11. Juni 2011

Siebenbürgische Trachten neu kombiniert

Die Journalistin Marion Homm, deren Mutter Ute aus Agnetheln und deren Vater Werner aus Martinsdorf stammt, hat im vergangenen Jahr ihr Studium Modejournalismus/Medienkommunikation mit einer Diplomarbeit zum Thema „Heimatgefühl als Gesellschaftstrend“ abgeschlossen. Teil dieser Diplomarbeit war die Modestrecke „Zeitgefühl“, für die Marion Homm mit ihrem Vater, der die Fotos gemacht hat, nach Siebenbürgen gereist ist und die siebenbürgische Tracht, kombiniert mit aktueller Mode, in Szene gesetzt hat.
Mode ist eine eitle Kunst. Oberflächlich und teuer. Unnötig, sich lange damit auseinander zu setzen. Als ich nach München gegangen bin um Modejournalismus zu studieren, gab es einige, die abschätzend gelächelt haben, einige, die mich gefragt haben, warum ich nichts „Gescheites“ studieren will. Tatsache ist aber, dass Mode die Gesellschaft bestimmt. Wir ziehen uns jeden Tag an, kleiden uns für Ereignisse, nehmen in unterschiedlicher Kleidung verschiedene Rollen an. Kleidung sendet Botschaften aus. Das war es, was mich fasziniert hat. Das größte Symbol der Zugehörigkeit zu einer Gruppe, besonders zu einer Länder- oder Volksgemeinschaft, ist die einheitliche Kleidung, die Tracht. Sie entstammt einer Vergangenheit, hat sich meistens über einen langen Zeitraum nicht verändert. Anders als die Mode, die schnelllebig und hektisch ist. In meiner Modestrecke wollte ich diese beiden Aspekte zusammenbringen. Denn das eine existiert nicht ohne das andere. Es gibt keine Tradition ohne Moderne, keine Zukunft ohne Vergangenheit.
Die Models tragen Trachten aus dem Hermannstädter Umkreis, dem Gebiet, aus dem meine Eltern stammen. Zum Kombinieren habe ich überwiegend schwarz-weiße Mode gewählt. Sie wirkt zurückhaltend, die Tracht steht im Vordergrund. Außerdem sind Schwarz und Weiß Basisfarben der siebenbürgischen Tracht. Mode und Tracht wird kombiniert, um einen Übergang zu schaffen von der alten, traditionellen Zeit in Siebenbürgen zur heutigen, modernen Zeit in Deutschland. Eine Neuinterpretation schafft neue Denkansätze und Modernisierung. Die Models sind beide Rumänen, weil heute größtenteils Rumänen in Siebenbürgen leben.

Make-Up und Haare bleiben natürlich, was die Naturverbundenheit der Siebenbürger symbolisiert. Siebenbürgen ist ländlich und simpel schön. Zum Teil wurden die Haare streng nach hinten geflochten, als Hinweis auf die „richtige“ Frisur zur Tracht.

Als Locations wurden typisch siebenbürgische Landschaften gewählt: die christliche Wehrburg von Birthälm als eine der letzten gut erhaltenen Wehrburgen, ehemals wichtiger Sitz der Kirche, außerdem Ruinen und wilde, blühende Landschaft, die heute zum Bild Siebenbürgens gehören. Das Dracula-Schloss im Hintergrund soll auf Transsilvanien anspielen, wie es die meisten Deutschen kennen.
Den Gesellschaftstrend der Heimatbezogenheit wollte ich mit der Modestrecke „Zeitgefühl“ aufnehmen. Da ich aber meine Verortung, meine Wurzeln nicht in Bayern habe, habe ich die Tracht meiner Heimat Siebenbürgen gewählt. Neu interpretiert und kombiniert habe ich diese mit Mode, die in Deutschland erhältlich ist, als Zeichen der Übersiedlung meiner Eltern von Siebenbürgen nach Deutschland. Außerdem ist diese Mode die, mit der ich tatsächlich hier aufwachse, die hier in den Läden hängt und mich inspiriert und anzieht.

Marion Homm


Link:

Die Modestrecke „Zeitgefühl“ von Marion Homm auf www.siebenbuerger.de

Schlagwörter: Mode, Trachten, Brauchtum, Siebenbürgen, Fotografie

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