14. Juli 2009

Jubiläum: Zehntes Kronenfest in Herzogenaurach

Zahlreiche Besucher fanden sich am 28. Juni in den Weihersbachanlagen in Herzogenaurach ein und feierten gemeinsam mit dem Veran­stalter, der Siebenbürgischen Volkstanzgruppe, bei bester Stimmung das 10. Kronenfest, ein Fest, das inzwischen weit über die Region hinaus bekannt und beliebt ist. Zu diesem kleinen Jubiläum gab es eine informative Festschrift, in der die Tradition des Kronenfestes und der Werdegang der Herzogenauracher Tanzgruppe in Wort und Bild dargestellt sind.
Das Fest begann mit einer kirchlichen An­dacht, so wie es in Siebenbürgen auch schon gefeiert wurde, denn Brauchtum und Kirchlichkeit gehören zusammen, wie Pfarrer Georg Felmer bekräftigte. Er sagte unter anderem: „Wie vieles geht uns allen im Laufe des Lebens verloren; sich von Gott finden lassen, eröffnet einen Neu­an­fang. Wir Siebenbürger Sachsen haben unermessliche Werte zurückgelassen, doch der größte Verlust wäre es, die Verknüpfung von Brauch­tum und Glauben aus dem Auge zu verlieren. Die Krone verbindet beide Ebenen zu einer Einheit, die verpflichtet.“ Der Gottesdienst wurde musikalisch begleitet von Jungbläsern, die Mitglieder der Kinder-, Jugend- und Erwachsenen-Tanz­gruppe sind.

Mit einem fröhlichen Aufmarsch unter dem Kronenbaum eröffneten die Trachtenträger, darunter viele Kinder und Jugendliche, das Fest. Den Besuchern bot sich an diesem Nachmittag ein vielfältiges und farbenprächtiges Bild von verschiedenen siebenbürgischen, fränkischen und pommerschen Trachten. Zu den mitwirkenden Gruppen gehörten in diesem Jahr die Kin­der­tanzgruppe der Siebenbürger Sachsen Nürn­berg unter der Leitung von Annette Folkendt, die Jugendtanzgruppe der Sieben­bürger Sachsen Nürnberg unter der Leitung von Brigitte Hahn­feld und Steffi Kepp, die Kinder­tanzgruppe Her­zo­genaurach unter der Leitung von Reinhold Burkart, die Jugendgruppe Herzogenaurach un­ter der Leitung von Brigitte Krempels, die Trach­tentanzgruppe Nadesch unter der Leitung von Dieter Altstätter, der fränkische Volkstanzkreis Steigerwald aus Lonner­stadt unter der Leitung von Gerda Heimann, das Tanz- und Folklore­en­semble „Ihna“ aus Erlangen unter der Leitung von Landulf Jäger. Für die musikalische Unter­malung und Unter­haltung sorgte wie immer die Siebenbürgische Blaskapelle Nürnberg unter der Leitung von Richard Taub und Michael Bielz.

Unter dem Kronenbaum begrüßte der Vor­sit­zende der Tanzgruppe Herzogenaurach, Gerhard Berner, die Teilnehmer und Ehrengäste und war erfreut über die zahlreichen Gäste. Immer mehr Nicht-Siebenbürger und Jugend­liche besuchen das Kronenfest. Dadurch fühlt sich der Ver­an­stalter in der Rolle als Brücken­bauer zwischen Ost und West sowie zwischen Jung und Alt bestä­tigt. Dieses Fest hat auch die Nicht-Sieben­bürgerin Jana Burkart, Studentin der Volkskun­de und Germanistik, so fasziniert, dass sie sich entschloss, ihre Magisterarbeit darüber zu schreiben. Sie hat sehr viel recherchiert, Ge­spräche geführt, Fragebögen erstellt und ausgewertet. Das Ergebnis hat sie in ihrer Arbeit „Das Kronenfest der Siebenbürger Sachsen in Herzo­gen­aurach“ festgehalten und dafür die Note „sehr gut“ erhalten.

Es hatten sich auch wieder zahlreiche Ver­tre­ter aus Politik und Wirtschaft eingefunden, um sich gemeinsam mit Ehrengästen des Kreisver­bandes Nürnberg und anderer siebenbürgischer Ortsgruppen von diesem Fest begeistern zu lassen. Vor dem Erklimmen des Kronen­baumes wür­digten Grußredner das Engagement der Tanzgruppe. Das Kronenfest ist in Herzogen­au­rach schon längst zu einem festen Bestandteil im städtischen Kulturkalender geworden. Der Bun­destagsabgeordnete Stefan Müller (CSU) betonte, wie positiv dieses Fest angenommen werde. Das Auflebenlassen dieses alten Brauches in der neu­en Heimat und das gemeinsame Pflegen mit fränkischen Gruppen sei ein großer Beitrag in der Region zum Erhalt der siebenbürgischen Iden­tität und fülle diese mit neuem Inhalt und Le­ben. Für diese gelungene Leistung gebühre der Tanzgruppe Dank und großer Respekt.
Aufmarsch der Trachtenpaare beim Kronenfest in ...
Aufmarsch der Trachtenpaare beim Kronenfest in Herzogenaurach. Foto: Arni Klein
Die Landtagsabgeordnete Christa Matschl (CSU) lobte die Trachtenvielfalt dieses Festes. Es sei ein wundervoller Anblick und man könne stolz sein, so eine Tracht zu tragen. Bei ihrer Arbeitsgruppentagung im Frühling zusammen mit den osteuropäischen Konsuln habe die rumänische Konsulin Brândușa Predescu die kulturelle Arbeit der Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben als Brückenbauer für das Zusammenleben in Europa gewürdigt. Für die Belange dieser Volksgruppen wolle sie sich im bayerischen Landtag weiter einsetzen, so Matschl; dies sei eine ihrer künftigen Aufgaben.

