19. Dezember 2013

Ausstellung "Spuren" von Gert Fabritius in Bretten eröffnet

Bretten – „Eigentlich war das mal das Fußende eines Ehebettes“, erklärt Gert Fabritius amüsiert und versetzt seiner hölzernen „Wetterfahne“ einen Stoß. Wirbelnd gibt sie den Blick frei auf Mythengestalten, Flügelwesen und bizarre Körper, die scheinbar mitten in der Bewegung auf die Leinwände gebannt wurden. „Spuren – Zeichnungen und Holzschnitte“ heißt die Ausstellung, die der Brettener Kunstverein am 1. Dezember im Beyle-Hof eröffnet hat.
Dezember im Beyle-Hof eröffnet hat. Obwohl der in Stuttgart lebende Fabritius noch zeitgleich in Hannover ausstellt, hatte es Uta Goppelsröder geschafft, den renommierten Künstler für diese siebte und letzte Vernissage des Jahres zu gewinnen. Die Ausstellung 1992 in der Goppelsröder Galerie und eine Gemeinschaftsedition 1997 zeigen, dass es ihr schon früher gelungen war, den Künstler nach Bretten zu locken.

Neben der expressiven Linienführung charakterisieren vor allen Dingen wiederkehrende Motive wie Sisyphos oder der Minotaurus seine Werke. Kunsthistorikerin Dr. Maria Lucia Weigel beschrieb die mythologischen Erzählfiguren als „geronnene Sinnbilder menschlichen Seinserfahrung“. In ihrer Laudatio wies sie auf die Intention des Künstlers hin, dem Leben zeichnend auf die Spur zu kommen. Fabritius‘ Auseinandersetzungen mit dem Philosophen Albert Camus verwiesen dabei auch auf die existentialistischen Aspekte seiner Arbeiten. Die expressiven Linien stellten nicht nur Verbindungen zwischen Zeichnungen und Holzschnitten her, sondern bezeichneten den Lebensweg des 1940 in Bukarest ­geborenen Künstlers, wie ihn Wolfgang Dörenbecher, Vetter vom Vorstand des Kunstvereins, skizzierte: Nach seinem Kunststudium und zehnjähriger Arbeit als Illustrator hatte sich die Situation der auslandsdeutschen Minderheit zunehmend verschlechtert. Seine Kunst galt als „entartet“. In den Siebzigern kam es zum Berufsverbot und schließlich zur Ausweisung, sodass er und seine Familie 1977 mittellos nach Deutschland fliehen mussten. Über die deutsche Botschaft in Rumänien hatte er es immerhin geschafft, einige seiner Bilder außer Landes zu schmuggeln. Besonders durch seine Holzschnitte erlangte Gert Fabritius in Deutschland an ­Ansehen und wurde in den letzten Jahren mit zahlreichen Preisen (u.a. Siebenbürgisch-Sächsischer Kulturpreis 2012; die Redaktion) ausgezeichnet. „Dennoch sehe ich mich mehr als Zeichner“, so Fabritius, was die beiden ausgestellten Originaltagebücher noch einmal unterstreichen. Gerade die vielen biografischen Bezüge, die sich in jedem seiner Kunstwerke wiederfinden, machten die Begegnung mit dem Künstler zu einem besonderen Ereignis. So wäre es beispielsweise naheliegend, das christliche Symbol der Arche im Werk „Kogge“ oder „Wattboot“ auf die Migrationserfahrung des Künstlers zu beziehen. Hakt man nach, zeigt sich aber noch etwas anderes: „Ich liebe die Nordsee – das Hanseschiff steht für mich für die Verbindung der vielen unterschiedlichen Kulturen Nordeuropas.“ Multikulturalität scheint somit auch immer eine wichtige Rolle zu spielen. Kaum verwunderlich bei einer Lebensgeschichte wie dieser und einer Persönlichkeit, die sich wie Sisyphos trotz der Absurdität des Daseins nie unterkriegen ließ. Schließlich ist man immer irgendwo verankert, oder mit den Worten des Künstlers im erst kürzlich erschienenen Buch von Ingeborg Szöllösi: „Ein Wanderer hat immer die Heimat bei sich.“

Die Ausstellung „Spuren – Zeichnungen und Holzschnitte“ des Künstlers Gert Fabritius ist noch bis zum 7. Januar 2014 im Beyle-Hof, Sporgasse 8, in Bretten zu sehen. Öffnungszeiten: Samstag, 10 bis 13 Uhr, Sonntag, 15.00 bis 17.00 Uhr, und nach Vereinbarung unter Telefon: (0 72 52) 95 76 36.

Wiederabdruck mit freundlicher Genehmigung der Badischen Neuesten Nachrichten

Schlagwörter: Kunst, Ausstellung

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