29. November 2011

Paul Rampelt: Det Kampestbritchen

Am 29. November dieses Jahres wäre Paul Rampelt 90 geworden. Aus diesem Anlass ist die aktuelle Folge der „Sachseschen Wält“ ihm gewidmet.
Paul Rampelt

Det Kampestbritchen

Kutt, ech sanjen ich e Liedchen
vun em klenne, ronde Britchen:
Fräsch gewannen eos der Meald,
siwe Brider, rond uch briet,
sähn verdattert än dess Wealt –
noagierich, wä´t wekter giht?!

„Schesst mich än, dänn ech weall backen,“
sot det Gresst, „dro kån ich schmacken,
dänn den Saksen äm den Däsch,
heangerich, wä Wuulf uch Fuss,
diëne schmackt det Briut norr fräsch
eos’em Backiuwen eos Buß!"

Dro det Klenst wul uch derbä sen,
sot: „Schniël ännen, dänn ech fräsen!“
De Gebeerän måcht: „Tea Uermet!“,
wor äm Guerte glech verschweangden,
bruecht e Kampestbliët, e wuermet,
ient fiur iuwen, ient fiur eangden.

Wekter giht et mät dem Liedchen
vun dem klene, ronde Britchen:
Schniël de Kiuhle mät dem Kessel
af de Sekt; dron ägeschueßen
alle Brider mät dem Schessel –
zeagemåcht! – Säht, wä se wueßen!

Norr de Ålt – datt sä det Wädder! –,
sä vergåß de Kampestblädder!
Frocht det Gresst: „Tea uerem Heokt,
äs’t verbä mät dem Gefräs?“
„Cha; nea“, sot det Klinzich leokt,
„hät ich Gusto af en Ëis“.

Färtich? Schniël ereos, nea wuerden
alle saksesch Hånklichuerten:
Dä mät Zwibbel, dä mät Gräwen,
dä mät Pelsen, dä mät Ruhm –
ach, wat son ich ich, ir Läwen:
Fiur jed gomrich Mell en Druum!

Norr – bäm Owendämmes dron –
låsse mer det Klinzich son:
„Jeder weall vu mir en Remmel,
Bäffelbatter draf geschmiërt;
huet e se, heocht e äm Hemmel
schiun dertnedden af der Iërd!“

Na, dett weer et dro, det Liedchen
vun dem klenne Kampestbritchen!

Aus: Lastich Mänjtschen uch Gedärer. Fürstenfeldbruck: Selbstverlag 1979. Hier erklärt Paul Rampelt auf S. 62: „Mit dem ,Kessel‘, einem halbrunden Querbrett an langem Stiel, werden die Kohlen beiseite geschoben und die Brote der Reihe nach mit dem ,Schessel‘ – der flachen, hölzernen ,Schaufel‘ – ,eingeschossen‘.“

Wie kaum ein Zweiter hat der Mediascher Paul Rampelt (1921-1996) die humoristische Dichtung in sächsischer Mundart in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts mit seinem unverwechselbaren Stil geprägt. Schon früh war ihm der weinländische Schalk vertraut, mit dem sich die „Fleosemaocher“ und „Keakelpiraten“ in Nachbarschaftskalendern und Sylvesterzeitungen mit naiv-spassigen Reimen auf die Schippe nahmen. Seinen dichtenden Lehrer Schuster Dutz im Ohr, begann er nach seiner Aussiedlung selber Gedichte und Geschichten in der vertrauten Mundart zu schreiben. Sie zu pflegen, um das Unverwechselbare zu konservieren, das ihm seine Eltern und Großeltern in der Muttersprache weiter gegeben hatten, war ihm ein Herzensanliegen.

„Ifach äs et ne me Läwer“ rief er sich selbst und seinen Lesern bzw. Zuhörern zu und brachte sie zum Lachen, damit er und sie an der Schnittstelle so verschiedener Lebenswelten nicht Gefahr liefen, zu verzweifeln. Folgt man seiner Aufforderung, „barbes ze gohn“, barfuss zu gehen, womit er metaphorisch das Sprechen in der Mundart meint, dann löst sich so manche Verkrampfung in Humor auf. Allzu früh wurde Paul Rampelt vor nunmehr 15 Jahren abberufen. Durch seine Gedichte, die bei kaum einer Mundart-Lesung landauf und landab fehlen, bleibt er immer unter uns. Danke, Paulonkel!

Hansotto Drotloff

Schlagwörter: Saksesch Wält, Mundart, Gedicht, Mediasch

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