21. Juli 2006

Sternstunden der Kultur und des Gemeinsinns

Im Rahmen des Kulturaustausches innerhalb der Föderation der Siebenbürger Sachsen hat eine Kulturgruppe aus Cleveland und Youngstown, Ohio (USA), vom 5. und 16. Juli fünf Auftritte in Österreich und Deutschland bestritten und ein zahlreiches Publikum begeistert. Mit ihren niveauvollen Darbietungen zeigten die Saxon Dance Group und Saxon Brass Band aus Cleveland und Youngstown, dass siebenbürgisch-sächsische Kultur auch jenseits des Atlantischen Ozeans bestens aufgehoben ist. Die menschlichen Begegnungen haben nicht nur die weltweite Gemeinschaft gefestigt, sondern auch die Siebenbürger Sachsen von hüben und darin bestärkt, ihre Traditionen und Werte mit der gleichen Begeisterung und Überzeugung in Zukunft fortzuführen.
Die eigens für diesen Anlass zusammengestellte Kulturgruppe aus Youngstown und Cleveland überzeugte mit ihrem tänzerischen und musikalischen Können. Der Erfolg, der den sächsischen Gästen aus Amerika von begeisterten Zuschauern bescheinigt wird, ist auf die intensiven Vorbereitungen zurückzuführen. Acht Monate lang wurde zweimal pro Woche geprobt, bevor die Reise nach Europa begann. Treibende Kraft der Tanzgruppe, die Mitglieder zwischen 18 und 55 Jahren umfasst, seien die Jugendlichen gewesen, betonte die Leiterin der Kulturgruppe, Erna Sara Weber, gegenüber der Siebenbürgischen Zeitung. "Die jungen Leute lieben das sächsische Kulturerbe und nehmen alles wissbegierig auf, was ihre Vorfahren betrifft. Wir sind sicher, dass sie unsere Kultur fortführen werden."

Die siebenbürgisch-sächsische Kulturgruppe aus Cleveland/Youngstown, Ohio (USA), begeisterte durch ihre niveauvollen Darbietungen in Österreich und Deutschland.
Die siebenbürgisch-sächsische Kulturgruppe aus Cleveland/Youngstown, Ohio (USA), begeisterte durch ihre niveauvollen Darbietungen in Österreich und Deutschland.

Für viele sei Gundelsheim der Höhepunkt der Reise gewesen. Denn im Siebenbürgischen Museum konnten sie die Geschichte ihrer Vorfahren näher kennen lernen. Ebenfalls auf Schloss Horneck traten sie im Altenheim in ihren siebenbürgisch-sächsischen Trachten auf. Die alten Leute seien überrascht und glücklich gewesen, dass ihre Kultur auch in Amerika weitergeführt werde, sagte Erna Weber. Die Mitglieder der Kulturgruppe seien froh, dass sie den alten Leuten in Gundelsheim, aber auch vielen anderen Zuschauern in Österreich und Deutschland eine Freude bereiten konnten. Und sie seien dankbar für die herzliche Aufnahme, die sie überall erfahren hätten. Der weltweite Kulturaustausch sei entscheidend für den Fortbestand siebenbürgisch-sächsischer Kultur überhaupt: "Solange wir zusammenarbeiten und diesen Kulturaustausch pflegen, werden wir auch die Sitten und Bräuche am Leben erhalten. Die Kontakte, die wir dabei knüpfen, und die menschlichen Begegnungen sind wichtig für uns alle und vor allem eine Motivation für die Jugend, unsere Kulturerbe fortzuführen", erklärte Erna Weber.

Der Kulturaustausch gehört neben den Jugendlagern zu den wirkungsvollsten Maßnahmen der Föderation der Siebenbürger Sachsen, deren Vorsitzender Volker Dürr, der Bundesvorsitzende der Landsmannschaft in Deutschland, ist. Urkunden des Bundesvorsitzenden überreichte der bayerische Landesvorsitzende Dr. Bernd Fabritius der Kulturgruppe am 14. Juli in der Bundesgeschäftsstelle in München.

