18. April 2004

Familienforscher Hermann Schmidts gestorben

Der verdienstvolle siebenbürgische Familien- und Heimatforscher Hermann Schmidts ist am 19. März 2004 im Alter von 66 Jahren in Reinheim bei Darmstadt gestorben.
Hermann Schmidts wurde am 1. April 1937 als einziger Sohn von Georg Schmidts und Ida geb. Dworschak in Brenndorf geboren. Dort besuchte er die Volksschule und übte in Kronstadt den Beruf eines Buchhalters und später den eines Radio- und Fernsehtechnikers aus. Gleichzeitig besuchte er die Abendschule des Honterus-Gymnasiums.

Hermann Schmidts (rechts) präsentiert seine Bücher beim Brenndorfer Treffen 2000 in Brackenheim. Links im Bild Pfarrer Helmut Kramer. Foto: Petra Reiner
Hermann Schmidts (rechts) präsentiert seine Bücher beim Brenndorfer Treffen 2000 in Brackenheim. Links im Bild Pfarrer Helmut Kramer. Foto: Petra Reiner
1962 heiratete er Edda Roth, die jüngste Tochter der bekannten Musikerfamilie Martin Roth aus Weidenbach. Die Ehe blieb zum Bedauern der beiden kinderlos.

Im Sommer 1969 fuhren sie mit ihrem VW-Käfer in Urlaub nach Ungarn mit dem Hintergedanken, einen Fluchtversuch nach Deutschland zu unternehmen. Nach einigen abenteuerlichen Versuchen, ein Visum nach Österreich zu bekommen, gelang ihnen dieser Plan. Sie setzten ihre Reise gleich bis Hamburg fort. Hier fanden sie Wohnung und Arbeit und blieben einige Jahre dort. Inzwischen waren auch die Eltern von Hermann Schmidts nach Deutschland ausgereist und siedelten sich in Drabenderhöhe an. Nachdem Edda und Hermann Schmidts sich ein wenig eingelebt hatten, bewarben sie sich bei einem Siedlungsprojekt in Reinheim in der Nähe von Darmstadt und bauten sich dort ein schönes Einfamilienhaus, in das sie 1976 einzogen. Die Einrichtung, die vielen Bilder, die alten, wertvollen Krüge, die Kachelöfen mit alten siebenbürgischen Motiven verrieten einem gleich die angestammte Heimat seiner Bewohner: Brenndorf - Siebenbürgen.

Nach der Gründung der Dorfgemeinschaft im Jahre 1976 versuchten wir die Sammlerleidenschaft von Hermann Schmidts für die Zwecke der Dorfgemeinschaft zu wecken und dieses gelang uns in einem Maß, dass alle unsere Erwartungen übertraf. Statt Briefmarken und alte siebenbürgische Krüge und Fayencen, sammelte er nun die Namen und Daten von Brenndörfern, alte Dokumente, Hattertkarten, Dorfsiegel usw.

Bei einer Urlaubsreise im Sommer 1969 gelang es dem Ehepaar, sich nach Deutschland abzusetzen. Einige Jahre lebten die beiden in Hamburg, 1973 bezogen sie ein schönes Einfamilienhaus in Reinheim bei Darmstadt. Als die Dorfgemeinschaft der Brenndörfer (HOG Brenndorf) 1976 gegründet wurde, gelang es uns, Hermann Schmidts‘ Sammlerleidenschaft auf die Heimatforschung von Brenndorf umzulenken. Statt Briefmarken und alten siebenbürgischen Krügen und Fayencen sammelte er fortan leidenschaftlich die Namen und Daten von Brenndorfern, aber auch alte Dokumente, Hattertkarten, Dorfsiegel usw.

Dank seines ehrenamtlichen Engagements erfuhr die Familienforschung Brenndorfs einen großen Aufschwung. Zunächst konnten wir nur die Ahnenpässe der Landsleute auftreiben und später setzte sich Hermann Schmidts dafür ein, dass wir die Kopien von den Brenndörfer Kirchenmatrikeln und sonstigen Urkunden erhielten. Die Unterlagen dienten als Grundlage für eine intensivere Familienforschung. Zusammen mit seiner Gattin Edda hat Hermann Schmidts die genealogischen Daten aller in Brenndorf geborenen und der nach Brenndorf zugezogenen Landsleuten seit Einführung der Matrikelbücher in unseren Kirchen von 1718 bis 1899 erfasst und in dem Band „Genealogische Datensammlung Brenndorf“ veröffentlicht. Die Daten von 1900 bis 1992 wurden ebenfalls erfasst und auf Disketten und CD-ROMs gespeichert. Diese neuen Medien werden periodisch, ohne großen Kostenaufwand, mit den aktuellen Daten der heute lebenden Generation aktualisiert.

Zu den schwierigsten Arbeiten von Hermann und Edda Schmidts zählte die Auswertung der Volkszählungen, der Pächterverzeichnisse und der Impflisten aus mehreren Jahrhunderten, aus denen sie wertvolle Erkenntnisse für die Familienforschung gewannen. Hermann Schmidts kannte praktisch alle Menschen, die jemals in Brenndorf gelebt haben, so wie sich ihr Leben aus den Urkunden offenbarte.

Ein sichtbares Ergebnis dieser Arbeit sind die unzähligen Ahnentafeln, die Hermann und Edda Schmidts zusammengestellt und den Landsleuten zugeschickt haben. Zudem hat Hermann Schmidts zwei Bände mit den Consistorialprotokollen der evangelischen Kirche von Brenndorf aus den Jahren 1807-1856 und den Presbyterialprotollen von 1856-1867 bzw.1868-1885 heraus. Die Herausgabe der Kirchenurkunden ist noch nicht abgeschlossen. Wir können mit Stolz behaupten, dass das Ehepaar Schmidts eine Arbeit geleistet hat, die sich nicht nur im Burzenland, sondern in ganz Siebenbürgen sehen lassen kann. Beide waren berufstätig, Hermann als Techniker und Edda als Buchhalterin, fanden aber immer noch Zeit für ihre ehrenamtliche Arbeit im Dienste der Gemeinschaft.

Für diese seine Verdienste wurde Hermann Schmidts beim 8. Nachbarschaftstag der Brenndörfer im Oktober 2003 eine Ehrenurkunde der Dorfgemeinschaft der Brenndörfer und die Ehrennadel in Silber des Verbandes der Siebenbürgisch-Sächsischen Heimatortsgemeinschaften verliehen. Leider konnte Hermann Schmidts die Auszeichnungen aus gesundheitlichen Gründen nicht persönlich in Empfang nehmen. Am 19. März 2004 starb er nach einem langen Krebsleiden in Reinheim.

Hermann Schmidts gilt unser herzlicher Dank für seine herausragenden Verdienste um die Familien- und Heimatforschung von Brenndorf. Wir werden ihm stets ein ehrenhaftes Andenken bewahren. Edda Schmidts danken wir für den Rückhalt und die Liebe, die sie ihrem Mann in all den vielen Jahren geschenkt hat, und sprechen ihr unsere herzliche Anteilnahme aus.

Otto Gliebe

(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 6 vom 15. April 2004, Seite 15)

Schlagwörter: Kultur, Nachruf, Burzenland, Brenndorf, Genealogie

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