27. Mai 2010

Kurt Leonhardt wird Ehrenbürger von Schäßburg

Seine Heimatstadt Schäßburg hat Dipl.-Ing. Architekt Kurt Leonhardt durch einstimmigen Beschluss des Stadtrates am 29. April 2010 zu ihrem Ehrenbürger ernannt. Dass ihm diese besondere Ehre in seinem 99. Lebensjahr zuteil wird, freut den bescheidenen, zurückgezogen lebenden und mit seinem Schäßburg sehr verbundenen Meister des Zeichenstifts besonders. Er hat nämlich ein Gutteil seines sehr abwechslungsreichen Lebens der Erforschung der Schäßburger Geschichte und Erfassung der Baugeschichte unserer Heimatstadt gewidmet.
Kurt Leonhardt, geboren am 28.10.1911 als Sohn des Baumeisters Ernst August Leonhardt und seiner Ehefrau Elisabeth, geb. Theil, hat nach seiner Rückkehr aus der Deportation in die Sowjetunion zwar keine Arbeit als Architekt gefunden, aber er hat in seiner Freizeit damals schon freiwillig damit begonnen, architektonische Vermessungen und Bauaufnahmen verschiedener historischer Baudenkmäler unserer Stadt zu machen.

In den Jahren bis 1973, der Auswanderung seiner Familie aus Rumänien und Ansiedlung in Geretsried, hat Leonhardt dann, zum Teil auch mit Unterstützung der Kirchengemeinde, deren Presbyteriumsmitglied er war, mit ungewöhnlicher Konsequenz und Zielstrebigkeit Turm für Turm, alle Kirchen und Brücken, besonders wichtige Gebäude, ja ganze Straßenzüge auf der Burg und auch in der Unterstadt im Detail architektonisch aufgenommen und in hunderten von teils kolorierten Zeichnungen festgehalten. Leider konnte er diese von Sachkenntnis und großem Fleiß und Engagement geprägten Schäßburger Arbeiten dann nur auf einige wenige der siebenbürgischen Kirchenburgen ausweiten, aber es reichte für ihn, um später von diesen auch verschiedene maßgetreue Modelle anzufertigen. Dem Museum in Gundelsheim und der Forschungs- und Dokumentationsstelle für Siebenbürgische Landeskunde hat Kurt Leonhardt dann von Geretsried aus diese ganzen Arbeiten, wie auch die zeichnerisch aufgewerteten Karten der alten sächsischen Lebensräume, einschließlich Nordsiebenbürgens, zur weiteren Nutzung überlassen. Diese sind Basis geworden der sehr eindrücklichen Veröffentlichung „Schäßburg, Bauaufnahme einer mittelalterlichen Stadt“, die dankenswerterweise von der Architektin Waltraut Eberle und ihrer Kollegin Gabriele Frank 2009 im Honterus Verlag herausgegeben worden ist.

Kurt Leonhardt wurde Ehrenbürger seiner ...
Kurt Leonhardt wurde Ehrenbürger seiner Heimatstadt Schäßburg.
Was treibt einen Menschen an, der, von Kriegsteilnahme als rumänischer Soldat, Stalingrad inbegriffen, von Deportation und Krankheit schwer gezeichnet, praktisch seine ganze Freizeit einer Idee opfert? Der Idee, Bau- und Kulturgeschichte unserer Vorfahren für die Nachwelt in so sachlicher, nicht spektakulärer Form festhielt und sie durch eigene Studien untermauerte. Er wollte produktiv sein, beitragen zum Erhalt und gegebenenfalls Nutzung des messbaren Kulturwertes, gerade in einer Umgebung, wo kein Interesse mehr am Weiterbestand sächsischen Kulturguts existierte. Er wollte aber auch speziell eines: Den jungen Generationen in einer modernen, ansprechenden Art weitergeben und verständlich machen, dass dort „hinter dem Walde“, im Siebenbürgen ihrer Vorfahren, kulturelle und gesellschaftliche Werte geschaffen worden sind, die sich messen können mit denen, die unsere Kinder im Westen inzwischen kennen gelernt haben. Was braucht Geschichte, Wissen und Kunst mehr, um auch für die Zukunft einen Wert zu haben?

EL

Schlagwörter: Ehrung, Schäßburg

Bewerten:

17 Bewertungen: ++

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.