6. April 2022

Kunst und Deportation im Siebenbürgischen Museum

Die Kunstausstellung „,Das Laub gesammelt aus fünf Herbsten‘. Kunst und Deportation“ des Siebenbürgischen Museums ist noch bis zum 24. April auf Schloss Horneck in Gundelsheim am Neckar zu sehen. Sie ist die Folgeausstellung der mit großem Erfolg gezeigten kulturhistorischen Ausstellung „Skoro damoi! Hoffnung und Verzweiflung. Siebenbürger Sachsen in sowjetischen Arbeitslagern 1945-1949“.
Harald Meschendörfer: Heimkehr, 1950, Öl auf ...
Harald Meschendörfer: Heimkehr, 1950, Öl auf Spanplatte, Privatbesitz. Foto: © Siebenbürgisches Museum, Wesser
Das einschneidende Erlebnis der Zwangsverschleppung in die Sowjetunion 1945 bis 1949 hat seine Spuren auch im Bereich der Bildenden Kunst und der Literatur, z.B. in Werken der Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller und vor ihr bei Oskar Pastior hinterlassen, von dem der Ausstellungstitel entlehnt wurde.

Unter den damals Deportierten waren angehende junge Künstlerinnen und Künstler, wie Friedrich von Bömches und Eva-Maria Scheiner, die schon während ihrer Internierten-Zeit zu malen begonnen hatten, um noch in späteren Jahrzehnten das erlittene Trauma immer wieder aufs Neue künstlerisch zu thematisieren. Nach der Rückkehr der Deportierten nahm die rumänische Staatspolitik sich des Themas an und pervertierte es über offizielle Förderung entsprechender künstlerischer Sichtweise zum Erlebnis beispielhafter kommunistischer Arbeitserfahrung in der Sowjetunion. Die Rückkehrer sollten als „Helden der Arbeit“ porträtiert werden.

Hin und wieder zeigte sich bei einigen etablierten Malerinnen und Malern die Absicht, die Deportation als Thema groß angelegter Bildkompositionen aufzugreifen, doch blieb es in den 1950er bis 1970er Jahren hierbei meist bei derartiger Intention und entsprechenden Vorarbeiten.

Erst spätere Künstlergenerationen gingen gestalterisch wieder auf die Erlebnisse ihrer Eltern und Verwandten in den Kohlebergwerken des Donbass ein und setzten sich wie der Bildhauer Peter Jacobi mit den Erinnerungen und Zeugnissen dieser Erlebnisse auseinander.

Die Ausstellung wird durchgeführt als Kooperation des Siebenbürgischen Museums Gundelsheim mit dem Haus der Geschichte Dinkelsbühl und dem Bundeskulturreferat des Verbands der Siebenbürger Sachsen in Deutschland. Sie wird gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, den Förderverein des Siebenbürgischen Museums sowie das Kulturwerk der Siebenbürger Sachsen. Es erscheint ein Ausstellungskatalog.

Seit dem 3. April entfallen alle Corona-Maßnahmen in baden-württembergischen Museen. Das Siebenbürgische Museum bittet jedoch alle Besucherinnen und Besucher zum eigenen Schutz und zum Schutz anderer Menschen, bis auf weiteres freiwillig in den Museumsräumen eine medizinische Maske zu tragen. Weitere Informationen zur Ausstellung und aktuelle Öffnungszeiten auf www.siebenbuergisches-museum.de.

Schlagwörter: Siebenbürgisches Museum, Gundelsheim, Ausstellung, Kunst, Deportation

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