Erste Station war Österreich

Die Reisegruppe war am 5. Juli nach ihrer Landung am Flughafen Schwechat von einer Delegation des Wiener Vereines in Empfang genommen und anschließend im Haus der Heimat mit einem Imbiss bewirtet worden. Eine kleinere Stadtrundfahrt führte die Gäste auch auf den Kahlenberg, von wo aus sich bei herrlichem Sonnenschein ein großartiger Blick auf Wien bot. Am Abend waren sie Gäste des Wiener Vereins der Siebenbürger Sachsen bei einem Heurigen ganz in der Nähe ihres Hotels in Bruck an der Leitha. Am Donnerstagmorgen ging es nach Wien, wo Martina Nistelberger eine Führung durch die Innenstadt anbot. Ein Teil der Gruppe fuhr mit dem Lift auf den Turm des Stefansdomes und genoss von dort den Rundblick auf die Innenstadt. Zum Mittagessen in einem Wienerwald-Restaurant leisteten auch einige des Englischen mächtige Mitglieder des Vereines Wien den amerikanischen Landsleuten Gesellschaft. Kulturreferent Klaus Wagner begleitete die Gruppe weiter auf ihrer Fahrt nach Traun in Oberösterreich. Ein kleinerer Umweg durch die Wachau mit einem Zwischenstopp in St. Michael bot die Gelegenheit, den Reiz und die Schönheit dieser Gegend zu bewundern.

Im evangelischen Pfarrgarten in Traun bereitete die Jugendgruppe Traun den weitgereisten Landsleuten einen freundlichen Empfang mit einer deftigen Jause. Die Mitglieder der Kulturgruppe lernten ihre Gasteltern kennen, bei denen sie nächtigten. Am Freitag unternahm man gemeinsam einen Ausflug ins Salzkammergut. Auf dem Programm standen das Stift Kremsmünster und das Kohle- und Dampfmuseum in Ampflwang. In Traun servierte die Nachbarschaft Traun zum Abendessen Gegrilltes, ehe die Amerikaner ihre beeindruckenden Künste in Musik und Tanz zeigten.

Am Samstag wurden die Gäste von einer Abordnung der Siebenbürger Volkstanzgruppe in Salzburg empfangen. In Begleitung einer Fremdenführerin besichtigten sie die Altstadt mit Mirabellgarten und Schloss Mirabell, der berühmten Getreidegasse mit Mozarts Geburtshaus, den großen Stadtplätzen mit Residenzbrunnen und Salzburger Dom. Nach einer Stärkung bei einer typischen Salzburger Jause mit Leberkäse und Salzburger Bier im Gemeindesaal der evangelischen Auferstehungskirche, ausgerichtet und serviert vom Verein der Siebenbürger Sachsen in Salzburg, unternahm die Gruppe einen kurzen Ausflug nach Hellbrunn in die einstige Sommerresidenz der Salzburger Erzbischöfe. Viel Vergnügen bereiteten den Gästen die 400 Jahre alten "Wassereffekte" der Erzbischöfe. Die Einquartierung der Gäste erfolgte bei Gasteltern in Salzburg und Elixhausen-Sachsenheim. Am Abend trat die Kulturgruppe aus Übersee im Saal "Zur Nachbarschaft" auf, wo sie durch die Siebenbürger Blasmusik Elixhausen-Sachsenheim und Obmann Roland Meburger begrüßt wurde. Das anderthalbstündige Programm der Blaskapelle und der Tanzgruppe aus Cleveland und Youngstown, das auch Dipl.-Ing. Bruno Wuppinger, Bürgermeister von Elixhausen, interessiert verfolgte, war sehr gelungen. Meburger dankte den Gästen für ihre Darbietungen und überreichte Gastgeschenke an die Gruppenleiter Amanda Seiler-Botsch, Erna Weber und Nathan Wolfe. Nach einem gemütlichen Abend wurden die Gäste am nächsten Morgen in Richtung Mattighofen verabschiedet.

