund zu großer Freude“, sagte der Landesbeauftragte für Vertriebene, Flüchtlinge und Aussiedler, Innenminister Heribert Rech, in seiner Festansprache, denn: „Ihr Verband leistet eine bewundernswerte und aufopferungsvolle Arbeit.“ Beispielhaft erwähnte der Minister den „verantwortungsvollen Einsatz des Verbandes für den Erhalt von Schloss Horneck in Gundelsheim“. Der Landesverband habe maßgeblich dazu beigetragen, „dass diese Einrichtung zum bedeutendsten siebenbürgisch-sächsischen Kulturzentrum in der Bundesrepublik“ geworden sei. Daneben lobte Rech die vielen aktiven Musiker, Chorsänger und Tänzer, die„ein beeindruckendes Bekenntnis zu Ihrer Kultur und Tradition“ seien. Garant dafür, dass die Trachten, Tänze, Lieder und Musik auch künftig lebendig und ein „unverwechselbares Symbol für die alte Heimat“ blieben, seien vor allem die jungen Trachtenträger.

Innenminister Heribert Rech bei seiner ...
Innenminister Heribert Rech bei seiner Festansprache in Heilbronn. Foto: Christian Schoger
Dieses Jubiläum sei freilich auch mit Wehmut verbunden. Der Minister erinnerte daran, dass der Zweite Weltkrieg gerade auch für die Siebenbürger Sachsen einen „jähen Einschnitt in ihre über 800-jährige Siedlungsgeschichte“ bedeutete durch ihre Entwurzelung bei Kriegsende und den entbehrungsreichen Neuanfang in Deutschland. Der Festredner empfahl die noch bis 22. August 2010 im Haus der Geschichte Baden-Württemberg in Stuttgart gezeigte Landesausstellung „Ihr und Wir“ (siehe SbZ-Artikel: "Ausstellung: Integration der Heimatvertriebenen in Baden-Württemberg"), in der die Integration der Heimatvertriebenen in Baden-Württemberg dokumentiert wird. Die Integration der Siebenbürger Sachsen sei gelungen. Inzwischen habe sich im Zuge der Öffnung der Grenzen nach Ostmitteleuropa die politische Landschaft geändert und analog auch das landsmannschaftliche Selbstverständnis gewandelt. So sei die Wahrnehmung der Brückenfunktion zu den Herkunftsländern „eine der vorrangigsten landsmannschaftlichen Aufgaben“. In diesem Zusammenhang würdigte Innenminister Rech die 2007 vollzogene „bemerkenswerte und richtungweisende Entscheidung“ der Öffnung des Verbandes für Personen und Organisationen ohne persönlichen Bezug zum Vertreibungsgeschehen, jedoch motiviert vom Interesse an der Kultur der Herkunftsgebiete und der Völkerverständigung. Rech registrierte den „Wandel von der Erlebnisgeneration zur Erinnerungskultur“, wobei Kultur ein „Schlüssel zur eigenen Identität“ sei. Baden-Württemberg bekenne sich zum Förderungsauftrag nach § 96 des Bundesvertriebenengesetzes (BVFG). Ungeachtet der schwierigen Finanzlage habe das Land seine Förderung für Gundelsheim „auf einem guten Niveau gehalten“ und werde auch künftig so verfahren. Um diese Botschaft noch zu unterstreichen, verkündete Heribert Rech die Bewilligung von 6 000 Euro für ein Projekt des Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturrates zur Archivierung von Fotos. Für seine warmherzige und engagierte Ansprache spendete das Saalpublikum dem Festredner großen Applaus.

Ein in buchstäblichem Sinne ergriffener Moment folgte, als zum Ausklang des ersten Teils der Festveranstaltung das Siebenbürgenlied und die deutsche Nationalhymne gesungen wurden. Die Heilbronner Stimme berichtete von einem „bewegenden Augenblick, als mehr als tausend Männer und Frauen das Siebenbürgenlied anstimmten, sich an den Händen ergriffen oder sich beim Nachbarn unterhakten“.

In der anschließenden Veranstaltungspause konnten Interessierte an den Verkaufsständen im Foyer des Kongresszentrums die Festschrift („Siebenbürger Sachsen in Baden-Württemberg II. 60 Jahre Landesgruppe des Verbandes. Ergänzungsband für die Zeitspanne 1999-2009) erwerben.

Landsleute bewegt und begeistert

Der zweite Teil der Festveranstaltung vermittelte einen Querschnitt des aktiven Kulturlebens und gelebter Traditionen in der Landesgruppe Baden-Württemberg. In dem bunten, unterhaltsamen Programm wirkten mit: Vereinigte siebenbürgisch-sächsische Kindertanzgruppen Baden-Württemberg (Landesjugendleitung SJD Baden-Württemberg, Astrid Kelp), Vereinigte siebenbürgisch-sächsische Jugendtanzgruppen Baden-Württemberg (Landesjugendleitung SJD Baden-Württemberg, Karin Nägler), Vereinigte siebenbürgisch-sächsische Chöre Baden-Württemberg (Leitung: Melitta Wonner), Siebenbürgisch-sächsische Brautpaare (Vorführung der Kreisgruppe Heilbronn, Leitung: Christa Andree und Ines Wenzel), Vereinigte siebenbürgisch-sächsische Blaskapellen Baden-Württemberg (Leitung: Hans-Otto Mantsch). Insbesondere auch der Auftritt des Käthchen-Hochzeitszuges (Leitung: Sigrid Lipp) als Botschafter der Käthchen-Stadt Heilbronn fand beim Publikum begeisterten Anklang.
220 Sängerinnen und Sänger der Vereinigten ...
220 Sängerinnen und Sänger der Vereinigten siebenbürgisch-sächsischen Chöre Baden-Württemberg beeindruckten unter der Leitung von Melitta Wonner. Foto: Christian Schoger
In seiner Danksagung (siehe dazu auch Kasten auf dieser Seite) würdigte der Landesvorsitzende die von großem Gemeinsinn zeugende Gesamtleistung aller beteiligten Aktiven. Stellvertretend bat Alfred Mrass die Dirigenten, Chorleiter und Organisatoren auf die Bühne, um ihnen ein kleines Präsent zu überreichen. Das gemeinsam gesungene Lied „Af deser Ierd“ beschloss die Feier zum 60-jährigen Jubiläum der Landesgruppe Baden-Württemberg. Ein Stehempfang für die Ehrengäste und der am Abend ebenfalls im Theodor-Heuss-Saal des Heilbronner Kongresszentrums Harmonie veranstaltete Heilbronner Kathreinenball waren weitere, letzte Höhepunkte dieses eindrucksvollen Festtages.

Christian Schoger

Danksagung

Die Landesgruppe Baden-Württemberg hat am 28. November 2009 in dem Konzert- und Kongresszentrum Harmonie in Heilbronn eine in Größe und Qualität beeindruckende Feier zu ihrem 60-jährigen Bestehen veranstaltet. Dazu haben wir viel Lob und Anerkennung erfahren. Im Namen des Vorstandes der Landesgruppe möchte ich allen Mitwirkenden und all jenen, die zum Gelingen beigetragen haben, herzlichst danken.

Alfred Mrass, Landesvorsitzender

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60-jährige Jubiläumsfeier der Landesgruppe Baden-Württemberg

Schlagwörter: Baden-Württemberg, Heilbronn, Jubiläum

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  • 13.12.2009, 15:26 Uhr von Scheibi: Ich gratuliere zu 60 Jahren Landesgruppe Baden-Württemberg des Verbandes der Siebenbürger Sachsen. ... [weiter]

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