6. Oktober 2012

Zwei große Jubiläen in Baden-Württemberg gefeiert

Der BdV-Landesverband Baden-Württemberg feiert heuer 60-jähriges Bestehen. Beim „Tag der Heimat“ am 16. September in der Liederhalle Stuttgart wurde nicht nur dieses Jubiläums, sondern auch eines zweiten Ereignisses gedacht: Vor 60 Jahren wurde das Land Baden-Württemberg durch den Zusammenschluss der ehemaligen Bundesländer Baden, Württemberg-Baden und Württemberg-Hohenzollern gegründet.
Der Bund der Vertriebenen (Bdv), Landesverband Baden-Württemberg, hatte zu der Feier eingeladen und (fast) alle waren gekommen: Mitglieder des Deutschen Bundestages, des Landtags von Baden-Württemberg und seiner Fraktionen, der Parteien, der Wohltätigkeitsorganisationen und natürlich der BdV-Kreisverbände und Ortsgruppen sowie der vielen Landsmannschaften. Unter den Mottos „Erbe erhalten – Zukunft gestalten“ und „Wir feiern in die Zukunft rein“ traten auch mehrere Kulturgruppen aus dem BdV-Bereich in der gut zweistündigen Veranstaltung auf.

Nach der Begrüßung durch den BdV-Landesvorsitzender Arnold Tölg betonte der baden-württembergische Innenminister Reinhold Gall in seiner Festansprache, dass das Votum der Vertriebenen in Nordbaden 1951 den Ausschlag für die Gründung des Südweststaates gegeben hätte. Wahrscheinlich gäbe es Baden-Württemberg ab 1952 gar nicht, hätten sich die Vertriebenen nicht auf die Seite der Befürworter eines Zusammenschlusses gestellt. Die einzige Länderfusion in der bundesdeutschen Geschichte hängt also mit den Vertriebenen zusammen. Dieses Bundesland sei auch das Einzige, in dessen Verfassung das Recht auf Heimat verankert sei, beonte der Innenminister. Er freue sich, dass das landsmannschaftliche Verständnis sich heute gewandelt hätte, dass viele Vertriebene und Aussiedler Brücken in ihre ehemaligen Heimatländer schlagen, dass das Verständnis bei den Vertriebenen für die Menschen und Kulturen aus den Heimatländern zugenommen habe. Baden-Württemberg sei trotz aller Sparzwänge aus der Förderung der kulturellen Aktivitäten der Vertriebenen nicht ausgestiegen.
Die siebenbürgisch-sächische Volkstanzgruppe ...
Die siebenbürgisch-sächische Volkstanzgruppe Heilbronn auf der Bühne des Hegelsaales in Stuttgart. Foto: Michael Konnerth
Erika Steinbach, Präsidentin des Bundes der Vertriebenen, gratulierte dem BdV-Landesverband zu seinem Jubiläum und lobte die Tatsache, dass sich die Vertriebenen in Baden-Württemberg sehr früh organisiert hätten. Auf Bundesebene sei der BdV erst 1957, also fünf Jahre später gegründet worden. Sie sagte, die deutschen Vertriebenen hätten sich mit der Bekanntgabe der Charta der Heimatvertriebenen, einem außergewöhnlichen Dokument der Humanität und der politischen Weitsicht, mit dem Verzicht auf Rache, selbst überwunden. Heute wäre Deutschland als Kulturland ohne die Kultur der Vertriebenen nicht vorstellbar. Auch hätten die Vertriebenen vom Wirtschaftswunder nicht so profitiert wie die Einheimischen. Es wäre sehr zu begrüßen, in Deutschland einen nationalen Gedenktag an die Vertreibung von zwölf Millionen Deutschen einzuführen. Der Bundesrat habe schon 2003 einen solchen Gedenktag beschlossen, nun müssten Bundesregierung und Bundestag endlich aktiv werden. Auch müsste es eine Entschädigung für deutsche Zwangsarbeiter geben.

Die Veranstaltung wurde von Hartmut Liebscher, Landesvorsitzender der Deutschen Jugend in Europa (DJO), souverän moderiert. Eingeleitet wurde der künstlerische Teil von dem Blasorchester Egerland unter Gunnar Dieth. Des Weiteren traten u. a. das Südmährischen Ensemble für Chor und Instrumentalmusik, die Egerländer Familienmusik Hess sowie der Chor der Deutschen aus Waldenburg/Niederschlesien auf.
Der Ausstellungsstand der Landesgruppe Baden ...
Der Ausstellungsstand der Landesgruppe Baden-Württemberg. Foto Daiana Maties
Die stark verjüngte Heilbronner Volkstanzgruppe der Siebenbürger Sachsen hat sich bei ihrem ersten Auftritt in der Landeshauptstadt unter ihren neuen Leiterinnen Jessica Gall und Sarah Rohrmann sehr gut geschlagen. Sie tanzte den Neppendorfer Tanz und die Stolzenburger Mazurka und erntete frenetischen Beifall.

Die Siebenbürger Sachsen waren als Zuhörer eine der größten Gruppen im gut gefüllten Hegelsaal. Dazu hatte die intensive Mobilisierungsaktion der Landesgruppe Baden-Württemberg des Verbandes der Siebenbürger Sachsen beigetragen. Aus Aalen über Schwäbisch Gmünd und Schorndorf sowie aus Heilbronn waren zwei Busse nach Stuttgart gefahren, aus den Kreisgruppen Stuttgart, Backnang, Ludwigsburg, Böblingen, Esslingen, Pforzheim, Kirchheim-Teck und Göppingen waren viele Leute mit der S-Bahn angereist. Der komplette Vorstand der Kreisgruppe Biberach samt Ehepartnern (24 Personen) war mit dem Zug gekommen.

Alle Siebenbürger und andere Gäste freuten sich auch über den von der Landesgruppe unter der Verantwortung von Ingrid Augustin aufgebauten Ausstellungsstand mit sächsischen Trachtenpuppen, wertvollen Büchern und Infomaterial und bestaunten viele der Exponate.

Alfred Mrass

Schlagwörter: Baden-Württemberg, BdV, Tag der Heimat, Jubiläum

Bewerten:

10 Bewertungen: +

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.