Am Sonntagvormittag traf die Gruppe in Munderfing ein. Nach der Begrüßung und einer kurzen Einführungsrunde (Siedlungen, Kirchen und KTM Werk) gab es im Zelt einen herzlichen Empfang durch die Munderfinger Siebenbürger Blasmusik. Große Begeisterung rief "Santa Claus" hervor, als er "Glory Halleluja" sang. Die Gäste fühlten sich hier so wohl, dass sie ihren Aufenthalt noch um eine Stunde verlängerten, ehe sie nach Heilbronn aufbrachen.

Zum Abschied gab es Tränen

Nachdem die Siebenbürgische Jugendtanzgruppe Heilbronn und "Amazonas Express" im Jahre 2004 im Rahmen des Kulturaustausches eine Tournee durch Kanada und die Vereinigten Staaten von Amerika machen durften, freuten sich die Mitglieder der Kreisgruppe Heilbronn, nun ihrerseits über dreißig Gäste aus den USA drei Tage lang beherbergen und betreuen zu dürfen.

Am Abend des 9. Juli, der ganz im Zeichen des WM-Finales stand, wurden die Gäste im neuen Vereinsheim der Kreisgruppe erwartet, wo viele fleißige Helfer einen Sektempfang mit Baumstriezel sowie ein siebenbürgisches Abendessen und ein erfrischendes Obstbuffet vorbereitet hatten. Trotz kleiner Sprachbarrieren kam man sich schnell näher. Erschöpft von der langen Fahrt, wurden unsere Gäste anschließend in die Gastfamilien entlassen. Lediglich die Jugend machte sich noch auf den Weg in Jürgens Partykeller.

Der zweite Tag stand im Zeichen der Stadtbesichtigungen: Am Vormittag wurden die Sehenswürdigkeiten von Heilbronn erkundet und nachmittags erlebten die Gäste eine sehr interessante Führung durch Bad Wimpfen, eine wunderschöne, an der Burgenstraße und am Neckar gelegene mittelalterliche Stadt. Von hier aus ging es direkt ins Bürgerhaus Heilbronn, wo sich der kulturelle Abend als Höhepunkt des Besuches herausstellen sollte.

Die Gäste wurden schon vor der Halle mit einem Platzkonzert vom "Karpaten - Tanz- und Unterhaltungsorchester Heilbronn" unter der Leitung von Uwe Horwath begrüßt. Das Programm im Saal begann mit den Liedern: "Det Brännchen", "O, du mein Neckartal", "Sangtichsglock" und "Glocken der Heimat", gekonnt vorgetragen vom "Liederkranz der Siebenbürger Sachsen Heilbronn" unter der Leitung von Melitta Wonner.

Ines Wenzel und der Landesvorsitzende Alfred Mrass begrüßten die Gäste aus Übersee und die zahlreichen Zuschauer aus Heilbronn und Umgebung. Die "Youngstown Saxon Blaskapelle" unter der Leitung von Jon Nathan Wolfe eröffnete ihr kulturelles Programm mit dem Deutschlandlied und der Hymne der USA. Es folgten konzertante Stücke für Blasinstrumente. Dann trat die Gasttanzgruppe, ein Zusammenschluss aus den Tanzgruppen aus Youngstown, unter der Leitung von Erna Sara Weber, und aus Cleveland, unter der Leitung von Amanda-Rose Seiler-Botsch, auf und zeigte eine Folge von vier Tänzen; nach weiteren Stücken des Orchesters trat die Tanzgruppe noch einmal auf. Der kulturelle Teil des Abends wurde mit dem gemeinsamen Singen des Siebenbürgen-Liedes beendet. Alles in allem hatten unsere Gäste einen perfekten Auftritt, der das Heilbronner Publikum über alle Maßen begeisterte und allen noch lange in Erinnerung bleiben wird.

