2. Dezember 2014

40 Jahre Kreisgruppe Ingolstadt

Die Gründung der Kreisgruppe Ingolstadt fand am 17. Oktober 1974 statt und Günther Wagner übernahm den Vorsitz. Heute leben in Ingolstadt und Umgebung ca. 6000 Siebenbürger Sachsen. Sie haben sich eingegliedert und sind aus dem kulturellen Leben der Stadt nicht mehr wegzudenken. Auch die karitativen und sozialen Einsätze sind beachtlich. Fast auf den Tag genau, am 18. Oktober 2014, wurde eine große Feier im Festsaal des Ingolstädter Stadttheaters organisiert, zu der sich viele Gäste einfanden.
Das breit gefächerte Programm begann um 14.00 Uhr, moderiert von Julia Schneider und Philipp Fixmer, mit der Siebenbürger-Banater Blaskapelle, geleitet von Hermann Mattes, gefolgt von einer Fahnenabordnung der Egerländer Gmoi, der Banater Schwaben, der Russland-Deutschen und der Siebenbürger Sachsen.

Der Vorsitzende Willy Schenker begrüßte in seiner Ansprache den Oberbürgermeister Ingolstadts und Schirmherrn des Jubiläums, Dr. Christian Lösel, die stellvertretende Bundesvorsitzende und Landesvorsitzende von Bayern, Herta Daniel, den Ehrenvorsitzenden der Kreisgruppe, Ludwig Seiverth, die Dekanin des evangelisch-lutherischen Dekanatsbezirks Ingolstadt, Gabriele Schwarz, den Altoberbürgermeister Ingolstadts, Peter Schnell, der die Kreisgruppe 40 Jahre lang begleitet hat, Christine Haderthauer, Staatsministerin a.D., Mitglied des Bayerischen Landtags, Stadträtin und Ehrenmitglied unseres Verbandes, die Stadträte Simona Rottenkolber, Franz Lipold, Thomas Reiser und Franz Wöhrl. Ein Willkommensgruß ging an alle Gäste, die Kulturgruppen und Sponsoren dieses Festes.

Willy Schenker erinnerte an die Anfangszeiten der Kreisgruppe, die geprägt waren von der Bewältigung vieler Formalitäten in Zusammenarbeit mit dem damaligen Ausgleichsamt. Ein Dank ging an seine Vorgänger Günther Wagner (1974-78), Ferdinand Bruolik (1978-80), Ludwig Seiverth (1989-2002) und Gerhard Knall (2002-2004), aber auch an die neue Heimatstadt. Über sich sagte er, dass er den Vorsitz bereits von 1980-1989 und seit 2004 innehat, mit dem Ziel, unser Brauchtum zu pflegen und weiterzugeben.

Oberbürgermeister Dr. Christian Lösel gratulierte zum 40-jährigen Jubiläum und lobte den Gemeinschaftssinn der Siebenbürger Sachsen, die in Ingolstadt eine neue Heimat gefunden hätten und sich vor allem kulturell einbringen. Die Geschichte der Siebenbürger Sachsen reiche fast 900 Jahre zurück. Obwohl 1945 Diskriminierung, Repressionen, Enteignung und Beraubung der Lebensgrundlage erduldet werden mussten, wurde die Kultur, die Religion und die Sprache erhalten und bewahrt. Kulturgüter prägen das Bild Siebenbürgens heute noch.

Herta Daniel überbrachte Grüße vom Bundesvorsitzenden Dr. Bernd Fabritius und hob den Einsatz des Verbandes für eine aktive Heimat- und Brauchtumspflege hervor. Sie riet, den Begriff Heimat in seiner tragenden Bedeutung auch der jungen Generation nahezubringen, ohne die Integration aus den Augen zu verlieren. Die Aussiedler seien Deutsche, und ihre Kultur sei ein Teil der deutschen Kultur. Das Augenmerk sei immer auf eine Vertiefung der Beziehungen und eine Zusammenarbeit mit den örtlichen Vereinen gerichtet. Herta Daniel betonte, dass die Keimzelle der Carl Wolff Gesellschaft, des Siebenbürgischen Wirtschaftsclubs in Deutschland, in Ingolstadt liege, hier seien 45 Firmengründer ansässig, die viele neue Arbeitsplätze schufen. Sie sprach ihren Dank und die Anerkennung für das vielseitige Wirken der Kreisgruppe aus.

Christine Haderthauer würdigte das ehrenamtliche Engagement von Familien und betonte, dass der Freistaat Bayern eine besondere Verbindung zu den Siebenbürger Sachsen habe. Deshalb gibt es besondere Förderungen an Heimatvertriebene. Die Siebenbürger Sachsen haben Mut und Energie gezeigt, neu anzufangen, sie pflegen Werte und Traditionen, leben diese in bewundernswerter Weise vor und zeigen gegenseitigen Respekt für die anderen Kulturen. Werte zu leben und diese in die Zukunft zu tragen, seien wichtige Pfeiler für die Gesellschaft.

