3. März 2022
25 Jahre HOG-Verband: Bilanz und Ausblick
Jubiläen sind treffende Gelegenheiten, um Rückschau zu halten, zu feiern und zugleich den Blick nach vorn zu richten. Der Verband der Siebenbürgisch-Sächsischen Heimatortsgemeinschaften feiert seine Gründung vor 25 Jahren im Jahre 1997. Das sind 25 Jahre erfolgreiches Wirken für die große Gemeinschaft der Siebenbürger Sachsen, zugleich auch zugunsten des Erhalts des siebenbürgisch-sächsischen Kulturerbes in und aus Siebenbürgen.

Die Heimatortsgemeinschaften waren zunächst lose Zusammenschlüsse von ehemaligen Bewohnern derselben Ortschaft. Die intensiven nachbarschaftlichen Bindungen aus dem Heimatort und das Bedürfnis, diese wie im Herkunftsort weiterzuführen, haben zu der Bildung von organisierten Strukturen der einzelnen Heimatortsgemeinschaften geführt. Zahlreiche HOGs organisieren regelmäßige Ortstreffen, viele haben sich vereinsmäßig zusammengetan, bis zur Wende 1989/90 Hilfen nach Siebenbürgen geleistet, pflegen weiterhin den Zusammenhalt, die Sitten und Bräuche ihres Heimatortes und engagieren sich vielfältig auch in der Heimatkunde.
Anfangs kamen die Heimatortsgemeinschaften aus dem ganzen Bundesgebiet jedes zweite Jahr zu Tagungen zusammen, um ihre Erfahrungen auszutauschen. Der Ruf nach einem Dachverband wurde unüberhörbar. 1995 wurden in Fürth einige HOG-Leitsätze verabschiedet, die auf einen bundesweiten Zusammenschluss der einzelnen Heimatortsgemeinschaften hinzielten. Auf ihrer neunten Tagung vom 28. Februar bis 2. März 1997 im Feriendorf Gomadingen in der Schwäbischen Alb kam es zum Zusammenschluss in einem Dachverband. In der Verbandssatzung wurde klargestellt, dass der gegründete HOG-Verband selbstständig ist und selbstständig bleiben will und eine enge Zusammenarbeit mit allen siebenbürgisch-sächsischen Institutionen und Vereinen anstrebt, besonders mit dem Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland (damals noch Landsmannschaft), mit dem Landeskirchenkonsistorium in Hermannstadt, das die meisten Kulturgüter verwaltet und besitzt, dem Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturrat e.V. und den Stiftungen, die sich besonders in Siebenbürgen engagieren.
Als Sprecher des neuen Verbands wählten die anwesenden 131 Vertreter von 81 Heimatortsgemeinschaften Horst Göbbel (HOG-Jaad). Sein Stellvertreter war Wilhelm-Georg Hietsch (HOG-Radeln), Geschäftsführerin Waltraut Kravatzky (HOG-Kronstadt) und Schriftführer Martin Drotleff (HOG-Bulkesch). Aktuell zählen wir in Deutschland ca. 200 aktive Heimatortsgemeinschaften, wovon 127 Mitglieder im Dachverband sind.
„Ihr bundesweiter Zusammenschluss zu einem Dachverband und die Erarbeitung einer eigenen Satzung sind eng mit der Person von Horst Göbbel verbunden, der auf der 8. Tagung in Fürth 1995 zum HOG-Sprecher gewählt worden war und dem es seither gelungen ist, zum Teil unterschiedliche Diskussionsansätze konstruktiven Beschlüssen zuzuführen“, berichtete die Siebenbürgische Zeitung auf der Titelseite der Folge 4 vom 15. März 1997. Die Satzung, so Göbbel, könne „uns bewusst und anderen klarmachen, wer wir sind, was wir erreichen wollen, wo unsere Stärken liegen/welche Handlungsmöglichkeiten wir haben, wie wir von anderen eingeordnet werden wollen“.
Zum Verhältnis Landsmannschaft und Heimatortsgemeinschaften – ein vieldiskutiertes Thema auf zahlreichen Tagungen – wies Horst Göbbel nach der Wiederwahl 2000 ein übriges Mal darauf hin, dass die beiden Körperschaften keine Gegner seien, sondern „Partner mit letztlich gleichen Zielen, jedoch unterschiedlichen Wirkungsmöglichkeiten“. Auch würden sich beide vor Ort ergänzen, und es gebe oft keine „wirklich erfolgreiche Arbeit ohne das Mitwirken der HOG“.

