19. Oktober 2012

Ein zu Unrecht vergessener Maler: Karl Hübner

Ende September hat das Kronstädter Kunstmuseum eine Ausstellung mit Werken von Karl Hübner (1902-1981) eröffnet. Die rund 40 Arbei­ten (Malerei und Grafik) stammen aus den hauseigenen Beständen, von Privatsammlern sowie aus den Kollektionen des Brukenthalmuseums Hermannstadt und des Szekler Nationalmuseums Sanktgeorgen (Sfântu Gheorghe).
Karl Hübner war ein bedeutender Vertreter der Kronstädter bildenden Kunst im vergangenen Jahrhundert und gestaltete das künstlerische Le­ben der Stadt über vier Jahrzehnte lang aktiv mit – sein Werk wird jedoch posthum nicht gebührend gewürdigt, wie Ausstellungskurator Radu Popica anlässlich der Vernissage betonte. Deshalb habe sich das Kronstädter Kunstmuseum vorgenommen, die Öffentlichkeit auf Karl Hübners Leben und Wirken wieder aufmerksam zu machen.

Der gebürtige Schäßburger lebte schon seit Kindesalter in Kronstadt. Mit der Kunst kam er zunächst unter der Betreuung seiner Onkel Emil und Ernst Honigberger in Kontakt, dann studierte er in Berlin und Bukarest bei namhaften Malern der Zeit. Vielversprechend sind bereits seine Jugendwerke, beispielsweise „Der Heilige Sebastian“ (1931), der auch das Ausstellungsplakat des Kronstädter Museums illustriert. 1932 kehrte der Künstler nach Kronstadt zurück, wo er bereits ein Jahr später seine erste eigene Ausstellung zeigte. Es folgten zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen, u.a. der „Gemeinschaft deutscher Künstler in Großrumänien“, deren Mitbegründer Hübner war.
Der Ausstellungskatalog, der im Eigenverlag des Museums erschienen ist, ordnet Karl Hübner der Künstlergeneration zu, „deren natürlicher Werdegang nach 1944 gestört“ wurde und die gezwungen wurde, gewisse Zugeständnisse gegenüber dem System zu machen, um überhaupt weiterhin arbeiten zu können. Eine Nische fand Hübner in dieser Zeitspanne in der Porträtmalerei. Insgesamt führte seine künstlerische Laufbahn weit über die Einflüsse des Impressionismus oder der „Neuen Sachlichkeit“ hinweg. Der Katalog veranschaulicht anhand zahlreicher Beispiele Hübners Versuche, einen „dritten Weg“ für sich zu entdecken. Er vermied bewusst sowohl die Tradition des Postimpressionismus, die in der rumänischen Malerei lange präsent blieb, als auch die Avantgarde. Letztere inspirierte ihn erst Ende der sechziger Jahre, als er versuchte, sich künstlerisch quasi neu zu erfinden und Stilrichtungen wie den Kubismus, Futurismus, Rayonismus u.a. auf seine Arbeit wirken zu lassen.

Sowohl die Retrospektivausstellung, die bis zum 4. November im Kronstädter Kunstmuseum zu sehen ist, als auch der Katalog in rumänischer und deutscher Sprache verdeutlichen die einzelnen Etappen dieses Werdegangs. Die Öffnungszeiten des Museums: dienstags bis sonntags 9.00-17.00 Uhr. Der Katalog kann in elektronischem Format auch auf der Homepage des Museums (www.muzeulartabv.ro) heruntergeladen werden.

Christine Chiriac

Schlagwörter: Kronstadt, Ausstellung, Malerei

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