5. Februar 2021

Vielseitig interessierte Frohnatur: Roswitha Flurer gestorben

Unerwartet ist Roswitha Flurer Mitte Januar von uns gegangen. Auch als 85-Jährige leitete sie im Kreisverband Nürnberg ihre Frauengruppe im Haus der Heimat mit unverminderter Begeisterung. Sie machte sich ganz viele Gedanken, wie sie den Frauen immer wieder eine Freude bereiten könnte, sie freute sich riesig, wenn sie einen guten Einfall hatte, sie steckte Misserfolge bedauernd, aber mit erfrischender Unbekümmertheit weg, weil sie es nächstes Mal besser machen wollte, sie konnte über sich und ihre Unzulänglichkeiten herzlich lachen. Wer sie gekannt hat, kann sich ihr unverwechselbares Lachen vorstellen. Sie hatte einen ansteckenden Humor.
Roswitha Flurer (1935-2021) ...
Roswitha Flurer (1935-2021)
In Kronstadt 1935 geboren, hatte auch Roswitha ein Aussiedlerschicksal mit Höhen und Tiefen. Sie verlor vor vielen Jahren schon ihren Ehemann, hat keine Kinder, sehr wohl jedoch viele Interessen gehabt. Die Arbeit als Erzieherin hat ihr großen Spaß gemacht. Vor knapp 40 Jahren trat sie dem Verband der Siebenbürger Sachsen bei, vor knapp 20 Jahren übernahm sie eine der damals zwei bestehenden Nürnberger Frauengruppen im Haus der Heimat. Für ihre Frauen organisierte sie Geburtstagsständchen, Vorträge, Reisen, Filmvorführungen, Gesang, Instrumentalmusik und Sketche. Die Faschingsfeiern, zu denen sie die leidenschaftlichsten Verkleidungskünstlerinnen aus der Fürther Frauengruppe unter der Leitung von Rosel Potoradi einlud, waren köstlich und herzerfrischend fröhlich. So viel Lebensfreude! Und daneben ständig die Suche nach passenden Zitaten, literarischen Weisheiten, wichtigen Zeitdokumenten. Inspiriert von den Kultur- und Frauenreferententagungen, versuchte sie neue Ideen umzusetzen, sie sang gerne und besuchte so gut wie alle kulturellen Veranstaltungen des Kreisverbandes.

2012 schon erhielt Roswitha das Silberne Ehrenwappen unseres Verbandes. Aber in ihrem Leben gab es auch andere Vereine. Etwa 30 Jahre war sie z.B. Mitglied der Egerländer Gmoi, wo sie in der Seniorenvolkstanzgruppe auch gut 80-jährig noch mittanzte. Auf meine scherzhafte Bemerkung, dass sie dabei „fremdgehe“, antwortete sie wahrheitsgemäß: „Wir haben ja keine sächsische Seniorentanzgruppe!“ Eine Lücke, die wir bis heute leider noch nicht schließen konnten … Das Tanzbein hat Roswitha auch in der deutschen Volkstanzgruppe Nürnberg-Gostenhof und in der Seniorentanzgruppe des VCJM geschwungen. Dieses Rezept zum Fitbleiben hat sie uns erfolgreich vorgeführt.

Die Kultur der Siebenbürger Sachsen hatte aber den wohl wichtigsten Platz in ihrem Herzen. Roswithas Spendenbereitschaft war groß. Vor allem unsere Bibliothek und unser Museum in Gundelsheim hat sie großzügig bedacht. Letztes Jahr spendete sie die Einrichtung für das Zimmer „Kronstadt“ auf Schloss Horneck (diese Zeitung berichtete) und war sehr glücklich, dass und wie schön es geworden ist. Gerne trug Roswitha ihre Halskette (siehe Foto) mit der Nachbildung des Kronstädter Wappens – ganz nahe am Herzen. Die alte Heimat ständig im Herzen und doch offen für alles um sie herum, so dürfen wir Roswitha in Erinnerung behalten. Für ihren unermüdlichen Einsatz sind wir, der Vorstand des Kreisverbandes Nürnberg, sehr dankbar. Ruhe in Frieden, liebe Roswitha!

Doris Hutter

Schlagwörter: Porträt, Nachruf, Kreisverband Nürnberg, Kronstadt, Frauenarbeit

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