Seither fanden und finden regelmäßig Tagungen statt, meistens in Bad Kissingen, wo die Heimatortsgemeinschaften aus dem ganzen Bundesgebiet zusammenkommen, um ihre Erfahrungen auszutauschen, zuletzt im Herbst 2021.
Aufgaben
Der Verband der Siebenbürgisch-Sächsischen Heimatortsgemeinschaften e.V. ist ein in Deutschland eingetragener gemeinnütziger Verein und hat seinen Sitz auf Schloss Horneck, in 74831 Gundelsheim am Neckar. Er ist ein ideeller Verein zur Förderung der Gemeinschaft und des Zusammenschlusses der Siebenbürgisch-Sächsischen Heimatortsgemeinschaften, Nachbarschaften, Regionalgruppen sowie weiterer heimatortsgebundener Gruppierungen. Vereinszweck ist die gemeinsame Heimatpflege und Heimatkunde sowie die gemeinsame Bewahrung des kulturellen Erbes der Siebenbürger Sachsen, insbesondere die Sicherung und Erhaltung des siebenbürgisch-sächsischen Kulturgutes.Diese Grundlagen und Werte sollen gerade in einem erweiterten Europa als Beispiel Jahrhunderte langen nachbarschaftlichen Zusammenlebens verschiedener Ethnien vermittelt und weitergegeben werden. Der Verband der Siebenbürgisch-Sächsischen Heimatortsgemeinschaften e. V. ist parteipolitisch nicht gebunden und verfolgt weder unmittelbar noch mittelbar politische Ziele. Er versteht sich als Zusammenschluss aller vorgenannten siebenbürgisch-sächsischen Gemeinschaften, die in den neuen Ansiedlungsgebieten entstanden sind und die Tradition sowie das Brauchtum der in Siebenbürgen gewachsenen örtlichen nachbarschaftlichen Gemeinschaften pflegen.

Ziele des HOG-Verbandes
Der Verband der Siebenbürgisch-Sächsischen Heimatortsgemeinschaften e.V. verfolgt weiterhin folgende Zielsetzungen und Aufgaben im Sinne des § 96 BVFG:- Hilfen bei der Integration ausgesiedelter Landsleute der Heimatgemeinden
- Unterstützung und Pflege der Kontakte zu den jeweiligen Heimatorten und zu anderen Heimatortsgemeinschaften
- Materielle und geistige Hilfen an die Bewohner der Heimatorte und der bedürftigen Mitglieder der Heimatortsgemeinschaften
- Förderung der Jugendarbeit in den Heimatortsgemeinschaften
- Sammlung von Spenden zur Erfüllung der Vereinsaufgaben
- Dokumentation des Lebens und der Leistungen der Siebenbürgischen Heimatgemeinden in all ihren Formen und Ausprägungen, sowie deren Veröffentlichung in Ortsmonografien (Heimatbüchern), Bildbänden, genealogischen Büchern, Filmen, Videofilmen u. v. a. m.
- Mitwirkung bei Erhalt, Betreuung und Pflege von bedeutenden Siebenbürgisch-Sächsischen Bauten und Kulturdenkmälern sowie von Kirchen und Friedhöfen in den Heimatorten.
Der HOG-Verband nach 2001

Als langjährige engagierte und sehr verlässliche Geschäftsführerin war bis 2013 Maria Stirner (HOG-Henndorf) tätig. Stellvertretende Vorsitzende ab 2001 waren: Karl-Heinz Brenndörfer (HOG Heldsdorf) und Werner Henning (HOG Nadesch).
2012 wurde nach intensiven Diskussionen pro und contra auf der Grundlage eines Partnerschaftsvertrages der HOG-Verband Mitglied im Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland. („Der HOG-Verband tritt dem Verband der Siebenbürger Sachsen durch diesen Rahmenbeitrittsvertrag als Mitglied bei. Das Mitglied wird der Bundesebene zugeordnet. Der HOG-Verband verliert durch seinen Beitritt seine Eigenständigkeit nicht.“)

