2. Mai 2006

Adelheid Goosch: Brücke aus Bildern und Farben

In der Galerie des Kunstmuseums in Kronstadt (Brașov) ist vom 26. April bis zum 14. Mai eine Retrospektive der in Gummersbach lebenden siebenbürgischen Malerin, Grafikerin, Karikaturistin, Kunstpädagogin und -theoretikerin Adelheid Goosch zu sehen. Gezeigt werden 27 repräsentative Arbeiten, darunter Leihgaben aus Privatsammlungen und Werke aus musealen Beständen.
Als Schülerin von Hans Mattis-Teutsch, des bedeutendsten Vertreters der siebenbürgischen Avantgarde, ging Adelheid Goosch bereits in jungen Jahren eigene Wege, und ließ sich, wie ihr großer Lehrmeister, von der "Schaffensmethode" linientreuer Auftragskunst nicht vereinnahmen.

Dieses ist nun die 15. Ausstellung der Künstlerin, die nach ihrer Aussiedlung nach Deutschland ihre neuesten Werke in verschiedenen deutschen Kunstgalerien und in evangelischen Kirchen zeigen konnte. Einige Bilder, wie z.B. die beeindruckende Pastellkomposition, "Das Glaubensbekenntnis (Credo)" in der evangelischen Kirche Bernberg, können seither auch in öffentlichen Räumlichkeiten besichtigt werden.

Adelheid Goosch: Eminescu.
Adelheid Goosch: Eminescu. "Ich hab' noch einen Wunsch ..." (Mischtechnik)
Bei den Arbeiten im Kronstädter Kunstmuseum handelt es sich um Darstellungen in verschiedenen Techniken, um Ölgemälde, Aquarelle, Kohle- und Pastellzeichnungen, die meist aus früheren Jahren stammen, wobei jedoch die empfindsamen expressiven Farbstudien erst kürzlich entstanden sind. Die Titel dieser Bilder verweisen auch auf die thematische Vielfalt ihrer Schaffensweise: "Schule", "Dorfbibliothek", "Hora", "Die drei Nationalitäten" stammen aus der siebenbürgischen Alltagswelt, mit der sie einst sehr verwachsen war, während z.B. die Gemälde "Chinesische Tänzerin", "Die dritte Dimension der Farbe", Toccata und Fuge in D-moll", "Schicksals-Symphonie", "Kleiner Violinspieler" den Besucher in imaginäre musikalisch-astrale Bereiche führen. So entstand, "ein Jahr vor dem Mondflug", wie die Künstlerin sagte, auch die Komposition mit dem damals visionären Titel "Auf dem Mond".

"Durch die gesellschaftliche Entwicklung mit all ihren Aspekten, die in unserem Alltag sichtbar sind, und die so entstehenden Lebenseindrücke haben mich sehr oft beeinflusst und meinen Weg in der Kunst mitgeprägt", erinnert sich Adelheid Goosch. "Hinzu kam die ‚kunsttechnische Aussprache' (...); das heißt die kompositorische Anwendung und Gestaltung von Punkt, Linie, Farbe und Form." Hier setzte sie auf ihre Weise die Ideen der siebenbürgischen Moderne und die ihres Meisters Mattis-Teutsch fort. Denn "die künstlerische Sprache und Ausdrucksweise muss vielseitig sein, und in der Darstellung soll sie Effekte, Gedanken und Gefühle vereinen, die sich in Musik, Literatur, Wissenschaft, Technik und auch im seelischen Bereich finden lassen. Daraus ergibt sich dann (...) die zukunftweisende, kreative Einstellung des Künstlers."

Adelheid Goosch kann heute auch auf eine langjährige und erfolgreiche Tätigkeit zurückblicken; sie war Mitglied des Rumänischen Künstlerverbandes und ist nun Mitglied des Kunstvereins Bergneustadt. Werke von ihr befinden sich in verschiedenen Museen und Sammlungen sowie bei Kunstfreunden in Freiburg, München, Nürnberg, Schwebheim, Köln, doch auch in Rumänien, Ungarn, Kanada und Australien. Vor kurzem "schenkte" ihr Hans Otto Goosch, Kunstfotograf und Lebensgefährte der Künstlerin, ein Zitat aus den Aufzeichnungen des Bildhauers Constantin Brâncuși, der einmal einen Freund ermutigt hatte: "Vergiss nicht, dass du ein Künstler bist! Verlier dein Selbstvertrauen nicht; fürchte nichts, alles wird dir gelingen! Erschaffe wie ein Gott, befehle wie ein König, arbeite wie ein Sklave!"

"Doch meine Zukunftspläne muss ich nun langsam einschränken und mich auf das Wesentliche ausrichten", sagte die 77-jährige Künstlerin in einem Gespräch. "So beschäftigt mich derzeit primär die Entwicklung der Dreidimensionalität der Farben". Dabei versucht Adelheid Goosch, neue Ausdrucksformen zu finden - es sollen "Skulpturen aus Farben und Formen" sein, und "der erste Versuch in dieser Richtung ist schon gelungen". Gleichzeit plant sie auch die Herausgabe eines eigenen Kunstalbums.

Die Retrospektive dieser vielseitigen Künstlerin im Kronstädter Kunstmuseum, angeregt und eröffnet von der verdienstvollen Galerie-Leiterin und Kunsthistorikerin Veronica Bodea Tatulea, stellt "eine Brücke aus Bildern und Farben" her zur Stadt im Osten; und sie vermittelt so eine geistige Rückkehr in die alte Heimat, die innerlich niemals ganz aufgegeben wurde.

Claus Stephani

(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 7 vom 30. April 2006, Seite 10)

Schlagwörter: Ausstellung, Künstler, Kronstadt

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