16. September 2013

Trauner Adjuvanten, Jugend und Nachbarschaft in Siebenbürgen

Im heurigen Sommer geht es rund: So durfte wie bereits berichtet eine kleine Abordnung im Juli als Begleitgruppe beim offiziellen Besuch der Landlergemeinden durch Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer dabei sein. Im August fanden gleich zwei Fahrten in die alte Heimat statt: Die erste führte uns nach Hermannstadt, denn das Alzner Burgfest und der Besuch beim Roder Treffen standen auf dem Programm.
Am 8. August fuhren wir am frühen Abend in Traun los. Wir, das war eine gutgelaunte Gruppe von 43 Personen, die sich aus den „Lustigen Adjuvanten“, Mitgliedern der Siebenbürger Jugend und der „Alten Jugend“, Nachbarschaftsmitgliedern und einigen Gästen aus Deutschland zusammensetzte. Familie Grill aus Bad Goisern, durch ihre Freundschaft mit Fr. Kreuzhuber zu uns gekommen, reiste erstmals nach Siebenbürgen. Herbert Liess aus Waldkraiburg war diesmal nicht „mit dem Bizykel unterwegs“, sondern mit Frau und Tochter in unserem Bus. Die weitestgereiste Passagierin war die Roderin Regina, jetzt in Baden-Württemberg daheim. Mag. Erich Baar, der die Adjuvanten des Öfteren musikalisch unterstützt, fuhr erstmals seit der großen Auftrittsreise der Trachtenkapelle Traun im Jahr 1981 wieder nach Siebenbürgen: Er hat bekanntlich mit dem „Lied der Heimat“, zu dem ihn diese Reise und vor allem auch die Erzählungen älterer Mitglieder über ihre alte Heimat inspiriert hatten, einen echten Ohrwurm komponiert. Da unser Nachbarvater Dietmar Lindert bereits im Urlaub und somit auf seinem Hof in Alzen war, übernahm Karl-Heinz Hedrich die Reiseleitung und betreute uns bestens, assistiert von seiner Schwester Hedda. In Nickelsdorf kam unser Fahrer Josef an Bord, der uns an den folgenden Tagen sicher chauffieren sollte.

Je weiter wir nach Osten fuhren, desto wärmer wurde es. Das Thermometer zeigte in Ungarn selbst nachts mehr als 30 Grad an. Zu Mittag erreichten wir unser Reiseziel Neppendorf und wurden dort schon von Dietmar und Gabi erwartet. Wir stärkten uns mit einer kräftigen Suppe und einem kühlen Getränk im Gasthaus „La Sepp“, dann bezogen wir unsere Zimmer im „Green House“ und in der Akademie. Nach etwas Zeit zum Erfrischen fuhren wir nach Alzen. Dort wurden wir am Hof von Martin Mehburger bereits von unseren Freunden von der Alzner Tanzgruppe erwartet. Sie wollten sich für die Einladung beim Frauenball revanchieren und verwöhnten uns nun kulinarisch. Nach Begrüßungssekt, Kaffee und Nussstriezel wurden Mici für uns gegrillt und in einem riesigen Kessel ein Lammgulasch für uns frisch gekocht. Die Adjuvanten spielten zur Unterhaltung auf. Wir genossen die Gespräche mit unseren Alzner Freunden.

Am nächsten Morgen konnten wir ausschlafen, denn erst um halb zwölf Uhr war Abfahrt zum Alzner Burgfest. Zunächst fand auf Dietmars Hof ein kleiner Umtrunk zur Begrüßung statt, dann begaben wir uns hinauf zur Kirchenburg. Deren Ringmauer und Türme waren renoviert und neu gedeckt worden und boten nun den Anlass für den Festgottesdienst und das Fest. Der feierliche Gottesdienst wurde mit einer Fanfare, dargeboten von einigen Adjuvanten, eröffnet. Viele Alzner und Alznerinnen trugen stolz ihre Tracht. Vor allem die Mädchen mit den Borten und die Frauen mit dem Knüpftüchern und dem „Krausen Mantel“ – einige sogar gebockelt – boten einen wunderschönen Anblick. Nach dem Gottesdienst wurde ein Kulturprogramm geboten: Lieder wurden gesungen, Gedichte aufgesagt, auch die Schulkinder waren mit eingebunden. Es folgten die offiziellen Ansprachen, darunter die des Bundesvorsitzenden Dr. Bernd Fabritius. Natürlich kam auch Hans Tekeser zu Wort, die treibende Kraft hinter Renovierung und Feier. Die Ansprache der Kuratorin Rosi Müller berührte uns von allen am meisten. Von den „Lustigen Adjuvanten“ musikalisch umrahmt, wurde in den folgenden Stunden ordentlich gefeiert, geredet, gegessen, getanzt. Die Alzner Tanzgruppe, wir Trauner sowie die Tanzgruppe des Deutschen Forums aus Hermannstadt zeigten in den Musikpausen einige Volkstänze. Vor dem Turm beim Kirchentor war dazu extra eine große Tanzfläche aufgestellt worden.
Die „Lustigen Adjuvanten“ im Garten der ...
Die „Lustigen Adjuvanten“ im Garten der evangelischen Kirche in Rode. Foto: Erich Baar
Wer für kurze Zeit Ruhe suchte, bestieg den Kirchturm, besichtigte den Friedhof oder spazierte durchs Dorf. Alles beim Fest war perfekt organisiert, auch die Bewirtung, und es gab sogar einen Shuttleservice nach Hermannstadt. Selbst der einsetzende Regen störte in keiner Weise – die jungen Alzner Burschen stellten viele kleine Partyzelte auf. Zu späterer Stunde wurde auf Musik „aus der Dose“ umgestellt. Unsere Adjuvanten hatten viele Stunden brav gespielt und sich nun etwas Erholung verdient. Nach ausgiebigen Verabschiedungen von unseren Alzner Freunden saßen wir schließlich im Bus und fuhren zurück nach Neppendorf. Da im Gemeinde­saal die Neppendorfer Blaskapelle aus Stuttgart spielte, schauten wir dort natürlich noch vorbei, ehe wir im Quartier noch einen Schlummertrunk nahmen.

