11. November 2012

Hermannstadt ehrt Malerin

Das Brukenthal-Museum in Hermannstadt, ein Museum von europäischem Rang, zeigte vom 14. September bis 7. Oktober 2012 eine Retrospektive der Künstlerin Katharina Zipser-Hienz. In den drei gotisch gewölbten Räumen für temporäre Ausstellungen waren die Exponate vorzüglich gehängt. Vom ruhigen Innenhof aus eintretend, sah man sich sogleich empfangen von der Bildwelt der Künstlerin: ein zahlreiches, aufgeschlossenes Publikum stellte sich dem Dialog.
Katharina Zipser-Hienz hatte die Reise aus München in ihre Heimatstadt angetreten und war persönlich anwesend, zur Freude der Veranstalter und Besucher der Vernissage. Interesse und Sympathie galten der alten Dame, die dezent Hof hielt und sachlich und witzig über ihre Kunst zu sprechen verstand. Diese offene Atmosphäre wurde durch die Einladung der Künstlerin an das Publikum zur Mithilfe bei der Entscheidung, welche ihrer Arbeiten sie dem Museum schenken solle, vollends lebhaft. Allein, zu zweit, zu dritt im Gespräch, sah man die Betrachter wieder und wieder von Bild zu Bild gehen, bis schließlich das Wunschbild feststand und jeder seine Empfehlung in ein aufliegendes Büchlein schrieb, entweder nur den Titel, manche gaben auch ihre Begründung mit dazu. Die meiste Zustimmung fanden Zipsers spätes Gemälde Nächtliches Fenster und Anonymus, ein frühes Selbstportrait mit Eule in Grisaillemalerei.

Die Veranstaltung ­begann mit einer einfühlsamen und kompetenten Rede in rumänischer Sprache des Direktors Dr. Alexandru Sonoc über Leben und Werk von Katharina Zipser-Hienz. Die 23 Gemälde und zahlreichen Zeichnungen, Akt- und Bewegungsstudien, einige Portraits sowie die byzantinischen Ikonen fanden ihre Würdigung. Er sprach über die Entwicklung im künstlerischen Werk von figürlichen Themen über Landschaften hin zu vollständig abstrakten Gemälden, die die Frage „Schwärzer als Schwarz, weißer als Weiß“ behandeln. Die daraus erwachsenden maltechnischen Probleme stellen den Höhepunkt der virtuosen Auseinandersetzung mit Farbe als Material dar.
Katharina Zipser-Hienz (rechts) im Gespräch mit ...
Katharina Zipser-Hienz (rechts) im Gespräch mit Direktor Alexandru Sonoc und ihrer Tochter Pomona Zipser. Foto: Beatrice Ungar
Die Kuratorin der Ausstellung, Beatrice Ungar, dankte allen, die zum Gelingen dieser Ausstellung beigetragen haben: der Künstlerin für die Zusammenarbeit, dem Landeskonsistorium der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien aus Schäßburg für die Unterstützung beim Transport der Ausstellung aus Schäßburg, wo sie 2011 im Schmiedeturm zu sehen war, dem Teutsch-Haus in Hermannstadt für das zur Verfügung gestellte großformatige Gemälde Herabsteigender Christus, das seit 2007 als Schenkung der Malerin einen würdigen Ort in der Johanniskirche gefunden hat. Ihren aufschlussreichen Artikel in der Hermannstädter Zeitung vom 21. September 2012, „ Dunkler als Schwarz“, schließt Beatrice Ungar mit der Aufzählung aller beteiligten Institutionen und Personen, durch deren Mitwirken die Ausstellung zustande kommen konnte. Ein beachtliches Beispiel von Solidarität und tatkräftiger Hilfe.

An dieser Stelle sei hervorgehoben, dass die Kuratorin Beatrice Ungar durch ihre Initiative und ihren unermüdlichen und klugen Einsatz der wesentliche Motor für das Zusammenführen von Künstlerin und Brukenthal-Palais war. Es ist ihr Verdienst, Katharina Zipser-Hienz eine späte, schöne und ernste Würdigung in ihrer Heimatstadt bereitet zu haben.

Jessica Douglas-Home, Vorsitzende des Mihai Eminescu Trust, besuchte die Ausstellung in den folgenden Tagen und zeigte sich beeindruckt von der Qualität der Malerei, ebenso der Deutsche Generalkonsul in Hermannstadt Thomas Gerlach mit seiner Gattin. Filmisch wurde der Abend vom Rumänischen Fernsehen begleitet. Am 20. September wurde der Beitrag in einer Fernsehsendung in deutscher Sprache ausgestrahlt und ist für Interessierte zu sehen unter http://www.tvrplus.ro/editie-akzente-53668.

Vorerst bleiben die Bilder in Siebenbürgen. Vom 31. Oktober bis 3. Dezember 2012 sind sie im Städtischen Museum in Mediasch zu sehen. Weitere Ausstellungen in Temeswar und Kronstadt sind im Gespräch.

Gretl Letz-Seruset

Schlagwörter: Malerin, Zipser, Ausstellung, Hermannstadt

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Neueste Kommentare

  • 11.11.2012, 13:26 Uhr von pedimed: der Akzente-Film ist sehr Spannungs-voll und hat durch das Oktoberfest und die Bruckenthal-Schule ... [weiter]

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