7. Dezember 2010

Mutter-Tochter-Porträts von Ruth Eder und Edith von Welser-Ude

„In einfühlsamen Bildern und stimmungsvollen Porträts mit Frauen zweier oder auch dreier Generationen soll das Echte, Liebevolle und Schöne, aber sicher auch die mitunter unterschwellige Fremdheit, manche Differenzen und Unerledigtes zum Vor-Schein kommen“, heißt es im Vorwort zu Ruth Eders neuem Buch „Mütter und Töchter. Frauen erzählen von einer ganz besonderen Beziehung“. Gemeinsam mit Edith von Welser-Ude, die die atmosphärischen Schwarz-Weiß-Fotografien beigesteuert hat, ist es der Enkelin des Kronstädter Malers Hans Eder gelungen dieses Versprechen einzulösen.
Schon das Titelbild verzaubert und stimmt auf das ein, was das Buch fast zu einem Bildband macht. Man fragt sich, wer diese dunkelhaarige 40er-Jahre-Schönheit wohl ist, und vermutet spontan, dass es sich um eine historische Aufnahme handelt. Beim Blättern im Buch stellt man dann verblüfft fest, dass es ein aktuelles Foto von Bettina Reitz, Chefin des Programmbereichs Spiel – Film – Serie beim Bayerischen Fernsehen, und ihrer Mutter Margret Reitz ist, aufgenommen 2009 in München.

25 Doppel- oder sogar „Dreifach“-Porträts von „starken Frauen“ sind im vorliegenden Band versammelt. Schauspielerinnen und Politikerinnen, Ärztinnen und Autorinnen, Künstlerinnen und Unternehmerinnen, Regisseurinnen und Filmproduzentinnen ebenso wie eine Nonne, eine Tierpflegerin und eine Auswanderin aus Polen stellten sich mit Müttern oder Töchtern, Enkelinnen oder Schwestern Ruth Eders Fragen und Edith von Welser-Udes Kamera. Unter ihnen finden sich bekannte Namen wie Michaela May, Barbara Stamm, Jutta Speidel, Bettina Tietjen, Barbara Wussow, Regina Ziegler und Lena Gorelik.

Ein Motiv zieht sich wie ein roter Faden durch fast alle Porträts: Die Abnabelung von der Mutter in der Pubertät und die spätere Hinwendung zu ihr, wenn die Identitätsfindung abgeschlossen ist und die Beziehung noch inniger wird, beschreiben fast alle von Ruth Eder interviewten Frauen. Viele Geschichten ähneln sich – Schicksalsschläge wie der frühe Tod des Ehemannes, der Eltern oder eines Kindes, Kriegs- und Nachkriegswirren, Scheidung und neue Partnerschaften sind zentrale Themen, die immer wieder auftauchen und viele der vorgestellten Frauen geprägt haben. Sie erzählen aber meist nicht mit Wehmut davon, sondern betonen, was sie dadurch gewonnen haben: Stärke, Zuversicht, einen differenzierteren Blick auf die Welt.

Bei vielen der Frauen wird man neugierig und wünscht sich ausführlichere Erzählungen ihres bewegten Lebens, da Ruth Eders Texte lediglich Momentaufnahmen, Schlaglichter, emotionale Skizzen sind und sein können. Der Leser lernt die Frauen durch die einfühlsamen Porträts sehr privat kennen und fragt sich, wie es wohl bei der einen oder anderen weitergeht. Vielleicht machen sich Ruth Eder und Edith von Welser-Ude, deren Mütter sich bereits in den 50er Jahren kennenlernten, in fünf oder zehn Jahren noch einmal auf eine Reise quer durch die Republik, um die porträtierten Frauen erneut zu besuchen und ihre Entwicklung festzuhalten – gerne wieder in Wort und Bild.

Doris Roth


Ruth Eder und Edith von Welser-Ude, „Mütter und Töchter. Frauen erzählen von einer ganz besonderen Beziehung“, Kreuz Verlag, Freiburg im Breisgau, 2010, 176 Seiten, 24,95 Euro, ISBN 978-3-7831-3432-2.

Schlagwörter: Rezension, Frauen, Porträt, Fotografie

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