12. Januar 2007

In memoriam Paul Staedel

Der Musikpädagoge und Chorleiter Paul Staedel ist am 3. Januar 2007 in Waldkraiburg gestorben. Jahrzehntelang hat sich Paul Staedel für die Akzeptanz und die Eingliederung seiner Landsleute in der neuen Heimat eingesetzt sowie siebenbürgisch-sächsische Kultur durch vielseitige Initiativen gefördert. Paul Staedel ist der erste Träger des Siebenbürgisch-Sächsischen Verdienstabzeichens „Pro Meritis“.
Paul Staedel wurde am 3. April 1931 im siebenbürgischen Großpold im Unterwald geboren. Er wirkte als Lehrer in Lenauheim (Banat), in Scharosch bei Reps und in Reußmarkt. Als pädagogisches Naturtalent, durch seinen Reichtum an Kenntnissen und persönliche Ausstrahlung war er ein von Schülern, Eltern und Kollegen allseits geschätzter Lehrer. Nach dem Studium der Musik in Klausenburg, welches er neben seiner Lehrertätigkeit absolvierte, widmete sich Staedel noch intensiver der Kulturarbeit. Dadurch schaffte er eine kulturelle Heimat für unsere Gemeinschaft im sonst feindlichen Umfeld des kommunistischen Machtbereichs.

1974 verließ Staedel Siebenbürgen und wanderte mit seiner Familie nach Deutschland aus, wo er sich in Waldkraiburg niederließ. Hier unterrichtete er bis zu seiner Pensionierung an der Rudolf-Diesel-Schule. Neben der Wissensvermittlung im Unterricht war er ständig bestrebt, die Seele der jungen Menschen zu berühren, ihre Augen für die Schönheiten der Natur und der Kunst, die Liebe zur Musik und Literatur zu wecken und gleichzeitig soziale Kompetenz und Mitgefühl zu vermitteln.

Paul Staedel (Mitte) bei der Verleihung des Verdienstordens „Pro Meritis“ am 18. März 2006 in München durch Dr. Bernd Fabritius, Vorsitzender des Landesverbandes Bayern. Foto: Doris Roth
Paul Staedel (Mitte) bei der Verleihung des Verdienstordens „Pro Meritis“ am 18. März 2006 in München durch Dr. Bernd Fabritius, Vorsitzender des Landesverbandes Bayern. Foto: Doris Roth

Als Vorsitzender der Kreisgruppe Waldkraiburg hat er über viele Jahre hinweg überaus erfolgreich gewirkt, zahlreiche kulturelle Veranstaltungen organisiert, soziale Aktivitäten und Integrationsarbeit geleistet und koordiniert. Dadurch hat er in seinem unermüdlichen Engagement und mit einfühlsamem Entgegenkommen vielen Landsleuten den Neuanfang erleichtert. Besuche im Übergangswohnheim, Hilfestellung bei Behördengängen, unzählige Übersetzungen waren nur ein Teil seiner uneigennützigen Hilfestellung. Innerhalb der Kreisgruppe hat Staedel durch die Gründung von Nachbarschaften soziale Strukturen gefestigt. Seine in Siebenbürgen verbliebenen Landsleute unterstützte Staedel nach der politischen Wende in Rumänien ab 1990 durch Beteiligung an vielen Hilfstransporten. Seit 1975 leitete er mit kurzen Unterbrechungen den Chor der Kreisgruppe mit großem Erfolg. Unter seiner Leitung hat diese Singgemeinschaft an vielen Veranstaltungen der Kreisgruppe und darüber hinaus sowie bei Sängerfesten und verschiedenen Brauchtumsveranstaltungen teilgenommen. In München gründete Staedel mit seinen ehemaligen Schülern aus Reußmarkt einen Chor, mit welchem er die Tradition aus der alten Heimat fortführte. Diese vielfältigen Tätigkeiten konnte er nur leisten, weil seine Ehefrau Johanna ihm stets unterstützend zur Seite stand.

Paul Staedel hat durch sein Engagement, durch die Pflege des siebenbürgisch-sächsischen und einheimischen Kulturgutes das gesellschaftliche und kulturelle Leben des Landesverbandes Bayern der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen, mit dem er sich Zeit seines Lebens eng verbunden fühlte, geprägt und bereichert. Dafür wurde er mit vielen Ehrenurkunden, u.A. dem silbernen und goldenen Ehrenwappen der Landsmannschaft ausgezeichnet.

Erster Träger des Siebenbürgisch-Sächsischen Verdienstabzeichen "Pro Meritis"

Kurz vor seinem 75. Geburtstag wurde Staedel, der schon von seiner schweren und unheilbaren Krankheit gezeichnet war, am 18. März 2006 das Siebenbürgisch-Sächsischen Verdienstabzeichen „Pro Meritis“ verliehen. Staedel ist damit der erste Träger dieser Auszeichnung, durch welche Personen geehrt werden, die sich um unsere Siebenbürgisch-Sächsische Gemeinschaft in ganz besonderer Weise verdient gemacht haben: „Als Chorleiter in Reußmarkt, als Dirigent des Chores der Kreisgruppe Waldkraiburg und des Reußmarkter Chores in München, aber auch als Pädagoge hat Paul Staedel über die Musik zum Erhalt und zur Fortführung siebenbürgisch-sächsischer Kultur und Tradition erfolgreich beigetragen“, so der Landesvorsitzende Dr. Bernd Fabritius zur Begründung dieser Ehrung während der Verleihung anlässlich der Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturtage des Landesverbandes Bayern im März 2006 in München.

Am 26. August 2006 konnte Paul Staedel noch mit seiner Frau Johanna im Kreise seiner Familie den 50. Hochzeitstag feiern. Doch seine Kräfte schwanden immer mehr, am 3. Januar 2007 erlöste ihn Gott von seinem unheilbaren und schweren Leiden.
Wir verlieren mit ihm einen allgemein hochgeschätzten, hilfsbereiten und überaus verdienten Mitmenschen. Wir sind dankbar, ihn gekannt und mit ihm zusammengearbeitet zu haben. Wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren. Der Gesamtlandesvorstand des Landesverbandes Bayern der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Deutschland spricht der trauernden Familie seine herzliche Anteilnahme aus.

Rosel Potoradi


(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 1 vom 15. Januar 2007, Seite 6)

Schlagwörter: Nachruf, Musik, Chor

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