6. Juli 2013

Erinnerungstag der Heimatvertriebenen 2013 in Wels

Am 8. Juni fand in der Stadthalle Wels der Erinnerungstag der Heimatvertriebenen in Oberösterreich statt. Die Veranstaltung, die mittlerweile seit sechs Jahren stattfindet, wird einmal im Jahr vom Kulturverein der Heimatvertriebenen in Österreich zusammen mit einem Partner der angehörigen Landsmannschaften organisiert. Dieses Jahr hatte der Verband der Siebenbürger Sachsen in Oberösterreich die Ehre, die Veranstaltung mitzuorganisieren.
Bevor der eigentliche Erinnerungstag der Heimatvertriebenen stattfand, wurde direkt davor anlässlich des Jubiläums „Wels – 50 Jahre Patenstadt der Heimatvertriebenen in Oberösterreich“ eine Festsitzung des Welser Gemeinderates abgehalten. Nach der Begrüßung durch den Welser Bürgermeister Dr. Peter Koits wurde von Ehrenobmann Kons. Dr. Fritz Frank ein historischer Überblick über die Niederlassung der Heimatvertriebenen im Raum Wels gegeben (lesen Sie dazu auch den Beitrag "Wie die Siebenbürger Sachsen nach Kriegsende in Wels eine neue Heimat fanden"). Nach Ansprachen der Fraktionsobmänner des Welser Gemeinderats folgte ein kurzweiliger Auftritt der Volkstanzgruppe Marchtrenk. In seiner Festansprache hob Bürgermeister Koits hervor, dass sich die volksdeutschen Heimatvertriebenen prächtig in die österreichische Gesellschaft integriert und auch wirtschaftlich viel für die Region vollbracht hätten. Nach der Danksagung des Obmanns des Kulturvereins, Rainer Ruprecht, folgte der Auftritt der Kindervolkstanzgruppe der Siebenbürger Sachsen in Wels. Die Kinder zeigten bei ihren Tänzen vollen Elan, was nach den ausgedehnten Ansprachen eine freudige Abwechslung darstellte und den Zusehern im Raum ein Lächeln auf die Lippen zauberte.

Nach dem Ende der Festsitzung wurde nahtlos zum Erinnerungstag der Heimatvertriebenen übergeleitet, der unter dem Leitgedanken „Brauchtumstreue und Schaffensfreude“ stand. Nach einer musikalischen Einleitung des Musikvereins Siebenbürgen Laakirchen folgte das geistliche Wort von Bundesobmann Pfarrer Mag. Volker Petri. Danach konnte Verbandsobmann Manfred Schuller eine große Anzahl an Ehrengästen begrüßen, allen voran den Oberösterreichischen Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer. Auch seitens aller fünf am Erinnerungstag teilnehmenden Landsmannschaften wurden die ­jeweiligen Vertreter begrüßt. Neben uns Siebenbürger Sachsen nahmen Donauschwaben, Sudetendeutsche, Karpatendeutsche und Buchen­walddeutsche an der Veranstaltung teil. Jede Landsmannschaft präsentierte sich im Foyer der Welser Stadthalle mit einem Informationsstand beziehungsweise einer Ausstellung mit ihrer typischen Handwerkskunst.
Stand der Siebenbürger Sachsen beim ...
Stand der Siebenbürger Sachsen beim Erinnerungstag der Heimatvertriebenen in der Stadthalle Wels. Foto: Ingrid Schuller
Den nächsten Programmpunkt stellte eine zweiteilige Dia-Projektion dar, die von Kons. Dr. Fritz Frank und Kons. Dietmar Lindert vorbereitet wurde. Als Sprecher fungierten Kons. Dr. Fritz Frank und Dr. Christian Schuster. Das Hauptaugenmerk der Projektion lag auf den Themen Ansiedlung und Hausbau in Oberösterreich, in dem nicht nur Bildmaterial von Bautätigkeiten der Eigenheime der Siebenbürger Sachsen in Oberösterreich gezeigt wurde, sondern auch deren gemeinsame Leistungen, wie zum Beispiel das Kirchengebäude der evangelischen Kirchengemeinde Rosenau am Attersee. Im zweiten Teil der Präsentation waren mehrere Beiträge über uns Siebenbürger Sachsen zu sehen, die in den letzten 25 Jahren vom Oberösterreichischen Fernsehen produziert und ausgestrahlt wurden.

Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer sprach in seiner Festrede Dank und Anerkennung für die Leistungen der Heimatvertriebenen in Oberösterreich aus. Er richtete einen Appell an die Verantwortlichen in Tschechien und Südosteuropa, das Unrecht an den Heimatvertriebenen anzuerkennen. „Es gehört zum Selbstverständnis der Heimatvertriebenen, sich nicht nur der eigenen Wurzeln zu vergewissern, sondern auch Brücken in die Gesellschaft ihrer neuen Heimat zu schlagen und an ihr zu bauen“ , so seine Worte in seiner Ansprache. Er betonte weiters, dass Oberösterreich sich daher auch als Stimme der Heimatvertriebenen in Europa verstehe: „Wir werden daher weiter darauf drängen, dass der Satz ‚Unrecht verjährt nicht, Unrecht muss beseitigt werden‘ in der Europäischen Union uneingeschränkte Gültigkeit hat. Es soll daher auch weiter jede Gelegenheit genutzt werden, um darauf hinzuweisen, dass die Vertreibung und Enteignung der Volksdeutschen aus ihrer Heimat in Mittel- und Südosteuropa zu den großen Unrechtsakten gehört, die in diesem Kontinent im vergangenen Jahrhundert passiert sind. Die Spuren dieses Unrechts müssen beseitigt werden.“
Beim Erinnerungstag in Wels, von links: ...
Beim Erinnerungstag in Wels, von links: Ehrenbundesobmann Dr. Fritz Frank, Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer, Verbandsobmann Manfred Schuller. Foto: Land OÖ/Heinz Kraml
Dr. Pühringer appellierte an die Verantwortungsträger in Tschechien und Südböhmen, die letzten Reste der Nachkriegsordnung zu beseitigen und Unrechtsdekrete aus ihrem Rechtsbestand zu entfernen. „Nur so kann das entstehen, was wir letztlich alle wollen: Ein vereintes Europa, das sich zu gemeinsamen Werten bekennt, in dem aber auch jedes Volk verübtes Unrecht als Teil seiner eigenen Geschichte annimmt. Nur so kann Aussöhnung wirklich gelingen, nur so können wir ein Europa der Zukunft bauen.“

Nach diesen eingehenden Worten unseres Landeshauptmanns folgte der Auftritt der Bundestanzgruppe der Siebenbürger Sachsen in Österreich. Mit dem Siebenbürgenlied und dem „Hoamatland“, der Landeshymne von Oberösterreich, musikalisch begleitet vom Musikverein Siebenbürgen Laakirchen, war der offizielle Teil der Veranstaltung zu Ende. Anschließend lud das Land Oberösterreich zum Mittagessen ein, süße Gaumenfreuden bereiteten die Frauen der Landsmannschaften bei einem Kuchenbuffet mit traditionellem Gebäck. Am frühen Nachmittag klang der Erinnerungstag aus. Herzlichen Dank an alle, die bei der Organisation im Vorfeld mitgeholfen haben, vielen Dank der Stadtgemeinde Wels sowie dem Land Oberösterreich. Danke für die gute Zusammenarbeit mit dem Kulturverein der Heimatvertriebenen Oberösterreich unter Obmann Rainer Ruprecht.

Simon Engler/Ingrid Schuller

Schlagwörter: Österreich, Wels, Vertriebene und Aussiedler, Patenschaft, Jubiläum

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  • 06.07.2013, 08:51 Uhr von Melzer, Dietmar: Diese Erinnerungstage der Heimatvertriebenen sind von wichtiger Bedeutung, damit die nachkommenden ... [weiter]

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