23. Februar 2010

Ein Buch über uns: "Siebenbürger Sachsen in Baden-Württemberg"

Rezension des Buches „Siebenbürger Sachsen in Baden-Württemberg. 60 Jahre Landesgruppe des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland e. V.“, herausgegeben von der Landesgruppe Baden-Württemberg, redigiert von Siegfried Habicher, Stuttgart 2009, 207 Seiten.
Die Siebenbürger Sachsen haben nie gezögert, sich Fragen über ihre Lage zu stellen, Antworten zu suchen und auch anderen ihre Ergebnisse mitzuteilen. Zu den vielen im Laufe der Zeit erschienenen Büchern und Aufsätzen zählen auch zwei Bände über die Landesgruppe Baden-Württemberg, die 1999 und 2009, also zum 50. und 60. Jahrestag seit Gründung des Landesverbands erschienen sind. Der ältere, umfangreichere Band, umfasst 31 Beiträge zu vielen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens der in Baden-Württemberg siedelnden Siebenbürger Sachsen während der Jahre 1949 bis 1999. Weit über dieses halbe Jahrhundert hinaus erstreckt sich ein Porträt der Siebenbürger Sachsen, das auch die über 800 Jahre in Siebenbürger einbezieht.

Dieses Porträt in dem 2009 erschienenen Band nach nur zehn Jahren – aktualisierterweise – zu wiederholen, hätte den Rahmen des Ergänzungsbandes gesprengt. So informiert uns dieser zweite Band vor allem über das Wirken der Landes- wie der Kreisgruppen, das gesellschaftlich-kulturelle Leben dieser Gruppierungen und ihre Verantwortungsträger.

Jede der 32 Kreisgruppen hatte Gelegenheit, ihre Aktivitäten der vergangenen zehn Jahre darzustellen. Diese Gelegenheit wurde für Überblicksdarstellungen verschieden genutzt: von tabellarischen Aufzählungen der Veranstaltungen bis hin zu schwerpunktmäßigen Präsentationen mit wertenden Akzenten sind die verschiedensten Zwischenstufen vertreten. In den meisten Fällen kommt die reichhaltige Illustration der Aktivitäten durch Bilder der Textaussage zugute.

Die Arbeit der Landesgruppe wird zunächst anhand der wichtigsten Ereignisse in der Gesamtschau von Alfred Mrass dargestellt, um dann als Jugend-, Frauen- und Kulturarbeit aufgefächert von den jeweiligen Referenten detaillierter präsentiert zu werden. Unschlagbar ist das Buch in seinem tabellarisch-statistischen Teil. Alles in allem beeindruckt die Fülle der Veranstaltungen – und das bei rückläufigen Mitgliederzahlen.

Der Rückgang der Mitgliederzahl wird schon im einleitenden Teil des Buches erwähnt. Später dann werden auch Maßnahmen aufgezählt, die diesen Rückgang eindämmen sollen. Ich hätte mir gewünscht, dass dieser überlebenswichtige Punkt durch Ursachenforschung vertieft worden wäre.

Meines Erachtens sehen viele unserer Landsleute in dem Verband, der sie vertritt, bloß ein Mittel für die Erfüllung ihrer Anliegen. Was bringt mir die Mitgliedschaft in dem Verband? Leider ist diese Frage immer wieder zu hören. Sie verdeutlicht die paradoxe Einstellung, dass materiell zufrieden gestellte Sachsen anscheinend keinen sächsischen Verein mehr benötigen. Viele von den wirtschaftlich und politisch Integrierten haben Wunschvorstellungen, die uns im Wesentlichen nur noch das Dasein als Folkloregruppe einräumen.

Es war nicht die Absicht der Autoren dieses Buches, der Antwort auf solche Fragen das Hauptaugenmerk zu schenken. Dennoch wäre das Erörtern existentieller Fragen – wie beispielsweise: sind wir noch, was wir waren? – eine Debatte wert.

Wir möchten alle, dass unsere Geschichte nicht zu Ende geht. Also müssen wir auch Mittel und Wege finden. Das hier besprochene Buch zeigt, dass wir da sind und beachtliche Leistungen erbringen. Den Verfassern dieses Buches, bei dessen Lektüre sich mir solch bohrende Fragen aufdrängten, sei gedankt.

Thomas Nägler

„Siebenbürger Sachsen in Baden-Württemberg. 60 Jahre Landesgruppe des Verbandes“, zu bestellen zum Preis von 10,00 Euro, zuzüglich Versand, beim Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, Landesgruppe Baden-Württemberg, Schlossstraße 92, 70176 Stuttgart, Telefon: (07 11) 6 15 00 64, E-Mail: siebenbuerger-sachsen-bw [ät] t-online.de.

Schlagwörter: Rezension, Verband, Baden-Württemberg

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