Die Gruppe hat uns einmal mehr gezeigt, dass es sich lohnt optimistisch zu sein, was die Zukunft unserer Kulturgruppen angeht. Der Verband in den USA besteht schließlich schon seit mehr als 100 Jahren, und es scheint an jugendlichem Nachwuchs nicht zu mangeln! Anschließend spielte die Youngstown Saxon Blaskapelle zum Tanz auf. In einer der Pausen stellten sich die Gasttanzgruppe und Jugendtanzgruppe Heilbronn spontan zu einer "Sternpolka" auf. Der gemeinsame Tanz löste Gefühle aus, die man nicht beschreiben kann. An diesem Abend konnte man wieder erkennen, wie wichtig dieser Austausch für unsere Landsleute ist, sei es nun bei Musik, Tanz oder auch nur im Gespräch.

Nach einer langen Nacht mit wenig Schlaf brach der Bus - am Steuer der versierte und stets freundliche Walter Käferböck - am Dienstagmorgen in Richtung Gundelsheim am Neckar auf. Hier wurden die Gäste von Heimleiter Gerhard-Christian Schmidt herzlichst begrüßt. Geplant waren ein kleiner Auftritt der Blaskapelle und Führungen durch die einzelnen siebenbürgischen Einrichtungen auf Schloss Horneck. Unsere Gäste ließen es sich allerdings nicht nehmen, ihre Tracht - trotz großer Hitze - noch einmal anzuziehen, um die Bewohner des Heimathauses Siebenbürgen mit einigen ihrer schönen Tänze und Musikstücke zu erfreuen. Nach einer verdienten Stärkung mit Holundersekt und Hanklich von Anita Steiners neuem Terrassenkiosk und ganz lieben Gesprächen mit den Heimbewohnern führte Marius Tataru die Gruppe durch das Museum. Der Kunsthistoriker bot interessante Hintergrundinformationen über die Geschichte und Kultur Siebenbürgens und erläuterte die Dauerausstellung des Museums. Christian Rother präsentierte die Siebenbürgische Bibliothek, Gerhard-Christian Schmidt führte durch das Schloss und das Altenheim und Pflegedienstleiterin Susanne Schuster durch die Pflegestation. Einen schönen Abschluss bildete das gemeinsame siebenbürgische Mittagessen, bei dem die Mitglieder des Kulturaustausches an den Tischen der Heimbewohner Platz nahmen.

Die Rückfahrt nach Heilbronn über die deutsche Burgenstraße im schönen Neckartal war sicher für viele der Teilnehmer ein einmaliges Erlebnis. In unserem Vereinsheim hatten inzwischen viele fleißige Helfer und die Gastfamilien ein Abschiedsgrillfest vorbereitet, bei dem wir die drei wunderschönen Tage mit unseren Gästen ausklingen ließen. Am Mittwochmorgen wurden alle Gäste zum Bus gebracht. Sowohl unter den Gastgebern als auch Gästen gab es zum Abschied Tränen um die Freunde, die man in dieser kurzen Zeit gefunden hatte.

An dieser Stelle möchten wir uns noch einmal aufs Herzlichste bedanken: bei den vielen Gastgebern, die unsere Gäste so lieb in ihren Familien aufgenommen und betreut haben, bei den vielen Helfern und Helferinnen, die für den reibungslosen Ablauf der drei Abende und unser leibliches Wohl gesorgt haben, bei den Verantwortlichen im Heimathaus Siebenbürgen, die für ein emotionales, kulturelles und auch kulinarisches Erlebnis gesorgt haben, sowie bei allen anderen Ehrenamtlichen, die uns bei der Organisation dieser Veranstaltung zur Seite gestanden sind. Wir durften einen Höhepunkt siebenbürgischen Gemeinschaftssinnes erleben. Dankeschön.

Christa Andree und Ines Wenzel



Phantastischer Tanzabend in Ingolstadt

Es war phantastisch, hinreißend, einmalig - all diese Worte umschreiben nur annähernd, was am Abend des 12. Juli 2006 im Sportheim des SV Ingolstadt-Zuchering geboten wurde. Der kiebitzende Zaungast war ebenso begeistert wie die Ingolstädter Gastgeber in dem voll besetzten großen Saal des Sportheims. Das Lob gilt jedoch nicht nur den Gästen aus Ohio und Youngstown, sondern in gleichem Maße den Ingolstädter Gastgebern, die unter ihrem Kreisgruppenvorsitzenden Willi Schenker einen einmaligen, lange in Erinnerung bleibenden, wenn nicht gar unvergesslichen Abend gestaltet haben.