Am folgenden Sonntag fuhr unser Bus Richtung Mediasch, denn nun stand das Treffen in Rode auf dem Programm. Bei der Fahrt durch die Dörfer Großscheuern, Stolzenburg, Frauendorf, Kleinkopisch usw. kamen viele Erinnerungen an frühere Reisen zurück. Das Treffen fand im 2007 eingeweihten „Haus der Begegnung“ (ehemalige Lehrerwohnung, später Internat) bzw. im großen Garten des Pfarrhofes statt, der direkt an die Kirchenburg anschließt. Der Vorsitzende der HOG, Hans Karl Bell, empfing uns und man sah viele bekannte Gesichter wieder. Da das Roder Treffen seit 2010 jährlich stattfindet (jedes zweite Mal in Rode), waren diesmal deutlich weniger Besucher vor Ort. Das offizielle Programm mit Gottesdienst usw. hatte bereits am Samstag stattgefunden. Der Sonntag war wieder der Tag fürs Gemütliche. Die „Lustigen Adjuvanten“ sorgten erneut für Stimmung, die Siebenbürger Jugend zeigte trotz Hitze einige Tänze und zwischendrin war wieder viel Zeit für Gespräche mit Rodern aus aller Welt (u. a. aus Hawaii und Chicago), Spaziergänge durchs Dorf oder auf den Friedhof. Das aufgebaute Buffet mit dem Abendessen ließ keine Wünsche offen. Es wurden einige Lagerfeuer entfacht für das bei den Treffen in Rode schon traditionelle Speckbraten – hier wurden Kindheitserinnerungen wach. In Anbetracht der langen Fahrt ins Hotel fuhren wir leider schon um halb elf Uhr los. Während der gesamten, zweistündigen Rückfahrt wurde im Bus gesungen.

Der folgende Montag stand zur freien Verfügung. Um 11 Uhr brachte uns der Bus ins Hermannstädter Zentrum. Jeder konnte nun den Tag verbringen, wie er wollte, mit Besichtigungen, Ausflügen in die Umgebung, Besuchen bei Bekannten, Einkäufen. Das Abendessen nahmen wir gemeinsam im Restaurant „La Sepp“ ein. Nachbarvater Dietmar Lindert hielt eine kurze Ansprache. Er bedankte sich bei allen Anwesenden für die Disziplin sowie bei den Akteuren für ihre Leistungen. Die Jugend hat zwei gute Auftritte absolviert und vor allem die Adjuvanten mit ihren Kapellmeistern Karl Zehetner und Günter Schädl haben eine tolle Leistung geboten. Das Essen schmeckte vorzüglich, die Stimmung war bestens. An diesem vierten Abend zeigten wir leichte Ermüdungserscheinungen und gingen daher etwas früher zu Bett. Am Dienstag hieß es Frühstück um fünf, Abfahrt um sechs Uhr und nach einer rekordverdächtigen Heimreise stiegen wir wohlbehalten um 20 Uhr abends in Traun aus dem Bus.

Wir danken unserem Fahrer Josef, unserem Reiseleiter Karl-Heinz und unserem Musikanten Dr. Misch, der sich die Finger „wundgespielt“ hat. Vor allem danken wir Dietmar, der die Reise organisiert hat. Alles ist harmonisch und ohne Zwischenfälle verlaufen, obwohl das Alter der TeilnehmerInnen immerhin zwischen 15 (jüngstes Jugendmitglied) und 85 Jahren (ältester Adjuvant) lag. Ohne Zwischenfälle? – Abgesehen von einer schicksalhaften morgendlichen Begegnung mit einem Storch hat es die „Neppendorfer Feuchtgebiete“ gegeben – ein nasses Bett und einen Koffer mit ebenso nassem Inhalt, da in einem bestimmten Zimmer die Dachfenster beim Verlassen des Quartiers nicht geschlossen wurden, aber darüber werden wir uns auch in vielen Jahren noch amüsieren!

Irene Kastner

Schlagwörter: Österreich, Siebenbürgen, Reise, HOG-Treffen

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