5. September 2020

Ein unermüdlicher Erfinder: Georg Binnen aus Rosenau war Unternehmer und Fortschrittsgestalter

„Die Notwendigkeit ist die Mutter der Erfindung“, sagte der irische Schriftsteller Jonathan Swift, und wenn man einen Einblick in das Leben von Georg Binnen erhält, wird man darin bestärkt, dass Erfindergeist, Begeisterung und der Wunsch nach Verbesserung erheblich dazu beitragen, eine Erfindung entstehen zu lassen.
Der Unternehmer Georg Binnen an seinem ...
Der Unternehmer Georg Binnen an seinem Schreibtisch. Foto: Ewald Binnen
Georg Binnen, 1937 in Rosenau geboren, war schon früh technikbegeistert, was auch seine berufliche Laufbahn bestimmte, die mit seiner Ausbildung zum Maschinenschlosser in Rumänien begann und ihn über eine lange Reihe von Erfindungs- und Entwicklungserfolgen in unterschiedlichen technischen Bereichen einen namhaften Firmengründer, Unternehmer und Fortschrittsgestalter der deutschen Wirtschaftsleistung in der neuen Heimat werden ließ.

Bis zu seiner Ausreise im Jahre 1977 waren die Erfolge von Georg Binnen durch die Gegebenheiten in Rumänien geprägt und eingeschränkt, doch er blieb seinem Heimatort durch die Elektrifizierung der Windanlage für die Orgel in Rosenau unvergesslich. Auch die Entwicklung und Herstellung eines neuen Rotationskolbenmotors war damals schon sein Verdienst. Geschicklichkeit, Innovationsfreude und Kreativität paarten sich, nach seiner Fortbildung für technische Konstrukteure und Projektleiter, mit zunehmender technischer Sachkenntnis und führten zu weiteren Erfindungen und deren Umsetzung auf verschiedenen Gebieten, für unterschiedliche Betriebe, wie z.B.: Entwicklung eines Klaviertastenschneideautomaten (Firma Renner, Stuttgart), Entwicklung eines Filter-Raffgerätes (Firma Mann+Hummel, Ludwigsburg), Mitarbeit an der Entwicklung einer Brennkammer für eine Pkw-Gasturbine (Daimler, Prototyp befindet sich im Deutschen Museum), Entwicklung eines Hartgeldautomaten (Firma Eisele, Stuttgart). Aufgrund dieser und weiterer Erfolge und der Verwirklichung technischer Neuheiten, wie z.B. die Entwicklung einer Blech-Offset-Druckmaschine für die Firma Mailänder in Bietigheim wagte Georg Binnen den Schritt in die Selbständigkeit und gründete 1998, nachdem er zwei Patente an die Firma König & Bauer, Würzburg, in Lizenz vergeben hatte, sein eigenes Konstruktionsbüro „Binnen Konstruktionen Gbr“ in Obersulm, das er seit 1995 zusammen mit seinem Sohn Ewald sehr erfolg- und auftragsreich führt. „Wir waren und sind in der Region das Büro mit den meisten angemeldeten Patenten und erfolgreich vergebenen Lizenzen“ sagt Georg Binnen mit gebührendem Stolz, denn viele seiner Innovationen konnten sich auch international durchsetzen und Patente auf den Wirtschaftsmärkten in Europa, Japan und USA erhalten. Die Lizenz seiner selbst entwickelten Mehrfarben-Tampondruckmaschine in Karussell-Bauweise, die zum Patent angemeldet war, erhielt die Firma Morlock in Baiersbrunn, die dann – vor allem wegen dieser Lizenz – von ITW Chicago aufgekauft wurde. Zu Ehren von Binnens Konstruktionen wurde vor dem Gebäude dieser Firma ein Baum gepflanzt. Dank des erworbenen internationalen Patentes konnten über tausend dieser Druckmaschinen gebaut und weltweit vertrieben werden.

