27. Dezember 2010

Kreisgruppe Heilbronn: Zum 80. Geburtstag von Ernst Schmidts

Am 2. Dezember feierte Ernst Schmidts, ehemaliger Vorsitzender der Kreisgruppe Heilbronn, seinen 80. Geburtstag. Aus diesem Anlass fand ein Gespräch mit dem Jubilar statt, das einen Rückblick auf ein vielschichtiges und abwechslungsreiches Leben und auf einen bemerkenswerten Einsatz im Dienste unserer Gemeinschaft gewährt.
Ernst Schmidts wurde am 2. Dezember 1930 in Weidenbach als mittleres von drei Kindern des Ehepaares Rosi und Georg Schmidts geboren. Sein Vater verstarb in der russischen Deportation, sodass die im Alter von 36 Jahren verwitwete Mutter ihre Kraft den heranwachsenden Kindern widmete. Ernst erlernte den Beruf des Drogisten, den er zunächst in Kronstadt, später in Mediasch ausübte. Hier traf er Ilse Gotterbarm. Das Paar heiratete und bekam die Töchter Inge und Ute. Bereits in der Mediascher Zeit war das Leben der Familie geprägt von vielfältigen Interessen, Freude an Abwechslung und Kreativität sowie einer deutlichen Neigung zum Künstlerischen, bedenkt man ihre Zugehörigkeit zur Mediascher Trachtenstickerei Gotterbarm. Ihren Berufen als Drogist bzw. Dolmetscherin fügten Ernst und Ilse Schmidts die Tätigkeit als Reiseleiter am Schwarzen Meer und die Wanderimkerei hinzu, bevor sie 1970 mit ihren Kindern auswanderten und sich in Heilbronn niederließen.

Als Eltern des Bräutigams laden Ilse und Ernst ...
Als Eltern des Bräutigams laden Ilse und Ernst Schmidts zur „Bauernhochzeit in Siebenbürgen“ ein. Foto: Gerd Grempels
In Stadt- und Landkreis Heilbronn lebte in den 60er Jahren eine Handvoll Siebenbürger Sachsen. Die Landsleute fanden zueinander, feierten zusammen ihre Feste und bildeten eine Gemeinschaft. Zunächst schloss man sich der Landsmannschaft Stuttgart an, bildete aber dann mit den Bewohnern des neu gegründeten Altenheims in Gundelsheim eine Ortsgruppe unter der Leitung von Harry Diebold und Hans Binder, die sich 1965 mit Hans Binder und Erwin Etter an der Spitze zur Kreisgruppe Heilbronn entwickelte. Während Hans Binder als Vorsitzender die Neuankömmlinge beriet und sie der Landsmannschaft zuführte, war Erwin Etter als sein Stellvertreter für die schriftlichen und organisatorischen Angelegenheiten zuständig und konnte zahlreichen siebenbürgischen Familien wertvolle Orientierungs- und Starthilfe leisten. Die Heilbronner Kreisgruppe hatte damals etwa zwölf Mitglieder. In dieser Zeit ließ sich Familie Schmidts in Heilbronn nieder. Ernst Schmidts lernte Erwin Etter kennen und wählte unter dessen Einfluss nicht nur die berufliche Laufbahn als Pharmareferent, sondern übernahm 1973 von ihm auch die Leitung der Kreisgruppe Heilbronn. Ein gutes Vierteljahrhundert und damit mehr als die Hälfte ihrer Geschichte war er ihr Vorsitzender. In dieser Zeit stieg die Mitgliederzahl auf über 900 an. Heute ist Ernst Schmidts Ehrenvorsitzender der Kreisgruppe und seit jeher aktives Mitglied im Liederkranz der Siebenbürger Sachsen Heilbronn.

Als unser Jubilar nicht nur beruflich, sondern auch ehrenamtlich in den Ruhestand trat, ergab sich für ihn eine neue spannende Aufgabe, der er sich mit viel Liebe und Hingabe widmet: die Betreuung seiner fünf Enkelkinder. Nach den Höhepunkten seiner landsmannschaftlichen Tätigkeit befragt, stellt Ernst Schmidts ohne zu zögern fest: „Die Bauernhochzeit in Siebenbürgen“, das von Hannover bis Rosenheim 25 Mal aufgeführte Singspiel, bei dem Kurt Speil musikalisch, Inge Rether literarisch und choreographisch verantwortlich zeichneten, eine ganz besondere Leistung der Kreisgruppe Heilbronn, die ohne die Initiative und den gemeinsamen Einsatz von Ilse und Ernst Schmidts nicht denkbar gewesen wäre. In unermüdlicher liebevoller Arbeit erstellte Ilse die beeindruckende Bühnenausstattung und fertigte zahlreiche Trachtenteile für die Jugendtanzgruppe.

Wie sieht Ernst Schmidts die Zukunft der Siebenbürger Sachsen in Deutschland? Es werde zum „Kunta-Kinte-Effekt“ kommen, prophezeit er (Anmerkung: Kunta Kinte, eine Figur in Alex Haleys Roman „Roots“, Wurzeln, Stammvater einer Familie von amerikanischen Sklaven, von Sklavenjägern entführt, von einem Plantagenbesitzer ersteigert, als selbstbewusster, stolzer und widerspenstiger Mensch und Sklave misshandelt und als 60-Jähriger verstorben). So wie Kunta Kintes Nachkommen, integriert in die US-amerikanische Gesellschaft, ihren Wurzeln nachgehen, ihre Traditionen erforschen, lieben lernen und pflegen, werden auch die jungen Siebenbürger als Deutsche siebenbürgischer Abstammung den Wunsch hegen, bei voller beruflicher und gesellschaftlicher Integration in ihrer Freizeit ihren Wurzeln nachzuspüren, um zu wissen, woher sie bzw. ihre Vorfahren kommen, dabei deren Traditionen am Leben erhalten, sie lieben und pflegen. In Heilbronn habe diese Zukunft bereits begonnen, stellt der Jubilar erfreut fest. Was Ernst Schmidts diese Zuversicht gibt? Zum Beispiel sein Besuch beim diesjährigen Heimattag in Dinkelsbühl, als er zusammen mit seinem langjährigen Weggefährten im Vorstand, Georg Bretz, gegenüber der Schranne saß und mit Begeisterung die zahlreichen Jugendlichen und Kinder beobachtete, die am Trachtenumzug teilnahmen und ihm die Gewissheit vermittelten, dass siebenbürgische Tradition und Kultur in Deutschland weiterleben werden.

Die Kreisgruppe Heilbronn dankt Ernst Schmidts auch auf diesem Weg für seinen treuen Einsatz und wünscht alles Gute zum Geburtstag, Gesundheit, Freude und Gottes Segen.

Hannelore Schuster

Schlagwörter: Heilbronn, Geburtstag, Porträt

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