12. Januar 2008

Kulturhauptstadtprogramm 2007 in Hermannstadt beendet

Noch einmal legten sich die Organisatoren des Kulturhauptstadtprogramms 2007 ins Zeug. Die letzten Veranstaltungen in Hermannstadt gingen über die Bühne. Insgesamt 2 062 zählte man im vergangenen Jahr, im Rahmen von 337 Projekten in allen kulturellen Bereichen.
Der vorletzte Abend der Kulturhauptstadt war zugleich auch der vorletzte Abend des Jahres 2007. Ankündigt waren für den 30. Dezember die rumänische Sängerin Loredana Groza, die englische Band „The Prodigy“ und die türkische Tanz- und Musikgruppe „Fire of Anatolia“. Es kam nicht wie geplant. Die türkischen Tänzer konn­ten nicht auftreten, weil man die Bühne trotz Strahlern und Heißlufterhitzern nicht erhitzen konnte. Ihr Auftritt wurde auf den Som­mer 2008 vertagt. Das schlechte Wetter machte auch den Engländern einen Strich durch die Rechnung. Die Band konnte München nicht verlassen, da ihr Flug annulliert wurde. Also mussten die aus dem ganzen Land angereisten Fans ihren Aufenthalt um einen Tag verlängern, denn die Organisa­toren hatten versprochen, sie für den nächsten Abend einzuladen. Loredana Groza zeigte sich von ihrer besten Seite und brachte die Leute am Großen Ring zum Jubeln.

Die ganz große Feier ging am 31. Dezember los, ebenfalls am Großen Ring. Bei minus 10 Grad Celsius versammelten sich dort 30 000, um „The Prodigy“, „Groupe F“, „Europe“ und „Rea­monn“ live zu erleben. Gemütlicher wurde es in der evangelischen Stadt­­­pfarr­kirche, wo es nach dem Neujahrs­got­tes­dienst von Bischof D. Dr. Christoph Klein eine von Ursula Philippi organisierte Orgelnacht gab, die der Hermannstädter Bachchor mit zwei Lie­dern eröffnete. Danach wechselten sich bis 23 Uhr, also innerhalb von vier Stunden, fünf Orga­nisten an der Orgel ab: Ursula Philippi, Katalin Boldizsar, Wilhelm Schmidts, Elisa Gunesch und Victor Rădulescu.

Der Anfang neuer Kooperationen

Auf den Großen Ring wurde indes gerockt, dass die Fetzen flogen. „The Prodigy“ ließ die meisten Erwachsenen im besten Falle kalt. Das Konzert der deutschen Band „Reamonn“ mit ihrem irischen Sänger Rea Garvey wurde zeitweilig von kurzen Reden unterbrochen, denn die Kulturhauptstadt verabschiedeten in dieser Nacht Bürgermeister Klaus Johannis, Kreisrats­vorsitzender Martin Bottesch und Präfekt Eugen Mitea sowie mehrere Ehrengäste, darunter François Biltgen, der neue Kultur-, Erzie­hungs- und Forschungsminister Luxemburgs, und Erna Hennicot-Schoepges, MdEP, die die Partner­schaft mit Luxemburg initiiert hatte, sowie die Vizepräsidentin des Deutschen Bun­destages Su­san­ne Kastner. Luxemburgs Kultur­minister bezeichnete das Jahr 2007 als Erfolg und fügte hinzu: „Doch das Jahr geht heute nicht zu Ende. Das Jahr bedeutet einen Anfang, den Anfang einer neuen kulturellen Kooperation, die weiterhin Künstler, Jugendliche, Menschen aller Generationen zusammenbringen wird.“

"The Final Countdown"

Die Gruppe „Europe“ verabschiedete das Kul­tur­jahr mit ihrem berühmtesten Song „The Fi­nal Countdown“. Das Publikum zählte mit, ehe die Champagnerflaschen knallten und das Feu­er­werk losging. Feurig ging es weiter mit den Franzosen von „Groupe F“, die das Kultur­jahr auch eröffnet hatten.

Rumäniens Kultur- und Kultusminister Adrian Iorgulescu hatte sich bereits am 21. Dezember, nach Erhalt der Ehrenbürgerschaft von Her­mann­stadt, von der Kulturhauptstadt verabschiedet. Das Programm „Hermannstadt/­Sibiu – Europäische Kulturhauptstadt 2007“ ist das bedeutendste und teuerste Projekt gewesen, das in Rumänien auf kulturellem Gebiet jemals umgesetzt worden ist, erklärte Iorgulescu. Man habe bereits Fortsetzungen der Veranstaltungen in anderen Formen ins Auge gefasst habe. Den Her­mann­städtern blieben nach 2007 nicht nur schöne Erinnerungen an vielfältige Veranstal­tungen, sondern unter anderem auch die renovierten Fassaden in der Altstadt und ein ausgebauter Flughafen.

Die ersten Ergenisse einer Umfrage

Laut vom Kulturministerium in Auftrag gegebenen Umfragen, deren erste Ergebnisse das Mi­nis­terium Anfang Dezember veröffentlichte, haben 67 Prozent der Rumänen von der Kultur­hauptstadt gehört. 5,4 Prozent waren in 2007 (bis Juli) mindestens ein Mal in Hermannstadt. Rund 75 Prozent der Personen wollten auch an einem der Kulturprogrammpunkte teilnehmen. Insgesamt 6,1 Prozent der befragten Personen wollten (wieder) nach Hermannstadt kommen.

Die rumänische Presse war vom Kultur­haupt­stadtjahr offensichtlich begeistert. In der nationalen Presse wurden durchschnittlich sechs Artikel pro Tag geschrieben, wobei 68 % positiv berichtet haben, sieben % negativ und 25 % neutral. Die meisten der Befrag­ten (94,72 %) haben von verschiedenen Fernsehsendern von der Kulturhauptstadt erfahren, auch das Radio (53,06 %) und die Zeitungen (50,15 %) haben eine wichtige Rolle gespielt. Rund 18 % der Befragten erfuhren im Internet Neuig­keiten aus der Kulturhauptstadt.

Nicht nur die Besucher, auch die Hermann­städ­ter waren vom Kulturjahr begeistert. 52 Pro­zent glauben, dass dadurch die Stadt im Aus­land bekannter wurde und 10,74 Prozent waren der Meinung, dass in den nächsten Jahren In­vestoren angelockt werden können. Unzufrieden waren 40 Prozent der Befragten in Hermann­stadt damit, dass die Preise gestiegen sind, und 24 Prozent darüber, dass der Verkehr gewachsen ist. 74 Prozent der Befragten in Her­mann­stadt wollten an mindestens einem Pro­gramm­punkt teilnehmen. 55 Prozent der Befragten wünschten sich in hohem Maße, dass ein ähnliches Projekt wie das Kulturjahr organisiert werde, 26 Prozent sogar in sehr hohen Maße. Die Investoren, insbesondere in der Tourismus­branche, können nur hoffen, dass die künftigen Besucherzahlen mindestens gleich bleiben werden, wenn nicht sogar steigen. Und die Bevöl­kerung kann nur hoffen, dass die Preise und die Zahl der Autos nicht weiter zunehmen werden.

Ruxandra Stănescu

Schlagwörter: Kulturhauptstadt, Hermannstadt

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Neueste Kommentare

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  • 16.01.2008, 06:02 Uhr von Robert: In der letzten "Deutschen Sendung" bei TVR.ro wurde ein Rückblick auf das Kulturhauptstadtjahr ... [weiter]
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