Genauigkeit, Vielseitigkeit und Wirtschaftlichkeit seiner Erfindungen, der Prototypenbau eigener Ideen, die Verbesserungen in vielen Lebensbereichen und willkommene Neuerungen veranlassten, zeichnen die Arbeit von Georg Binnen aus, deren Ergebnis beeindruckt, bei Druck- und graphischen Maschinen, Sondermaschinen, Kleinfördergeräten und vielen mehr. Dazu zählen: ein Rollstuhl-Zuggerät (dessen Lizenz leider nicht richtig gefertigt und vermarktet wurde), ein Mehrzweck-Kinderwagen, eine Bandsäge zum Ablängen von Holz, Entwicklung eines Badewannenlifts, Versuch eines Treppensteig-Roboters. Hervorzuheben ist darunter das erste Modell eines Zykloidengetriebes für Roboter, das bereits als Patent angemeldet ist und dessen Offenlegung Georg Binnen bereits erhalten hat. Insgesamt hat Binnen im Laufe der Zeit über 30 Patente angemeldet und konnte fünf Lizenzen als einfache oder exklusive Lizenzen an entsprechende Firmen vergeben. Außerdem hat er mit seinem Sohn Ewald im Auftrag für andere Firmen größere Aufträge, wie eine Einschnür-Vorrichtung für Rohre (Firma DESY, Hamburg), Zuführrahmen für Blechtafeln, Hauptgetriebe für eine Druckmaschine (Firma LTG, Stuttgart) und Geräteträger TIGER (Firma Leiber, Emmingen) und andere entwickelt.

Diese innovative Glanzleistung eines reichen und erfolgreichen Erfinderlebens schlägt sich für Georg Binnen nicht nur im unternehmerischen Bereich nieder, sondern hat ihm auch eine rege und fortwährende Teilnahme und Beteiligung am technischen Weltgeschehen gesichert. Er hat an zahlreichen Wirtschafts- und Kooperations-Tagungen und Messen in Deutschland sowie im Ausland (Rumänien, Belgien, Österreich, USA) teilgenommen und hochrangige Persönlichkeiten der Wirtschaft und Politik kennengelernt. So waren Georg und Ewald Binnen im Jahre 2000 Ehrengäste des Wirtschaftsministeriums Rumänien auf der EXPO 2000 in Hannover und 1977, anlässlich der Tagung zum 5. Wirtschaftsvertrag Deutschland-Rumänien, zusammen mit dem damaligen Außenminister Klaus Kinkel in Bukarest, im Großen Haus der Regierung. Georg Binnen hatte und hat Kontakte zur IHK Heilbronn, zu Wirtschaftsexperten, Unternehmen, seine Präsenz als Meinungsträger auf dem Gebiet der Innovationen bleibt bestehen, nicht zuletzt auch durch seine jährliche Einladung als Jury-Mitglied zum regionalen Erfinder-Wettbewerb „Kreative Köpfe“, der von der gleichnamigen Stiftung organisiert wird. Auf https://youtube.com/watch?v=nHgGZwwuUSU kann das von der IHK Heilbronn gedrehte Video online eingesehen werden. Georg Binnen hat über sein erfinderisches Lebenswerk ein Buch geschrieben: „Meilensteine aus meinem Leben“, in dem er einen interessanten Einblick in seine Erfolgsgeschichte gibt. Doch Zeit, um sich auf seinen Lorbeeren auszuruhen, hat Binnen, der auch ein begeisterter Familienmensch und ein aktives Vereinsmitglied in seinem neuen Heimatort ist, nicht. Gefragt, welche neuen Ideen, Verbesserungen, Erfindungen er derzeit in Augenschein nehme, kann er gleich mehrere Projekte aufzählen, die ihn in seiner immer jung bleibenden Zielstrebigkeit und Begeisterung beschäftigen und auch seiner Alltagspraxis entstammen: ein Automat zur Selbstinjektion, ein selbstgebauter Motor zum Fahrradantrieb, und weil gerade die Kirschenzeit naht und Georg Binnen besonders große Kirschen im Garten hat, ein Vollautomat zum Entkernen. Bestimmt wird Georg Binnen noch einige weitere Erfindungen tatkräftig in Angriff nehmen. Gesundheit, Schaffenskraft, Begeisterung und Ideenreichtum mögen ihm dafür ein guter Antriebsmotor bleiben!

Brigitte Kräch

Schlagwörter: Porträt, Rosenau, Erfinder

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