Nach Abendessen und Aufwärmproben führte die Saxon Dance Group aus Cleveland und Youngstown Volkstänze in einer atemberaubenden Choreographie mit nachgerade akrobatisch-artistischen Einlagen vor, die sämtliche Zuschauer zu wahren Beifallsstürmen, unterlegt bzw. überhöht mit Begeisterungspfiffen und -rufen, hinrissen. Die akkurat vorgetragenen Tänze hatten - um es in der Sprache der Gäste zu sagen - einen Drive, der begeisterte und mitriss. Siebenbürgisch-sächsische bzw. deutsche Volkstanzkunst mit amerikanischem Touch, wie man sie nur in Sternstunden zu sehen bekommt. Annähernd eine Stunde dauerte der faszinierende Auftritt, an dessen Ende gemeinsam das Siebenbürgen-Lied gesungen wurde.

Feinste Sangeskunst wurde auch gleich im Anschluss vom Ingolstädter Chor geboten, der - noch in Unkenntnis vom Gastspiel der Saxon Dance Group - seine gewohnte Mittwochsprobe abhielt, jedoch gleich auf Zuruf herbeieilte und hiesige wie überseeische Gäste mit seinen Weisen unterhielt. Gleichermaßen keine bzw. nur zu kurze Zeit für Proben hatte die Ingolstädter Tanzgruppe, die gleichwohl gekonnt die uns vertraute Interpretation siebenbürgisch-sächsischer bzw. deutscher Volkstänze präsentierte und hierfür auch von den Gästen mit starkem Beifall bedacht wurde. Krönender Abschluss und Höhepunkt des Tanzteils war ein in gut gemischter Besetzung von beiden Tanzgruppen gemeinsam vorgetragener Tanz, der deutlich machte, dass Volkstanz auch ohne Proben nationenübergreifend jedenfalls dann auf Anhieb möglich ist, wenn sich Sachsen - welcher Couleur bzw. Herkunft auch immer - zum Tanz treffen.

Mit welch harter Arbeit und Konzentration sich die amerikanischen Gäste auf diese Tournee vorbereitet haben (müssen), kann wohl nur ein Tanzgruppenmitglied selbst beurteilen. Auch hierfür Kompliment und Respekt an die Gäste, die sich im übrigen nach eigenem Bekunden in Ingolstadt derart wohl gefühlt haben, dass die Präsidentin Erna Weber spontan versprach, möglichst bereits nächstes Jahr wiederzukommen.

Bleibt noch die so genannte Begleitkapelle, die Saxon Brass Band unter ihrem Dirigenten Nathan Wolfe. Sie intonierte altvertraut schmissige Marschmusik zum Ein- und Ausmarsch der Tanzgruppen. Damit aber nicht genug. Nach Ende der beiderseitigen Darbietungen wandelten sich die Marschmusiker zu einer flotten Tanzband, die bis kurz vor Mitternacht mit deutschen Schlagern zum Tanz aufspielte. Gäste und Gastgeber mischten sich im Tanz, sofern sie sich zur Unterhaltung und Abkühlung nicht nach draußen begeben hatten. Ebenfalls in gemischter Besetzung ließ ein Teil der Gäste und ihrer Ingolstädter Logisgeber den Abend bei bester Stimmung im Biergarten eines Innenstadtlokals ausklingen.

Der Föderationskulturaustausch mit der Saxon Dance Group war toll! Einfach toll! Nochmals Dank und Respekt an die amerikanischen Gäste und die Kreisgruppe Ingolstadt mit ihrem Vorsitzenden Willi Schenker.