Für den ersten Bürgermeister der Stadt Her­zo­genaurach, Dr. German Hacker (SPD), ist das Kronenfest mit dem wunderschönen Bild der Tanz- und Trachtengruppen ein etabliertes Fest und in der neuen Kategorie „Nicht mehr wegzudenken“ im städtischen Veranstaltungskalender angekommen. Auch sei der Tanzgruppe mit diesem Fest die perfekte Verbindung von Tradition und Moderne gelungen.

Herta Daniel, die Vorsitzende des Landesver­bandes Bayern, beglückwünschte die Tanz­gruppe zu diesem Fest und überbrachte die Grüße des Bundesvorsitzenden Dr. Bernd Fabritius. Das Kronenfest gehöre zu den schönsten Traditionen und entfalte eine außerordentliche Anziehungs­kraft auf Besucher und auch Politiker. Als Dank für die erbrachten Leistungen überreichte sie dem Vorsitzenden die Festschrift zum 60-jährigen Jubiläum des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland.

Die stellvertretende Bundesvorsitzende und Kul­turreferentin des Landesverbandes Bayern, Doris Hutter, sprach ihren Dank an die Organisa­toren und Helfer aus, die mit dem Ausrichten des Festes Gemeinsinn gelebt hätten, ferner ihren Dank an drei Generationen, die im Dialog gehandelt hätten. Das Kronenfest in Siebenbürgen sei, wie aus der Festschrift „10 Jahre Kronenfest in Herzogenaurach“ zu entnehmen, „das Sommer­fest der bäuerlichen Jugend“ und auch diese Tradition werde in Herzogenaurach würdig gelebt, denn die Jugendtanzgruppe ist eng mit eingebunden und leistet einen wichtigen Beitrag. Besonderes Lob gab es für die Aktivitäten der Jugendtanzgruppe. Zum Schluss warb sie für die Stiftung Siebenbürgische Bibliothek und sammelte 900 Euro, die sie im Namen der Tanz­gruppe an diese Organisation überweisen wird. Es haben auch Franken, Bayern und Banater Schwaben für die Stiftung Siebenbürgische Bib­lio­thek gespendet! Die stellvertretende Bun­des­vorsitzende Doris Hutter übermittelt auch auf die­sem Wege allen Spendern beim diesjährigen Kronenfest in Herzogenaurach ihren herzlichen Dank.

Inge Alzner, die Vorsitzende des Kreisverbands Nürnberg, begrüßte die Anwesenden mit einem Zitat von Albert Schweitzer: „Kultur fällt uns nicht wie eine reife Frucht in den Schoß. Der Baum muss gewissenhaft gepflegt werden, wenn er Frucht tragen soll.“ Sie appellierte damit an alle Menschen diesseits und jenseits der Gren­zen, das kulturelle Erbe zu pflegen, damit es Früchte trage. Die Volkstanzgruppe Herzogen­aurach habe sich zur Aufgabe gemacht, Kultur und Bräuche ihrer Vorfahren zu pflegen, zu erhalten und vor allem weiterzugeben – und das sei ihnen hervorragend gelungen. So wie die Föderation der Siebenbürger Sachsen den grenz­überschreitenden Zusammenhalt der Sieben­bürger Sachsen festige, so sei man in Herzogen­aurach im kleineren Rahmen bestrebt, die kulturelle Vielfalt zu erhalten, sich gegenseitig zu unterstützen auf humanitärem, sozialem und kulturellem Gebiet, besonders durch die Ver­bindungen verschiedener Gruppierungen unterschiedlicher Herkunft.

Der Höhepunkt des Kronenfestes war natürlich das Erklimmen des zehn Meter hohen Kro­nenbaumes. „Altknecht“ Martin Klein kletterte geschickt nach oben. In seiner Rede dankte er den Bauern, dass sie das Feld so tüchtig bestellt haben, und bat um gutes Wetter und eine reiche Ernte. Anschließend erfreute er die unter der Krone harrenden Kinder mit einem Bonbon­re­gen. Nach dem Abstieg tanzte er den Ehren­wal­zer mit der diesjährigen „Altmagd“ Karina Zieg­ler, auch Mitglied der Jugendtanzgruppe, und er­öffnete damit den Tanz.

Der zweite Teil des Festes galt den Tanzvor­führungen der teilnehmenden Gruppen, die Kostproben ihres Repertoires und ihres Könnens präsentierten. Durch das Programm führten Ju­gendliche der Tanzgruppe Herzogenaurach. Im Anschluss an die gekonnten Darbietungen tanzten die Gäste zu den Klängen der Blas­kapelle bis in den Abend hinein. Für das leibliche Wohl war reichlich gesorgt mit siebenbürgischen Köst­lich­keiten und kühlem Bier vom Fass.

Für das gute Gelingen des Kronen­festes in Her­zo­genaurach setzten sich zahlreiche Helfer ein, bei denen die Tanzgruppe sich auf diesem Wege herzlich bedankt. Ein großes Danke­schön geht auch an die Trachten­träger sowie an alle Gäste.

Heidemarie Krempels und Brigitte Berner



Eine Bildergalerie zum Kronenfest 2009 in Herzogenaurach finden Sie hier.

Schlagwörter: Kronenfest, Nürnberg

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