13. Oktober 2011

Nokia verlässt nun auch Rumänien

Ende September gab das finnische Unternehmen Nokia bekannt, dass es noch vor Jahresende das Produktionswerk in Jucu im Kreis Klausenburg (Cluj) zu schließen beabsichtigt. Damit gehen 2 200 Arbeitsplätze verloren, was die Arbeitslosenquote im Kreis Klausenburg um etwa 0,5 Prozent steigen lässt. 1300 Beschäftigte sollen in den nächsten zwei Monaten entlassen werden, weitere 900 bis März 2012. Auch der im Bereich Softwareentwicklung tätige Nokia-Standort in Bonn soll demnächst geschlossen werden.
Der weltweit größte Mobiltelefonhersteller Nokia hatte vor drei Jahren die Produktion aus dem deutschen Werk in Bochum nach Jucu verlagert, unter Hinweis auf günstigere Produktionskosten und auf die Möglichkeit, Zulieferer in seiner Nähe zu errichten. Grund für die Schließung in Jucu, wo Nokia 60 Millionen Euro investiert hatte, sei nun die Umstrukturierung des Unternehmens: Die Produktion soll nach Asien umgesiedelt werden, da sich der Markt für Basis-Mobiltelefone inzwischen dahin verlagert habe, während europäische Kunden zunehmend an Smartphones interessiert seien. Diese Entwicklung möchte das finnische Unternehmen 2012 durch eine Kooperation mit Microsoft nachholen.

Anders als in Deutschland, wo die Verlagerung von Bochum nach Jucu für heftige Kritik gesorgt hatte, zeigten sich die politischen Vertreter Rumäniens über die Nachricht der bevorstehenden Schließung wenig überrascht. Der rumänische Staatspräsident Traian Băsescu sagte, dass Rumänien „damit hätte rechnen müssen“. Es sei zu erwarten, dass auch andere Investoren das Land verlassen oder dass die Bürokratie ein Hindernis für potenzielle Neuinvestoren darstellt. Man könne dem nur durch die Schaffung möglichst günstiger Bedingungen entgegenwirken. Ministerpräsident Emil Boc gab bekannt, dass die rumänische Regierung dem finnischen Konzern keine Staatshilfen für die Investition gewährt hätte. Allein in die Infrastruktur habe die Regionalverwaltung investiert, aber „Nokia kann die Infrastruktur nicht mitnehmen“, erklärte die Wirtschaftsberaterin des Ministerpräsidenten, Andreea Paul-Vass. Ein Sonderausschuss des Kreisrats Klausenburg wolle demnächst die genaue Lage (und den Vertrag mit Nokia) prüfen.

Trotz des Abzugs von Nokia, einer der Prestige-Investitionen Rumäniens und Siebenbürgens, gibt es bereits „Nachfolger“ für Jucu und Umgebung. Der Vorsitzende des Kreisrates Klausenburg, Alin Tișe, gab unlängst bekannt, dass die deutsche Bosch-Gruppe im Industriepark Tetarom, gleich neben dem Nokia-Standort, ein Werk für Autoteile plane, welches bereits in der Aufbauphase 1000 Arbeitsplätze schaffen würde. Die Bosch-Leitung bestätigte, dass die Gruppe sich in „fortgeschrittenen Verhandlungen mit der rumänischen Regierung und der Verwaltung des Gewerbeparks“ in Klausenburg befinde. Die Bosch-Gruppe verfügt bereits über drei Standorte in Rumänien: in Bukarest, Blasendorf/Blaj und Temeswar/Timișoara.

Zudem könnte der chinesische Telekommunikationstechnik-Hersteller ZTE an der Produktionslinie in Jucu interessiert sein. Eine Delegation der ZTE-Konzernleitung soll Ende Oktober für Gespäche nach Rumänien reisen. ZTE beabsichtigt auch, im nächsten Jahr die Produktion von Smartphones und Tablet-PCs in Konstanza/Constanța aufzunehmen. In Bukarest hingegen soll der chinesische Hightech-Konzern Huawei einsteigen. Bis 2014 sollen im rumänischen Huawei Support Centre – dem vierten weltweit nach China, Indien und Mexiko – insgesamt 1500 Arbeitsstellen entstehen.

CC

Schlagwörter: Wirtschaft, Investoren, Klausenburg

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