Rolf-Dieter Happe



"Jetzt sind wir zu Hause"

Die Verantwortlichen der Kreisgruppe Nürnberg-Fürth-Erlangen hatten den Kulturaustausch mit den Kulturgruppen der Alliance of Transylvanian Saxons (ATS) genaustens vorbereitet, um unseren Freunden aus den USA die Möglichkeit zu bieten, sowohl ihr tänzerisches als auch ihr musikalisches Können unter Beweis zu stellen. Schnell schlossen sie sich dem Vorschlag von Annemarie Wagner an, eine Reise nach Würzburg mit Stadtführung und aktiver Teilnahme am Weinfest in Fahr am Main zu unternehmen. Auch für den geplanten Deutsch-(Sächsisch-) Amerikanischen Abend am Freitag im Nürnberger Haus der Heimat hatten wir sofort eine Lösung parat.

Am 14. Juli war es soweit. Ca. 19.30 Uhr trafen die Gäste mit jubelndem "Hallo" und einem verschmitzten "Jetzt sind wir zu Hause" im Haus der Heimat ein. Einer innigen Begrüßung durch die Vorsitzende der Kreisgruppe Nürnberg-Fürth-Erlangen-Schwabach, Inge Alzner, folgte eine nicht minder Herzliche zwischen den Gästen und den Gastgeberfamilien. Zur Gastfreundschaft der Siebenbürger Sachsen aus Nürnberg gesellte sich die Offenheit und Unbekümmertheit der Freunde aus den Staaten, so dass sich eine muntere Party bei Mici, Steak, Bier und dem unentbehrlichen Pali entwickelte, der nur die Müdigkeit ein Ende setzen konnte. Wie hätte es denn auch anders sein können, war doch ein echter Santa Claus unter den Gästen, so dass der Begegnung quasi der Stempel des Gelingens von vorneherein aufgedrückt war. Die Jugendlichen beider Seiten setzten die Kennenlernparty bis in die Morgenstunden in einem Nürnberger Lokal fort.

Erwähnenswert sind die Mitglieder der Jugendtanzgruppe Heilbronn, die an diesem Abend extra nach Nürnberg gekommen waren, um mit den neuen Freunden aus den USA noch ein wenig Zeit zu verbringen.

Samstags ging es dann ab elf Uhr zusammen mit Mitgliedern der Kreisgruppe Richtung Scheinfeld und Würzburg mit dem Ziel "25-jähriges Jubiläumsweinfest in Fahr". Schon die Hinfahrt erwies sich als kurzweilig, denn die jungen Freunde aus den USA wussten sie mit so manchem Lied zu versüßen. Dabei spielte die Sprache keine Rolle, denn sie wechselte munter vom Englischen zum Deutschen und in so manchem Fall auch zu unserer siebenbürgisch-sächsischen Mundart.

Bei einer Führung durch Würzburg spannte die Reiseführerin in einem sehr angenehmen Englisch einen Bogen von Kilian und Bonifacius über Balthasar Neumann und Riemenschneider bis ins 20. Jahrhundert zu den britischen und amerikanischen Bombenangriffen, denen Würzburg zum Opfer fiel.

Die Saxon Dance Group und Saxon Brass Band aus Younstown und Cleveland sowie die Nadescher Tanzgruppe waren laut Aussage von Marco Maiberger, Leiter der Touristeninformation Volkach, eine Augenweide für alle Besucher des Weinfestes in Fahr. Foto: Dieter Altstädter
Die Saxon Dance Group und Saxon Brass Band aus Younstown und Cleveland sowie die Nadescher Tanzgruppe waren laut Aussage von Marco Maiberger, Leiter der Touristeninformation Volkach, eine Augenweide für alle Besucher des Weinfestes in Fahr. Foto: Dieter Altstädter

Dass es häufig mehr Freude bereitet, etwas zu geben als zu nehmen, bewiesen unsere Gäste aus Übersee. Der Festumzug der amtierenden Weinkönigin aus Fahr, an dem auch die Saxon Dance Group, die Nadescher Tanzgruppe, die zwischenzeitlich dazu gestoßen war, und die Saxon Brass Band teilnahmen, wurde laut Aussage von Marco Maiberger, dem Leiter der Touristeninformation Volkach, zu einer Augenweide für alle Weinfestbesucher.