Auf der Mitgliederversammlung 2017 stellte sich die Informatikerin und ehemalige Geschäftsführerin des HOG Verbandes Ilse Welther (HOG Felmern) zur Wahl der Vorsitzenden und wurde mit eindeutiger Mehrheit gewählt. Mit dabei ein völlig neues Team: Dr. Horst Müller (HOG-Kronstadt) und Hans-Georg Richter (HOG-Agnetheln) als Stellvertreter, Sunnhild Walzer (HOG Bulkesch) als Geschäftsführerin und Gretel Theil (HOG Kleinschenk) als Schriftführerin.

Dank des entgegengebrachten Vertrauens der Mitglieder wurde Ilse Welther 2021 für eine weitere Legislaturperiode gewählt. Gemeinsam mit dem teilweise neuen Team Dr. Horst Müller und Thomas Schneider (HOG Holzmengen) als Stellvertreter, Sunnhild Walzer als bestätigte Geschäftsführerin und Hermine-Sofia Untch (HOG Braller) als Schriftführerin.

Die Gründung des HOG-Verbandes 1997 hat sich eindeutig als richtige Handlung erwiesen. Der Verband hat nach wie vor seine Existenzberechtigung und beste Perspektiven, weiterhin zum Gemeinschaftswohl der Siebenbürger Sachsen wirksam zu sein.
Horst Göbbel
Interview mit der Vorsitzenden des HOG-Verbands
Aus aktuellem Anlass führte Horst Göbbel ein kurzes Interview mit der Vorsitzenden des HOG-Verbands Ilse Welther.
Unser Verband ist ein fester Bestandteil des siebenbürgisch-sächsischen Universums und steht klar zu den definierten Aufgaben des Erhalts der Tradition, des Brauchtum, der Heimatpflege und Bewahrung des kulturellen Erbes der Siebenbürger Sachsen.
Was war für dich ausschlaggebend, die Leitung des HOG-Verbandes 2017 anzustreben?
Durch meine früheren Ämter als Vorsitzende der HOG Felmern, als Regionalgruppenleiterin und Geschäftsführerin im HOG-Verband hatte ich in meiner Arbeit in diesem Bereich einen sehr großen Gefallen gefunden. Es hat mir sehr viel Spaß bereitet, mich hier einzubringen und viel über die unterschiedlichen Heimatgemeinschaften und Regionen zu erfahren und mich bei der Bewahrung und Sicherung des siebenbürgischen Kulturgutes zu engagieren und Gestaltungsmöglichkeiten wahrzunehmen.
Wo liegen die wesentlichen Möglichkeiten und Chancen unseres HOG-Verbandes heute?
Wir bieten als Verband eine „Heimat“ für die Ortsgemeinschaften, wir halten die Verbindungen zur EKR und zum Forum in Siebenbürgen, wir vertreten die HOGs in den siebenbürgischen Organisationen, wie dem Kulturrat, dem Verband der Siebenbürger Sachsen, dem Siebenbürgischen Kulturzentrum „Schloss Horneck“, Bibliothek und Museum. Wir fördern die Gemeinschaft und Zusammenarbeit der HOGs.
Wagst du einen Ausblick auf die nächsten Jahre?
Wir hoffen weiterhin die Anzahl unserer Mitglieder erhöhen zu können, es kommen einige neue Beitritte hinzu, allerdings haben wir auch Austritte, denn manche HOGs können aufgrund von sinkenden Mitgliederzahlen selbst nicht mehr bestehen. Aber es kommen auch starke Gemeinschaften hinzu, die sich im Dachverband gut aufgehoben wissen. Durch die guten Beziehungen mit unseren Partnern in Siebenbürgen werden wir hier weiterhin präsent sein und die Heimatgemeinschaften in ihren Tätigkeiten hier unterstützen. Gemeinsam mit dem Verband der Siebenbürger Sachsen sind wir in der weltweiten Föderation und haben hier die besten Chancen, mit allen Siebenbürgern vernetzt zu bleiben.
Schlagwörter: HOG, HOG-Verband, Tagung, Jubiläum, Bad Kissingen
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