28. Januar 2007

Hervorragende Porträtistin: Katharina Zipser

Am 29. Dezember zeigte die siebenbürgische Malerin Katharina Zipser in ihrem Münchner Atelier anlässlich ihres 75. Geburtstags eine Auswahl ihrer Bilder und Zeichnungen. Leise, zurückgezogen und bescheiden unterweist, zeichnet und malt Katharina Zipser unter der Signatur KATH seit Jahrzehnten.
Schon als Kind hat sie am liebsten mit den Farbstiften des Vaters, des Malers Dolf Hienz, gemalt. In den Jahren 19501954 studierte sie Malerei an der Kunstakademie in Klausenburg. Noch während ihres Studiums zeichnete sie Portraits siebenbürgischer Kulturschaffender wie Erwin Wittstock, Paul Schuster, Andreas Birkner, Harald Krasser, Bettina Schuller, Oskar Pastior, Eginald Schlattner u. a., die sie als hervorragende Porträtistin ausweisen. Im Herbst 1954 führte sie dann ihr Studium an der Kunstakademie Bukarest fort. Damals illustrierte sie unter dem Namen Kathrien Hienz gelegentlich Prosatexte im Neuen Weg, in Volk und Kultur und in der Monatsschrift des Rumänischen Schriftstellerverbandes Neue Literatur. Später hat die Künstlerin dann eine Ausgabe der Haltrich-Märchen illustriert.

Katharina Zipser, fotografiert von Konrad Klein.
Katharina Zipser, fotografiert von Konrad Klein.

Nach dem Unfalltod ihres Mannes, des Bildhauers Paul Zipser, übernahm sie zeitweilig dessen Lehrauftrag als Kunsterzieher in Ploiesti, ließ sich aber gleichzeitig als Freskomalerin ausbilden und spezialisierte sich auf byzantinische Kirchen- und Ikonenmalerei. Nach Abschluss dieses Lehrgangs 1968 wurde sie an der Seite des rumänischen Kirchenmalers Ion Lazeanu in verschiedenen Dorfkirchen tätig. Es folgten Freskoarbeiten in Kirchen des Bărăgan. Gemeinsam mit der von ihr gegründeten Gruppe „Falfalluca“ stellte sie auch in Kirchen Berlins Ikonen aus. Besonders bemerkenswert ist eine große Gemeinschaftsarbeit, die heute in der Kirche von Ebersdorf hängt.

1970 wanderte Katharina Zipser mit ihrer Tochter Pomona, die ebenfalls bildende Künstlerin ist, in die Bundesrepublik Deutschland aus. Sie ließ sich in München nieder. 1972 erhielt sie ein zweijähriges Stipendium im Atelierhaus in Worpswede. Als Mitglied der Vereinigung Kunst am Bau gestaltete sie weiterhin große Flächen. Ihre Bilder wurden im Haus der Kunst, München, in Berlin, Köln, Hannover und in zahlreichen Einzelausstellungen gezeigt. Zwei der monumentalen Wandbilder befinden sich in München (Heideckhof und Asamhof), ein weiteres, das Bedeutendste, ist die Gestaltung des Lichthofes der Badenia Bausparkasse in Karlsruhe. Sie gestaltet meist große Flächen, verwendet überwiegend helle und diskrete Farben (Ei-Tempera aus selbst angeriebenen Pigmenten), stilisiert die Konturen, richtet die Figuren frontal aus und lehnt eine Bild-Perspektive weitgehend ab. Teils sind es surrealistische Porträts von Menschen, die ihr nahe stehen, teils symbolträchtige Kompositionen. Katharina Zipser verwendet nur natürliche Farben.

In den ersten Jahren dieses Jahrtausends übernahm sie die Gestaltung eines verfallenen Gutshauses, „des Lügenmuseums“ in Gantikow bei Berlin, wo sie mit Schülern, Kollegen und Freunden ein mehrstöckiges Gebäude be- und ausmalte. Seit 1985 unterrichtet Katharina Zipser an der Volkshochschule Malerei, Komposition, Ikonenmalerei und Aktzeichnen. Dort gibt sie ihr enormes Wissen an Lernwillige weiter. Manche von ihnen haben, dank Katharina, ihren eigenen Weg als Künstler eingeschlagen. 1995 schuf sie einen Band von Zeichnungen aus der Münchner Glyptothek, wobei sie den Modellen die Gesichter von Freunden und Bekannten aufsetzte. Sie geht in ihren Arbeiten niemals nur von dem Gesehenen aus, sondern lässt sich von ihren Gefühlen leiten. Dies ist auch in ihren Porträts und Aktzeichnungen deutlich zu sehen. Die Künstlerin sieht nicht nur das Modell, sondern auch das Wesen und den Charakter des Menschen. Ihre Zeichnungen sind echte Charakterstudien.

In den letzten zwölf Jahren hat sich die Künstlerin dem abstrakten Malen zugewandt. Es sind Farbstudien in vorwiegend Schwarz- und Blautönen. Diese Bilder erinnern entfernt an Mandalas, nur dass sie bewusst nicht zentriert sind. Die Bilder ergeben aus den verschiedenen Blickwinkeln eine veränderte Wahrnehmung. Sie sind mal leuchtend und glänzend, mal dunkel oder matt. Es sind Meditationsbilder, die zur Selbstreflexion einladen.

Wir wünschen Katharina Zipser noch viele Schaffensjahre und die Anerkennung, die sie verdient.

Sonja Bruss

(gedruckte Ausgabe: siebenbürgische Zeitung, Folge 2 vom 31. Januar 2007, Seite 7)

Schlagwörter: Malerei, Kunst

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