12. Dezember 2008

Volkszorn wegen Autosteuer in Rumänien

Droht in Rumänien eine neue Revolution? Wenn man die Leserkommentare der zahlreichen Internetzeitungen in Rumänien liest, sieht es beinahe so aus. Da wird aufgerufen zu Versammlung, wird gefragt, ob auch in Kronstadt „schon was in Vorbereitung” sei.
Was ist geschehen, dass der Langmut der Rumänen ein Ende hat? Selbst die Parlamentswahlen vom 30. November haben die meisten Bürger nicht aus ihren Häusern locken können. Staatspräsident Traian Băsescu gab gestern den Namen des neuen Premierministers bekannt: Theodor Stolojan (PD-L). Die Demokratisch-Liberale Partei (PD-L) und Sozialdemokratische Partei (PSD) verhandeln über eine große Koalition.

Der abgewählte Ministerpräsident Călin Popescu Tăriceanu hat nun als eine seiner letzten Amtshandlungen kurzerhand verkündet, dass die Kfz-Zulassungsgebühr für Pkw ab 8. Dezember verdreifacht würde.

Das erregt den Volkszorn in Rumänien. Wie in dieser Zeitung berichtet, war die Kfz-Zulassungsgebühr im Sommer erheblich gesenkt worden, worauf sich eine Flut von Altautos vor allem aus Deutschland über die rumänischen Grenzen ergossen hat. All diejenigen, denen das Geld für ein modernes Auto mit Euro 3 (bis dahin Voraussetzung für die Zulassung in Rumänien) fehlte, sahen nun ihre Chance gekommen. Hunderte oder gar Tausende nahmen Kredite auf und beließen es nicht bei einem, sondern importierten gleich mehrere Autos. Überall sieht man sie herumfahren, mit deutschen Ausfuhrkennzeichen oder roten temporären Kennzeichen. Das RAR (der rumänische TÜV) war dem Ansturm nicht gewachsen, die Wartezeiten sind enorm.

Nach Tăriceanus Ankündigung werden diese Autos größtenteils unverkäuflich. Für ein 1,6-Liter Auto, etwa zehn Jahre alt, Fahrzeugpreis etwa 2000 Euro, Gebühr bisher 800 Euro, ist jetzt eine Erstzulassungsgebühr von 3000 Euro fällig. Dafür verspricht nun ein anderer Geschäftszweig satte Gewinnen: Händler vermitteln Zulassungen mit bulgarischen Nummernschildern.

Anselm Roth

Schlagwörter: Politik, Verkehr, Wirtschaft

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