5. Juni 2024
Thomas Perle liest im Haus der Heimat in Wien
Es ist durchaus nicht leicht, den vielbeschäftigten, gerade fieberhaft an den Vorbereitungen einer neuen Theaterpremiere arbeitenden Autor für eine Lesung im Wiener Haus der Heimat frei zu bekommen – doch am Freitag, den 3. Mai, gelang es uns trotzdem.

Sehr wirklichkeitsnah werden die Mühen der Ankunft im Aufnahmelager, der späteren Wohnungsteilung mit einer Familie Russlanddeutscher und der Einordnung in der fremden, einen anderen Zungenschlag gewohnten Schule, das Wunder voller Regale und jenes der schließlichen Anschaffung eines neuen, die klapprige Dacia ablösenden Wagens beschrieben. Erst später, so der Autor im Schlusssatz, begriff er, was ihm damals die Mutter ins Ohr geflüstert hatte: „Für euch“. Diesem Kapitel schloss Perle noch den Kurztext „Holz“ an, in dem er auf die Herkunft der vor Generationen unter Maria Theresia in die Zips eingewanderten Berg- und Waldarbeiter eingeht und das Schicksal der Großelterngeneration anhand eines konkreten Beispiels beschreibt, ein vom ersten Weltkrieg, von der schweren Arbeit und vom Verlust der Gefährtin gezeichnetes Leben. Erstaunlich ist, wie der einer späten Generation angehörige phantasievolle Autor aus den Erzählungen der Eltern und Großeltern während seiner Kindheit sowie auch aus Angelesenem alle Details seiner Beschreibungen, das mal bunte, mal düstere Bild der geschichtlichen Hintergrundkulisse so ungeheuer plastisch und prägnant zu formulieren weiß – es ist wahrlich hohe Erzählkunst. Das empfanden auch die dankenswerterweise zahlreich erschienenen Zuhörer und bedankten sich mit langanhaltendem Applaus und dem zahlreichen Kauf von signierten Exemplaren des Bandes.
Kurt Thomas Ziegler
Schlagwörter: Lesung, Literatur, Perle, Wien, Haus der Heimat
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