Auch bei den anschließenden Darbietungen der Tanzgruppen und der Blaskapelle hier im Mainfränkischen Fahr zeigte sich, dass Musik und Tanz, ganz gleich aus welchen Teilen der Welt, Menschen miteinander verbindet. Franken, Amerikaner und Siebenbürger Sachsen boten ein Bild der Harmonie und Gemeinschaft. Die Tanzgruppen zeigten ein außerordentlich erfrischendes Programm, das durch nichts zu überbieten war. Die Zuschauer belohnten die Darbietungen mit einem donnernden Applaus. Ebenso mitreißend wie die Tänzer wirkte die Band auf die Anwesenden. Die begeisterten Zuschauer forderten immer wieder Zugaben, die unsere Freunde auch gerne gewährten.

Die Nadescher Tanzgruppe begeisterte das Publikum mit ihrem Tanz "Rühler Springer" gab sich aber an diesem Abend, aus Zeitgründen mit einem kürzeren Auftritt zufrieden, um den Gastgruppen die Chance zu geben, ihre gesamtes Repertoire vorführen zu können. Das fantastisch organisierte Weinfest verließen wir mit der Gewissheit, dass sich Franken und Siebenbürger Sachsen noch ein Stück näher gekommen sind. Beste Stimmung auch auf der Heimreise nach Nürnberg, denn der Bus erschallte von altbekannten deutschen Liedern. Als Heidi Weber, eine der jüngsten Teilnehmerinnen aus Amerika das Siebenbürgen-Lied anstimmte, war jeder davon überzeugt: "Die Amis sind Sachsen".

Sonntag früh wurde dann mit einem weinenden und einem lachenden Auge Abschied genommen. Der Abschied fiel der Nadescher Tanzgruppe leichter, da sie im kommenden September unseren Gästen einen Gegenbesuch in den USA abstatten wird. Einige werden sich wieder sehen.

An dieser Stelle möchten wir den Gästen für ihre hervorragende Darbietungen und große Offenheit danken. Den Organisatoren und vor allem den Gastgeberfamilien gilt ein herzliches "Vergelt's Gott" und ein Dankeschön für die spontane Bereitschaft, unsere jederzeit herzlich willkommenen Gäste aus den USA zu beherbergen und zu begleiten.

Roswitha Kepp, Werner Henning und Inge Alzner



Der Funke sprang über

Eine weitere Station des Kulturaustausches waren Dinkelsbühl am 12. Juli, wo die Gäste aus Übersee von Oberbürgermeister Dr. Christoph Hammer empfangen wurden und bei der Besichtigung der Gedenkstätte der Siebenbürger Sachsen zutiefst bewegt waren. In Landshut wurden sie tags darauf von der dortigen Kreisgruppe unter dem Vorsitzenden Werner Kloos mit Schnaps, Hanklich und Spanferkel nach siebenbürgischer Art begrüßt. Bei einer Führung durch die Altstadt wies Martin Obermayer unter anderem auf die Städtepartnerschaft zwischen Landshut und Hermannstadt hin.

In Waldkraiburg erfreuten sich die Gäste an einem gemeinsamen Abendessen, einem Besuch des Volksfestes und des Stadtmuseums der Vertriebenenstadt, die nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden ist. "Es war faszinierend, dass wir uns trotz Sprachbarrieren auf Anhieb sehr gut verstanden haben. Der Funke zwischen uns Sachsen sprang schnell über", fasst Harry Lutsch, Vorsitzender der Kreisgruppe Waldkraiburg, zusammen.

Gleiches gilt auch für den Aufenthalt in München, bei dem die Gäste nach einem Empfang in der Bundesgeschäftsstelle und einem gemeinsamen Mittagessen mit Vertretern der Kreisgruppe München und der Bundesgeschäftsstelle im "Hofbräuhaus" einkaufen und die Innenstadt besichtigen konnten.

S. B.

(Siebenbürgische Zeitung, Folge 13 vom 31. Juli 2006, Leitartikel)

Schlagwörter: USA, Kulturaustausch, Föderation, Österreich

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