26. Dezember 2010

Drei Gedichte von Friedrich Schuster

Friedrich Schuster, ein Autor der Mundartseite in Folge 20/2010 mit Winter-, Weihnachts- und Neujahrs­gedichten, beging am 12. November seinen 60. Ge­burtstag. Der in Kerz geborene Au­tor veröffentlichte 2007 den Gedichtband „Äm Härwestwängd“ sowie eine Ausgabe mit Gedichten von Viktor Kästner. Unter dem Titel „Siwe Stīn“ wird nächstes Jahr von ihm ein zweiter Band mit lyrischen Texten erscheinen, die Themen aus der jüngsten Ge­schichte der Siebenbürger Sach­sen behandeln. Ebenfalls 2011 wird er auch einen Band mit Märchen und Sagen – „Hans, der Ziegenhirt“ – verlegen, die er in den 240 sächsischen Ortschaften Siebenbürgens aufzeichnete. Friedrich Schuster lebt abwechselnd in Bad Rappenau (Baden-Württemberg) und Kerz (Siebenbürgen), wo sein Elternhaus steht.
Friedrich Schuster

Wänkter um Oult

Gehäckelt Kirscheblaih dūnzt
verbässen äm låchane Spirkel
und zecht åm de schloufane Bäsch
en gestiërkte Jångfregirkel.

Äm Tuol luetch der Oult verëist,
seng Drīm wärde vum Droingel geruetch,
de Nuechtgīster dūnzen deråf.
Und et schnuetch und et schnuetch.

Der Huëist stermt gëi iwer’t Rëich,
vun der rema Gīßel gedriwen;
Purschen uch Mëid tuowen erhätzt:
Wou äs de Vernāft nor bliwen?

De Gemīn äs hetch glåtzich,
de Sånn nouch der Kåldje gewuetch,
äm blaiha’ Guorte verschwångden.
Und et schnuetch und et schnuetch.

Spirkel = Kälte; geruetch = gereiht;
Huëist = Wallach; gëi = ungestüm
Ruinen der Kerzer Zisterzienser­abtei, errichtet ...
Ruinen der Kerzer Zisterzienser­abtei, errichtet um 1202. Im Hintergrund die Evangelische Kirche. Foto: Friedrich Schuster
Äm Hätschempätschluˉnd

Äm Hätschempätschlūnd schmåckt
alles nou Hätschempätsch.

Åmsonst bekist te näst,
allest messt te bezuohlen:
mät Gëild, Zetch, Kommer, Trojer …
Villicht uch mät Laif?

Derfuir bekist te en Hätschempätschbrokt,
zem Krästdouch uch en Hätschempätschkändch.

Kloˉch ener 80-gehrijen um Gouhresouwend

Fuir Anna T. ois Huintschbrich

Härr, wat hu mer gedōn,
dät Te es esi bestrōft host?
Härr, Te host et zāgelossen,
dät em es verschlāpt hot,
Te host et zāgelossen,
dät em es intījent hot,
dät em es ois den Hëisern geguocht hot!
Härr, Te host et zāgelossen,
dät mer de Hīmet hu verlossen!

Härr, et giht es net licht,
åwer Te host es dennich bestrōft:
Te host es än de Īnsemket geschåkt,
wō mer um Gouhresoingd verluire gouhn.

Schlagwörter: Mundart, Gedicht

Bewerten:

15 Bewertungen: +

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.