Peter Schnell bezeichnete die Siebenbürger Sachsen als beispielhaft tüchtige Impulsgeber für die Wirtschaft in Ingolstadt. Sie könnten stolz sein auf das, was ihre Vorfahren geleistet haben, aber auch auf das, was sie seit 1974 für Ingolstadt geleistet haben.

Gabriele Schwarz wünschte zum Jubiläum Gottes Segen und sprach den Mut an, den Menschen aufbringen, wenn sie ihre Heimat verlassen und in einem anderen Land neu anfangen. Dort ist es wichtig, sich an die eigenen Wurzeln zu erinnern und das zu bewahren, was man aufgeben musste, und alte Freundschaften zu erhalten und zu pflegen. Die Evangelisch-Lutherische Kirche verdankt den Siebenbürger Sachsen treue Kirchenmitglieder und haupt- und ehrenamtliche Mitarbeitende. Es ist eine Bereicherung zu erleben, wie religiöse Traditionen sich im Brauchtum niederschlagen. Die Fürbitten wurden von Celine Bussner und Alexandra Kloos vorgetragen. Frau Schwarz schloss ihre Ansprache mit dem Lied „Nun danket alle Gott“.
Viele Kulturgruppen gestalteten die ...
Viele Kulturgruppen gestalteten die Jubiläumsfeier in Ingolstadt mit. Foto: Leore Rothemund
Anschließend wurden Dr. Christian Lösel, Gabriele Schwarz und Herta Daniel von Willy Schenker im Namen der Kreisgruppe geehrt. Zudem überreichte er Urkunden und Blumensträuße an die zwei Gründungsmitglieder Andreas Späck (1. Kassier) und Wilhelm Arz (1. Beisitzer) sowie an Wilhelm Grall, Margot Wagner, Gerhard May, Walter Schuller, Gerda Knall, Ludwig und Susanne Seiverth, Hermann und Ingrid Mattes, Christine Gierscher, Christa Bottar, Gerhard Thodt, Sara Kroner, Traute Gierelt, Hilda Albrich, Anita Mooser, Michael Grall, Günther Gierscher, Werner Maurer, Agnetha Schenn, Anna Theuerkauf, Sebastian Schmied, Helmut Binder, Georg Lienerth, Markus Schiller, Christian Grall, Katharina Kraus und Arnold Theisz.

Der Chor, seit über 30 Jahren eine tragende Säule der Kreisgruppe, unter der Leitung von Ludwig Seiverth umrahmte das Jubiläumsfest mit seinen Liedern. Zu Beginn begrüßte der Chor alle Anwesenden mit dem Lied „Freunde, die ihr seid gekommen“. Es folgten „Deiner Sprache, deiner Sitte“ und „Bleibe treu“. Der Chor gestaltet auch Hochzeiten und Gottesdienste mit, ist aber auch bei Heimattagen und als Mitglied im Donau-Gau-Gesangsverein aktiv.

Der zweite Teil des Programms war ein bunter Strauß von kulturellen Darbietungen. Es folgte der Einmarsch aller Trachtenträger in Begleitung der Siebenbürger Banater Blaskapelle, die in diesem Jahr ihr 30-jähriges Bestehen feiert. Die Kindertanzgruppe unter Gerda Knall eröffnete das Programm mit dem „Klapptanz“ und „Reklich Med“. Sie besteht seit 2003. Die drei- bis elfjährigen Kinder üben wöchentlich für ihre Auftritte, lernen aber auch fleißig Gedichte und Lieder für Gottesdienste oder Besuche in Altersheimen. Seit 2005 gestalten die Kleinen regelmäßig das Programm „Unser Nachwuchs präsentiert sich“ beim Heimattag in Dinkelsbühl mit. 2008 teilte Gerda Knall die große Kinderschar in eine kleine und eine große Kindertanzgruppe, die heutige Schülertanzgruppe. Die 16 Schüler und Schülerinnen im Alter von zehn bis 15 Jahren, geleitet von Ingrid Mattes, treffen sich zum Tanzen, Spielen, Kochen und Malen. Dabei ist die Vermittlung von Werten und Bräuchen sächsischer Tradition vordergründig. Die erlernten Tänze zeigen sie bei Auftritten in Ingolstadt und Umgebung sowie beim Heimattag in Dinkelsbühl. Der Höhepunkt in diesem Jahr war das Kinderseminar. Beim Jubiläum zeigten sie die Tänze „Fenster“ und „Zigeunerpolka“.

Die Kinder- und Jugendtanzgruppe der Banater Schwaben in Ingolstadt, geleitet von Claudia Groß und Ewald Buschinger, erfreute mit dem Bändertanz und der Annemarie-Polka.

