26. September 2011

Querschnitt siebenbürgisch-sächsischer Künstler im Kronstädter Kunstmuseum ausgestellt

In Kronstadt ist bis zum 23. Oktober die Ausstellung „Deutsche Kunst aus Siebenbürgen im Bestand des Kunstmuseums Kronstadt“ zu sehen, die am 15. September, zwei Tage vor dem Sachsentreffen, eröffnet wurde. Bereits ein Jahr zuvor hatte die Leitung des Demokratischen ­Forums der Deutschen im Kreis Kronstadt (DFDKK) die wichtigsten Kulturinstitutionen der Stadt angeschrieben und sie aufgefordert, das Jubiläum der acht Jahrhunderte seit der ersten urkundlichen Erwähnung des Burzenlandes in ihre Veranstaltungsagenda für 2011 aufzunehmen.
Auch das Kunstmuseum antwortete positiv auf die Initiative. Ergebnis ist nun eine Ausstellung von insgesamt 84 Kunstwerken aus den Bereichen Malerei, Grafik und Skulptur, die einen Überblick des siebenbürgisch-sächsischen Schaffens auf dem Gebiet der bildenden Kunst vom 16. bis 20. Jahrhundert ermöglichen.

Wie der deutsch-rumänische Ausstellungskatalog erklärt, sei die deutsche Kunst aus Siebenbürgen durch die „multiethnische Prägung“ der Region entscheidend beeinflusst worden. Sie entspreche somit dem „mitteleuropäischen Kulturmodell durch ihr betont synthetisches Wesen“ und verdanke ihre „spezifische Note“ auch dem engen Verhältnis der Siebenbürger Sachsen zum binnendeutschen Kulturraum.

Die erste Pflicht eines jeden Museums seien seine eigenen Bestände, hob Ausstellungskurator und Abteilungsleiter Radu Popica hervor. Rund 800 Werke siebenbürgisch-sächsischer Künstler (darunter vor allem Kronstädter) befinden sich im Besitz des Kunstmuseums Kronstadt – rumänienweit sei dies also die zweitgrößte Kollektion nach jener des Brukenthal-Museums in Hermannstadt. Einer der drei Ausstellungsräume ist der Porträtkunst des 16. bis 19. Jahrhunderts gewidmet. Werke unbekannter Maler, wie die Bildnisse des Valentin Hirscher (1599), des Samuel Herbert von Herbertsheim – Sohn (etwa 1740) oder der Anna Maria Closius (1758) – ein barockes Porträt, das auch das Ausstellungsplakat schmückt – konzentrieren sich vornehmlich auf Details wie z.B. Statussymbole, auf prachtvolle Kleidung und Schmuckstücke. Strenge Züge der akademische Malerei bzw. raffiniertere Farben und Aufmerksamkeit für die Wiedergabe von Charakterzügen sind in Werken wie Samuel Herters „Porträt eines unbekannten Mannes“ (1879) oder in Theodor Benedikt Sockls „Frauenbildnis“ (1847) sichtbar – letzteres zählt laut Katalog zu jenen Arbeiten, „die es wert sind, den siebenbürgischen Biedermeier zu vertreten“. Hier ist auch einer der ersten Versuche historischer Malerei in Siebenbürgen ausgestellt, „Die Schlacht von Marienburg zwischen Michael Weiss und Gabriel Báthori“ von Anton Fiala (1848), ein Gemälde, das im Rahmen eines Projektes von Stefan Ludwig Roth bezüglich eines Bilderzyklus aus der Geschichte der Siebenbürger Sachsen entstanden war.
Ausstellungsplakat mit „Bildnis der Anna Maria ...
Ausstellungsplakat mit „Bildnis der Anna Maria Closius“, Öl auf Leinwand, unbekannter Maler (ca. 1758).
Das Herzstück der Ausstellung ist im großen Raum im Erdgeschoss des Museums zu bewundern. Es geht um Avantgarde, Modernismus und traditionellen Realismus, wobei auch in der siebenbürgisch-sächsischen Kunst das Einzigartige, Typische unter den politisch gesteuerten Uniformisierungsversuchen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu leiden hatte. Gezeigt werden mehrere Arbeiten von Hans Mattis-Teutsch und Hans Eder, den „zweifellos hervorragendsten Künstlern der Zwischenkriegsgeneration“ (Katalog). Eine neue Kunstauffassung, geprägt vom Technischen und Industriellen, ist in dem Gemälde „Physisch und intellektuell Arbeitende“ (1927) von Mattis-Teutsch zu sehen. Die „Seelenblumen“ (1920) hingegen sind repräsentativ für die abstrakte Malerei. Hans Eders „Stilleben mit Kaktus“, in dem der Kronstädter Marktplatz im Hintergrund erscheint, der „Fischmarkt in Brügge“ (1911) mit seinen fast karikierten Figuren und das „Männerbildnis“ (1925) mit der expressiven Kulisse fangen die Blicke des Besuchers sofort auf. Überdies umfasst die Ausstellung Fritz Kimms „Männerbildnis“ (1926), die idyllische „Ansicht von Balcic“ (1929) von Heinrich Schunn, traditionelle heimatliche Landschaften und Szenen aus dem Dorfleben wie „Im Hof des Kastells von Kleinschenk“ (1958) von Eduard Morres, die intensive Chromatik der „Ansicht aus Venedig“ (1941) von Konrad Vollrath/Veleanu, oder die pastellfarbene „Brücke von Ilieni“ (1963) von Artur Leiter. Im Besitz des Kronstädter Kunstmuseums befinden sich auch zahlreiche Werke von Friedrich von Bömches u.a., die ausdrucksstarken, äußerst subjektiven Gemälde „Wer da?“ (1971) und „Toledo“ (1977).

Im dritten Saal werden Grafiken, Zeichnungen und Aquarelle gezeigt, so z.B. die Vedute „Das alte Kronstadt“ (1829) von Fr. Georg Fuhrmann, die „Rosenauer Burg, Südseite“ (1892) von Josef Teutsch oder „Kopf eines alten Mannes“ (1920) von Ernst Honigberger. Skulpturen von Margarete Depner und Hans Guggenberger ergänzen die Rundschau. Das Museum am Fuße der Zinne (B-dul Eroilor 21) ist dienstags bis sonntags von 10.00 bis 18.00 Uhr (ab dem 1. Oktober bis 17.00 Uhr) geöffnet.

Christine Chiriac

Schlagwörter: Kronstadt, Ausstellung, Burzenland, Kunst

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