6. Juni 2025

Isa Leonhardt gestorben

Die Bibliothekarin und Betreiberin eines bekannten Antiquariats mit siebenbürgischem Schwerpunkt Isa Leonhardt ist am 3. Mai 2025 im Alter von 82 Jahren in Dinkelsbühl gestorben.
Isa Marianne Leonhardt (1942-2025). Foto: ...
Isa Marianne Leonhardt (1942-2025). Foto: Privatbesitz
Wir kannten uns schon von Kindesbeinen an und besuchten als Klassenkameraden die Bergschule. Es waren schöne Jahre trotz der schwierigen politischen Verhältnisse. Mit dem Schulabschluss verloren wir uns aus den Augen, um uns irgendwann in Deutschland wiederzufinden. Isa traf ich auf unseren begeistert gefeierten Klassentreffen, aber wir trafen uns auch bei Seminaren auf dem Heiligenhof in Bad Kissingen und natürlich in Dinkelsbühl, wohin sie sich im Ruhestand zurückgezogen hatte. Noch vor wenigen Wochen schrieb sie – angeregt durch das kürzlich erschienene Buch über den Bergfriedhof sowie durch einen Beitrag Otto Rodamers zum Andenken an den Bergfriedhof in den Schäßburger Nachrichten — einen Leserbrief an die HOG Schäßburg, in dem sie sich mit dem nahenden Lebensende beschäftigt und wie eine Vorahnung klingt. Sie schreibt: „Ich habe testamentarisch verfügt, dass meine Asche … in unserem ,Familiengrab Karl Leonhardt‘ … beigesetzt wird. Der Gedanke, dass ich dort sein werde, wenn es so weit ist, tröstet mich.“

Isa Leonhardt wurde am 12. Dezember 1942 in Schäßburg geboren. Nach dem Studium am Pädagogischen Institut in Bukarest war sie als Lehrerin tätig. Bei der Suche im Internet stößt man auf ein Bild, das sie 1966/67 inmitten einer Gruppe deutscher Schüler an der Grundschule in Bodendorf zeigt. Nachdem ihr 1971 der Sprung nach Deutschland gelungen war, setzte sie zunächst ihre Tätigkeit im Lehramt an der Mittelhofschule in Ellwangen fort. 1973 entschloss sie sich, eine zweijährige Ausbildung für den gehobenen Bibliotheksdienst zu durchlaufen, um anschließend an der Universitätsbibliothek Bayreuth tätig zu werden. 1981 übernahm sie die Leitung der Staatlichen Bibliothek (Schlossbibliothek) Ansbach und führte diese bis zu ihrem Eintritt in den Ruhestand 2004.

Die Staatliche Bibliothek Ansbach hat sehr schnell reagiert und auf ihrer Internetseite einen Nachruf auf Isa Leonhardt veröffentlicht, dessen fast gleichlautender Text mit einer Todesanzeige am 17. Mai 2025 auch in der Fränkischen Landeszeitung erschienen ist. Darin werden ihre bleibenden Verdienste für die Schlossbibliothek hervorgehoben und ihr Einsatz u.a. wie folgt beschrieben: „Sie modernisierte die Bibliothek, führte die EDV ein und ersetzte den Zettelkasten durch einen Onlinekatalog. Auch die Ausleihe stellte sie auf elektronische Verbuchung um. Besonders am Herzen lag ihr die Vermittlung von Literatur. Sie wollte Menschen für Bücher begeistern und den Zugang erleichtern. Ebenso förderte sie die kulturelle Öffnung der Bibliothek. Unter ihrer Leitung wurde die Bibliothek ein Ort der Kulturpflege. Sie initiierte Ausstellungen, Vorträge und Musikabende und schuf einen Treffpunkt für Bildung und Austausch.“
Antiquarin Isa Leonhardt im Gespräch mit Franz ...
Antiquarin Isa Leonhardt im Gespräch mit Franz Hodjak am Tag vor der Verleihung des Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturpreises 2013 in Dinkelsbühl. In der Mitte Siegbert Bruss, links die Genealogin Jutta Tontsch, die ebenfalls ihrem alten Freund zum Preis gratulieren will. Foto: Konrad Klein
Mit dem Eintritt in den Ruhestand 2004 widmete sie sich dem Buchladen ihres Bruders, Karl Leonhardt, in Dinkelsbühl und führte ihn nach dessen Tod alleine weiter. Das Antiquariat Isa Leonhardt an der Segringer Straße gegenüber dem Rathaus erlangte einen hohen Bekanntheitsgrad vor allem in Kreisen der Sammler siebenbürgischer antiquarischer Literatur. Aber auch Grafiken, Karten oder Bücher südosteuropäischer Literatur sowie ein Suchdienst für vergriffene Bücher wurde angeboten. Auf Veranstaltungen der Siebenbürger in Dinkelsbühl war sie regelmäßig mit einem Büchertisch präsent. Das Antiquariat hat sie bis zuletzt betrieben. Isa Leonhardt hat verfügt, dass ihre umfangreiche Sammlung der Stiftung Siebenbürgische Bibliothek zufallen soll. Die große Lücke, die sie hinterlässt, wird nicht zuletzt durch das Fehlen ihres Antiquariats im Stadtbild von Dinkelsbühl sichtbar werden.

Dr. Lars Fabritius

Schlagwörter: Leonhardt, Nachruf, Antiquariat, Bücher, Dinkelsbühl

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