21. September 2008

Kreisgruppe Rosenheim: Reise ins Baltikum und nach St. Petersburg

Dem Aufruf der Kreisgruppe Rosenheim des Verbands der Siebenbürger Sachsen zu einer Dokumentationsfahrt ins Baltikum und nach St. Petersburg folgten 22 Personen aus Bayern. Die Busrundreise, organisiert von der Bavarian Tour Gruppenreisen, fand vom 20. bis 28. August statt.
Die Anreise erfolgte per Flugzeug von München über Warschau nach Riga. Hier wurden wir erwartet und gleich zum Hotel geführt. Am nächsten Morgen machten wir mit unserer deutschsprachigen Reiseleiterin Anda eine Stadtrundfahrt. Die lettische Hauptstadt, ehemalige deutsche Hansestadt, wird auch als das „Paris des Ostens“ bezeichnet. Das historische Stadtzentrum, das die UNESCO zu Recht zum Weltkulturerbe erhob, blieb von üblen Bausünden verschont. Wahrzeichen der Stadt ist der Turm der Petri-Kirche, weitere Sehenswürdigkeiten sind der Rigaer Dom, das Schwarzhäupter Haus, das Rigaer Schloss, das Ensemble der großen und kleinen Gilden, die alten Handwerkshäuser „Die Drei Brüder“ und die Stadtmauer. Die Abstecher zum Schloss Rundale, erbaut im Barockstil mit schönen Galerien und Kunstgegenständen, zur ehemaligen Sommerresidenz des Herzogs von Kurland und die Fahrt in das berühmte Seebad Jurmala brachten uns auch die Landschaft näher.
Landsleute aus der Kreisgruppe Rosenheim vor dem ...
Landsleute aus der Kreisgruppe Rosenheim vor dem Katharinenpalast in St. Petersburg. Foto: Andreas Frank
Die Fahrt in die Hauptstadt Estlands, nach Tallinn, entlang der Via Baltica an der Ostseeküste verlief sehr ruhig. Bei einem Zwischenstopp in Pärnu, Seebad und „Sommerhauptstadt“ Estlands, konnten wir bei einem kurzen Spaziergang die Altstadt besichtigen. In Tallinn begrüßte uns die Reiseleiterin Kadri. Bei der Stadtführung erlebten wir die Altstadt, die sich als Gemisch aus Gotik, Renaissance, Barock und Klassizismus präsentiert. Die mittelalterliche Oberstadt wird beherrscht durch den Domberg mit dem Schloss, der Domkirche und der russisch-orthodoxen Alexander-Newski-Kathedrale. Das Zentrum der Unterstadt bildet der Marktplatz mit dem Rathaus. Lohnend war auch ein Bummel durch die engen Gassen mit hübschen Cafés und kunsthandwerklichen Werkstätten. Trotz der knapp bemessenen Zeit besichtigten wir auch die Sängerbühne, auf der regelmäßig internationale Konzerte und Chorvorführungen stattfinden.

Auf der Weiterfahrt machten wir in Narwa eine kurze Mittagspause. Hier gab es im Zweiten Weltkrieg heftige Kämpfe. Auch Siebenbürger Sachsen waren in die Kampfhandlungen verwickelt. Wir besuchten den deutschen Soldatenfriedhof, angelegt von der deutschen Kriegopferfürsorge. Unter den Gefallenen befinden sich auch viele Siebenbürger Sachsen. Andreas Frank fand hier die Grabstätte seines Vaters, der im Juni 1944 gefallen ist und hier begraben liegt – ein kurzes Gedenken, ein stiller Abschied, ein Blumenstrauß.

Der Grenzübergang nach Russland dauerte etwas länger, da wir gründlich kontrolliert wurden. Der Narwa-Fluss trennt die Stadt, deren Stadtbild durch russische Plattenbauten und Industriewerke dominiert wird. Zwei mächtige Festungen stehen gegenüber, die Hermannsfeste und die russische Burg Ivangorod. Hier erwartete uns die russische Reiseleiterin Tatjana.

Wir fuhren noch 170 km bis nach St. Petersburg. Bei leichtem Regen machten wir mit dem Bus eine Stadtrundfahrt durch die ehemalige Hauptstadt Russlands. St. Petersburg, das „Venedig des Nordens“, ist eine atemberaubende Stadt, die durch ihre Paläste und Museen weltweit berühmt ist. Die ganze Stadt präsentiert sich als Prachtbild durch die Peter-und-Paul-Festung, den Winterpalast, die Isaak-Kathedrale, die Auferstehungskathedrale/Blutskirche/Elöserkirche und die Peter-Paul-Kathedrale. Diese bildete den ursprünglichen Kern der Stadt mit der Peter-Paul-Kathedrale und ist die Grabeskirche der Zarenfamilie Romanow, in der alle Zaren, seit Peter dem I., begraben sind.