Die Burgberger Singgruppe erfreute das Publikum mit den Liedern „Möge die Straße“ und „Sälwerfädden“ (Silberfäden), ein Herbstlied in sächsischer Mundart von Grete Lienert, Musik von Hans Mild. Die Gruppe wurde 1993 von Katharina Kraus gegründet und besteht aus 13 Mitgliedern. Gesungen wird bei Heimattreffen, Hoch­zeiten und bei Beerdigungen. Katharina Kraus begleitet seit 13 Jahren die siebenbürgischen Gottesdienste an der Orgel.

Als einheimische Trachtengruppe begeisterten die Schuhplattler des Heimat- und Trachtenvereins Gerolfing unter Tobias Kirchner mit einem Schuhplattler und der „Kreispolka“. Ziel der 1956 gegründeten Gruppe ist es, bayerische Trachten und Bräuche zu pflegen.

Als zweite Gastgruppe trat die Jugendtanzgruppe Nürnberg auf, die neben Tanzaufführungen auch Sketche spielt und Heimatlieder einstudiert hat wie „Det Frähjohr kitt en de Weden“, „Nach meiner Heimat“, „Wie scheint der Mond so hell“, „Fliege mit mir in den Himmel“. Zum Schluss stimmten alle im Saal in „Wahre Freundschaft“ mit ein. Die Gruppe wurde 2008 von Stephanie Kepp und Brigitte Hahnfeld gegründet und zählt 16 aktive Mitglieder im Alter zwischen 14 und 21 Jahren.

Den weitesten Anreiseweg hatte die Tanzgruppe Regenbogen aus Großwardein (Oradea). Die Leitung haben Ottilia Kellermann und Arnold Theisz inne, Choreographin ist Annamaria Szilagyi. Die 1993 gegründete Gruppe gehört zum Demokratischen Forum der Deutschen in Großwardein und präsentierte deutsche und ungarische Volkstänze wie „Kallai Kettös“, „Csardas“, Bändertanz, „Krüz König“ und „Kuckuckspolka“.

Großen Beifall erntete die Volkstanzgruppe der HOG Großscheuern, die ein Potpourri von Tänzen aufführte. Die Gruppe wurde schon in Siebenbürgen vom Lehrerehepaar Waltraut und Michael Guist gegründet und feierte dort große Erfolge. 1980 zählte die Jugendtanzgruppe 24 Paare und gehörte zu den besten Tanzgruppen Siebenbürgens. 1992 haben ehemalige Tänzer die Tanzgruppe in Ingolstadt wieder formiert.

Die ehemalige Jugend-Big-Band der Kreisgruppe Ingolstadt, die 2003 von Helmut Binder und Sebastian Schmied auf Initiative von Gerhard Knall gegründet wurde, tritt seit einigen Jahren unter dem Namen „Transilvanian SAXophONes“ auf. Sie besteht aus elf Musikern zwischen elf und 19 Jahren, die jedes Jahr den Muttertags- und Weihnachtsgottesdienst mitgestalten, aber auch bei verschiedenen Stadtfesten oder beim Heimattag in Dinkelsbühl ihr Können zeigen. Beim Jubiläum begeisterten sie die Zuhö­rer mit „Congratulation“, „King of the Road“ und „Hit the Road Jack“. Die Band wird zurzeit von Patrick Fixmer und Markus Schüller geleitet.

Dann ging es schwungvoll weiter mit den Tänzen „Schwedische Maskerade“ und „Hettlinger ­Bandritter“ der Ingolstädter Jugendtanzgruppe. Diese wurde 2006 aus den aus der Kindertanzgruppe entwachsenen Jugendlichen gegründet und steht unter der Leitung von Ingrid Mattes. Die 20 aktiven Mitglieder sind 15 bis 25 Jahre jung und treffen sich zum Tanzen, Essen oder sportlichen Aktivitäten, zu denen auch die Teilnahme an den unterschiedlichen SJD-Sportturnieren gehört. Die letzten Tänze, „Schaulustig“ und „Nagelschmied“, wurden von der Volkstanz­gruppe Ingolstadt vorgeführt, die seit 2002 besteht, 23 aktive Mitglieder hat und von Christa Bottar und Tine Gierscher geleitet wird. Sie bestreiten ca. zehn Auftritte jährlich. Höhepunkt des letzten Jahres war der Heimattag in Wels.

Das Programm wurde mit dem „Salamander“ abgerundet, einem Gemeinschaftstanz, bei dem das Miteinander von Jung und Alt besonders gut zum Ausdruck kommt. Darauf stimmten alle ­Zuschauer und Mitwirkenden in Begleitung der Blaskapelle das Siebenbürgenlied und die Bayernhymne an. Gerda Knall dankte allen Mitwirkenden und ihren Familien, den Gruppenleitern, und den vielen Helfern, ohne die ein so großes Fest nicht realisierbar ist. Am Abend sorgten die bekannten „Schlagerbengel“ für beste Tanzstimmung. Es war eine gelungene Feier, kulturell und traditionell dem Anlass entsprechend.

Marianne Theil

Schlagwörter: Ingolstadt, Kreisgruppe, Jubiläum, Kulturgruppen

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