Wir konnten weitere Sehenswürdigkeiten bewundern, wie den Newsky-Prospekt, die Alexandersäule und vieles mehr. Wir sahen den Panzerkreuzer Aurora, der heute als Museum ausgestattet ist und von dem aus das Signal zur Erstürmung des Winterpalastes, dem damaligen Sitz der Provisorischen Regierung, gegeben wurde. Das war der Beginn der russischen Oktoberrevolution. Ebenso beeindruckten uns die Reiterstandbilder von Peter dem Großen und Nikolaus I. Die Schlossanlage Peterhof mit Schlosspark, etwas außerhalb der Stadt am finnischen Meerbusen gelegen, ist eine der berühmtesten Residenzen der russischen Zaren. Wir besichtigten das Badehaus der Zaren, ein riesengroßer Komplex mit allen Annehmlichkeiten, ausgestattet mit Kalt- und Warmwasser, Duschen, Badewannen, Sauna und Massageräumen. Die Schloss- und Parkanlage ist eine der schönsten der Welt. Ein Gang durch die künstlich angelegte Grotte war auch für technisch Interessierte sehenswert. Die größte Brunnenanlage der Welt mit ihren mächtigen Leitungsrohren und Ventilen führt das Wasser in freiem Fall aus natürlich angelegten Seen zu den Fontänen und den goldenen wasserspeienden Skulpturen.

In Puschkin (Zarskoje Selo) empfing uns eine Drei-Mann Blaskapelle mit der „Berliner Luft“ von Paul Linke, als sie hörten, dass wir Deutsch sprachen. Der barocke Katharinenpalast birgt das legendäre Bernsteinzimmer, das zum 300. Jahrestag der Stadt wieder vollständig rekonstruiert wurde. Leider waren viele schaulustige Touristen unterwegs und die „Museums-Aufpasser“ nötigten uns in nicht besonders freundlichem Ton zum Weitergehen. Anschließend besuchten wir den Pawlowsk-Palast, ein Geschenk Katharinas an ihren Sohn Paul, den nachfolgenden Zaren. Zu dem prachtvollen Palast, der in klassizistischem Stil erbaut wurde, gehören auch die schönen Parkanlagen. Die Besichtigung des weitgehend im prachtvollen Winterpalast untergebrachten Eremitage-Museums war ein Höhepunkt der Reise. Berühmt ist die umfangreiche Sammlung westeuropäischer Malerei aus vier Jahrhunderten (Rembrandt, Tizian, Leonardo da Vinci und Raphael). Beeindruckend sind auch das Gebäude selbst und die luxuriöse Innenausstattung. Zum Abschluss gab es ein Abendessen in einer gemütlichen Gaststätte, wo wir mit Klavierbegleitung die schöne Rundreise ausklingen ließen. Am letzten Tag machten wir noch einen Kurzbesuch in der Blutskirche, die an der Stelle errichtet wurde, wo 1881 ein Attentat auf Alexander II. verübt wurde. Wir besichtigten auch die orthodoxe Nikolaus-Marine Kathedrale, die den Seeleuten gewidmet ist. Sie hat fünf Kuppeln, ist innen reich mit Goldarbeiten sowie vielfältigem Stuckdekor verziert. Da gerade Maria Himmelfahrt gefeiert wurde, erlebten wir wunderbare Männerchöre im Wechselgesang. Die Kasaner Kathedrale, erbaut nach dem Vorbild des Petersdoms in Rom, aber mit stark russischen Architekturelementen, erinnert eher an einen Palast als an eine Kirche. Nur noch die Kuppel weist auf das römische Vorbild hin. Die Inneneinrichtung zeigt neben dem reichhaltigen Schmuck auch erbeutete Fahnen und Trophäen aus russischen Kriegszügen.

Auf dieser Fahrt haben wir einen Eindruck von der bewegten Vergangenheit der baltischen Staaten und Russlands erhalten. Überall sind der deutsche Einfluss und die Beziehungen zu Deutschland in der Vergangenheit und Gegenwart ersichtlich, was auch positiv hervorgehoben wird. Besonders die baltischen Staaten haben ihren Weg nach Europa bereits gefunden, in Russland besteht noch etwas Nachholbedarf, aber Fortschritte sind bei der jungen Generation bereits erkennbar.

Hildegard und Erwin Schuster

Schlagwörter: Reisebericht

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